Tägliche Meditationen
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Dienstag,
11. Juli 2023

"Du musst sterben, bevor du lebst, damit du lebst, bevor du stirbst"

Dienstag der vierzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Benedikt von Nursia, Mönchsvater, Vater des abendländischen Mönchtums, Schutzpatron Europas
Fest

Dorit Wilke-Lopez

Mt 19,27-29
In jener Zeit sagte Petrus zu Jesus: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen? Jesus erwiderte ihnen: Amen, ich sage euch: Wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen.

Einführendes Gebet: Jesus, danke für dein Versprechen, dass ich dir nicht umsonst nachfolge, sondern dass ich das Hundertfache erhalte, wenn ich mich von lieben Menschen und Dingen um deinetwillen löse. Lass mich in der Erkenntnis wachsen, dass bei aller Liebe zu den Menschen in meiner Familie und zu meinen Freunden doch immer du noch wichtiger bist und mich noch mehr liebst. Dann werde ich innerlich unabhängiger und kann dir und den Menschen besser dienen, weil du in mir wächst und mein zerbrechliches Ego abnimmt.

Bitte: Jesus, stärke mein Vertrauen.

1. Alles im Fluss. Die Frage nach dem, was wir verlassen müssen, stellt sich nicht nur für Jesu Jünger, sondern für alle Menschen. Auch heute wird jeder von uns etwas hinter sich lassen: eine Begegnung, eine Arbeit, eine Freude, einen Schmerz, irgendeinen schmerzhaften oder kostbaren Moment. Das Leben ist im Fluss und kann nur gelebt werden, wenn man es fließen lässt, indem man alle Bewegung, alle Abschiede, alle Veränderung vertrauensvoll aus Gottes Händen annimmt. Wie kann ich aber in einer Welt, die sich ständig verändert, festen Halt finden? Welche Antwort gibst du mir, Jesus?

2. Die Hoffnung bewahren. Selbst das Leben mit Jesus verändert sich. Er wird am Kreuz sterben. Sein Reich wird anders sein, als wir gedacht haben – so war es zumindest für die Apostel, und so kann es auch für uns sein. Kann ich mich darauf einlassen? Kann ich Vertrauen und Hoffnung bewahren? Kann ich loslassen? Was loszulassen fällt mir schwer? Wichtig hier: Hoffnung ist unterstützt durch eine Entscheidung. Ich kann mich entscheiden, zu hoffen, da ich fest glaube, dass Gott seinen Verheißungen treu sein wird. Ja, ich habe als Kind Gottes sogar ein Anrecht darauf, anzunehmen, dass alles zu meinem Besten gefügt sein wird.

3. "Du musst sterben, bevor du lebst, damit du lebst, bevor du stirbst". So lautet der Titel eines Buchs von Hans-Peter Royer, eines christlichen Predigers. Im Mittelalter gab es die "Ars moriendi", die Kunst des Sterbens. Am Ende des Lebens werde ich alles loslassen müssen. Und auch vorher muss ich einiges loslassen. Insofern ist das ganze Leben eine einzige Übung im Loslassen. Und in dem Maß, in dem ich im Leben los-lassen kann, kann ich ge-lassen leben. Gelassen in der Hand Gottes. Vertraue ich darauf, dass ich das Hundertfache empfangen werde, wenn ich für Jesus menschliche Bindungen, Dinge, an denen ich hänge, oder einfach meine eigenen Pläne loslasse? Bin ich bereit, all diese kleinen Tode zu sterben? Es lohnt sich.

Gespräch mit Christus: Gott, du bist der Fels, auf den ich mein Leben baue. Ich werde mich immer an dir festhalten. Ich werde den Saum deines Gewandes nicht loslassen, egal, welche Stürme meine Tage durchschütteln. Ganz gleich, welche Veränderungen mir Angst oder Hoffnung bereiten. Ich werde in kleinen Dingen sowie auch am Ende des Lebens auf das Licht der Auferstehung hoffen. Stärke meine Hoffnung.

Vorsatz: Ich kann einmal üben, alles freudig zu begrüßen, was meine Pläne durchkreuzt und anders läuft, als ich es haben will.

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