Tägliche Meditationen
X

Dienstag,
22. Januar 2019

Der Geist der Gebote

Dienstag der zweiten Woche im Jahreskreis
Hl. Vinzenz, Diakon, Märtyrer
Hl. Vinzenz Pallotti SAC

P. Bertalan Egervári LC

Mk 2,23-28
An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten - wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.

Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, erfülle mein Herz mit deiner Gegenwart und mit deinem Licht. Lehre mich beten und hilf mir, jetzt so zu beten und zu betrachten, wie es dir gefällt.

Bitte: Lass mich deine Gebote wahrhaft kennen und danach leben.

1. Gesetz Gottes und Gesetz der Menschen. Was für uns der Sonntag ist, war der Sabbat für die Juden – auf jeweils eigene Weise: der Tag des Herrn. Damit die Menschen ihn auch tatsächlich heiligten, gab es Vorschriften, die helfen sollten, wirklich zur Ruhe zu kommen (z.B. maximal einen Sabbatweg zurücklegen, kein Holz sammeln, keinen Handel treiben). Es kamen aber auch viele rein menschliche Verbote hinzu (z.B. die Zubereitung eines Teigs, das Tragen eines Gegenstands usw.). Ähren abreißen gehörte allerdings nicht dazu (vgl. Deut 23,26). Wenn Jesus nun an anderer Stelle sagt, er sei nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen; und wenn er weiterhin sagt, dass "auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen wird", dann meint er damit nicht rein menschliche Gesetze, die im Lauf der Zeit entstanden sind, sondern das ursprüngliche Gesetz Gottes, das den Israeliten am Sinai gegeben wurde. Die zehn Gebote sollen wir ihrem Inhalt und Wesen nach leben. Jesus ist gekommen, um den tiefen Sinn der zehn Gebote zu offenbaren, die immer gültig sein werden.

2. Aus Liebe zu Gott die Gebote halten. Ein Problem der menschlichen Gesetze war, dass es irgendwann zu viele wurden und die Juden schon allein dadurch daran gehindert wurden, die Gebote frei und aus Überzeugung zu beobachten. Außerdem lag der Fokus mehr und mehr auf einer rein äußerlichen Erfüllung. Wer die Vielzahl der Gesetze perfekt erfüllte, war ein guter Israelit. Gott ist aber nicht an einer bloß äußerlichen Einhaltung der Gebote interessiert. Vielmehr soll sie Ausdruck der Liebe zu ihm sein und von Glaube und Vertrauen zeugen. Es geht bei alledem um Gott, der uns aus Liebe einen Weg zum ewigen Leben aufzeigt, und es geht um unsere Antwort auf seine Liebe. Hier steht die persönliche, liebevolle Beziehung zwischen Gott und Mensch im Mittelpunkt, nicht die sklavische Einhaltung der Regeln eines Despoten.

3. Der den Geboten zugrundeliegende Geist. Somit ist es äußerst wichtig, nicht nur die Gebote zu kennen, sondern auch den Geist, der ihnen zugrundliegt. Nur dann können wir sie wahrhaft erfüllen. Je besser wir das Warum der Gebote Gottes verstehen, desto eher können wir sie einhalten und in jeder Situation gemäß dem Willen Gottes handeln. Mehr noch, manchmal sind Ausnahmen nicht nur möglich, sondern auch notwendig. Das Warum eines Tempolimits z.B. liegt hauptsächlich darin, die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Sollte man jedoch einen Schwerverletzten im Auto transportieren müssen, darf man guten Gewissens schneller fahren, solange man nicht andere gefährdet. Wer also genauso kleinlich wie die Pharisäer das Wesentliche vergisst und stattdessen auf eine minutiöse Einhaltung aller Regeln pocht, der läuft nicht nur Gefahr, sich wie die Pharisäer lächerlich zu machen, sondern er lebt auch immer wieder am Willen Gottes vorbei.

Gespräch mit Christus: Danke, Herr, für deine Offenbarung, die uns lehrt, immer auf dem sicheren Weg zum ewigen Leben zu gehen. Danke, dass du uns deine Gebote als Wegweiser schenkst. Hilf mir, sie immer besser zu verstehen und zu erfüllen. Lass mich nie kleinlich oder engstirnig werden, sondern lehre mich, sie allezeit aus Liebe zu dir zu erfüllen.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute nachsichtig sein mit allen, die einen Fehler begehen.

Archiv

Tägliche Meditationen