Tägliche Meditationen
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Sonntag,
25. März 2018

Ein ungewöhnlicher König

Palmsonntag
Hl. Annunziata
Hl. Kilian, Bischof
Hl. Prokop OSB, Abt
Hl. Jutta von Bernried

Beate Scheilen

Mk 11, 1-10
Es war einige Tage vor dem Osterfest Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor uns liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! 0 Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!

Einführendes Gebet: Herr, ich möchte dich in dieser letzten Woche deines irdischen Lebens begleiten. Zwischen "Hosianna" und "Kreuzige ihn" lagen nur wenige Tage. Wie ist es dir in dieser Zeit ergangen? Ich möchte dir ganz nahe sein und mitfühlen, was dein Herz bewegt.

Bitte: Jesus, bitte rufe mich in deine Nähe!

1. Warum so ausführlich? Die Evangelien berichten über die ersten 30 Jahre im Leben Jesu nicht viel, über die 3 Jahre seiner öffentlichen Lehrtätigkeit schon einiges mehr. Nun aber, in der letzten Woche seines Lebens, können wir beinahe alles, was Jesus tut und sagt, "live" mit verfolgen. Warum auf einmal diese Ausführlichkeit? Die Geschehnisse von Palmsonntag bis Ostern bilden die Basis der christlichen Verkündigung – darum sind sie es wert, in allen Einzelheiten geschildert zu werden. Wir sehen hier vor allem eines: Jesus ist nicht irgendein guter Mensch, der ehrgeizige Pläne hat, aber leider seinen Feinden unterliegt, weil sie stärker sind als er. Er ist der Sohn Gottes und Herr der Welt. Er ist auch der Herr seiner Feinde – deswegen kann er bewusst und freiwillig dem Leiden, das sie für ihn vorbereitet haben, entgegengehen. Gottes Vorsehung steht über allem, was in dieser Woche geschieht.

2. Warum ein Esel? Es ist kein Zufall, dass Jesus auf einem Esel in Jerusalem einreitet! So repräsentiert er den Friedenskönig aus Sacharja (9,9), der "auf dem Füllen einer Eselin" reitet und als gerecht und demütig beschrieben wird. Könige hatten damals nämlich das Recht, Transportmittel zu requirieren - Jesus weist sich mit der Anforderung des Esels also selbst als König aus. Das Tier, das er für den Einzug in seine Stadt wählt, symbolisiert Frieden und demütige Abhängigkeit von Gott. Auf Pferden ritten damals nur heidnische Unterdrücker, wie z.B. die Römer oder Assyrer. Jesus zeigt sich zudem als ein guter König, der seine Untertanen nicht schädigt: Er verspricht den Besitzern, das Tier sofort nach Gebrauch zurück zu bringen – ein für einen Herrscher doch eher ungewöhnliches Verhalten.

3. …und warum so ein Ende? Jesus zieht als König in sein Eigentum ein. Seine Mitpilger bejubeln ihn als den, der im Namen Gottes kommt und dem Volk Rettung bringen wird. Alles sieht gut aus: Jesus wird von den Römern erstaunlicherweise nicht als Aufrührer verhaftet und kann sich frei in der Stadt und im Tempel bewegen. Die von vielen vielleicht erwartete Machtübernahme Jesu bleibt allerdings aus… Fünf Tage später wird Jesus die Stadt wieder verlassen – zu Fuß, nachdem er im Namen Gottes aus der Volksgemeinschaft ausgestoßen wurde, verurteilt zu einem Tod, wie er grausamer und demütigender nicht sein könnte. Von den Jublern des Sonntags ist niemand mehr zu sehen. Dieser König entspricht nicht ihren Vorstellungen. Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: Den unseren entspricht er auf den ersten Blick auch nicht …

Gespräch mit Christus: Herr, du bist ein König, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat! Dein Triumphzug hat nichts von den Siegesfeiern anderer Herrscher an sich. Du hättest verlangen können, dass ganz Jerusalem sich vor dir niederwirft; aber du wolltest die freie Zustimmung deines Volkes – und dein einzigartiges Angebot, der Friedenskönig von Israel zu sein, wurde abgelehnt. Wie traurig!

Möglicher Vorsatz: Ich möchte herausfinden, in welchem Bereich meines Lebens Jesus bisher nicht regiert und werde ihn bitten, dort als König Einzug zu halten.

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