Tägliche Meditationen
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Montag,
5. Februar 2018

Alle wollen zu Jesus – warum?

Gedenktag
Hl. Agatha, Märtyrerin
Hl. Adelheid (Elke) Äbtissin
Hll. Albuin und Ingenuin, Bischöfe

Beate Scheilen

Mk 6,53-56
In jener Zeit fuhren Jesus und seine Jünger auf das Ufer zu, kamen nach Genesaret und legten dort an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannte man ihn sofort. Die Menschen eilten durch die ganze Gegend und brachten die Kranken auf Tragbahren zu ihm, sobald sie hörten, wo er war. Und immer, wenn er in ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Gehöft kam, trug man die Kranken auf die Straße hinaus und bat ihn, er möge sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.

Einführendes Gebet: Herr, ich sehne mich nach Heilung für meine körperlichen und seelischen Schwachstellen! Ich möchte eine umfassende Heilung, die mich näher zu dir bringt, nicht nur eine Art "geistliches Dragee", nach dessen Einnahme ich dich nicht mehr nötig habe.

Bitte: Bitte hilf mir, dich in dieser Gebetszeit wirklich zu berühren!

1. Jesus hat kaum Zeit für sich. "Man erkannte ihn sofort": Woher kennen die Leute Jesus eigentlich – damals gab es doch noch keine Fotos, kein Fernsehen und kein Instagram? Nun, vielleicht waren einige bei der Brotvermehrung dabei gewesen, die kurz vorher stattgefunden hatte. Nun erkennen sie Jesus wieder und das spricht sich herum. Jesus ist jetzt offenbar so populär geworden, dass er nirgendwo mehr hingehen kann, ohne von Menschenmengen belagert zu werden. So wie heutzutage ein berühmter Sportler oder Filmstar. Habe ich schon mal darüber nachgedacht, was es für Jesus bedeutet haben muss, keine oder nur sehr begrenzte "Zeit für sich" zu haben? Abgesehen von den Zeiten des einsamen Gebets ist er immer für die Menschen da, die ihn aufsuchen – wo sind die eigentlich, als er gekreuzigt wird? Jetzt laufen sie ihm nach mit ihren verständlichen, aber recht eigennützigen Wünschen. Als der Moment kommt, in dem sie IHM hätten helfen können, ist keiner mehr da. Jesus wusste das – und hat sich trotzdem um sie gekümmert.

2. Heilt Jesus auch heute noch? "Alle, die ihn berührten, wurden geheilt". Viele Menschen berühren Jesus täglich in der heiligen Kommunion – und die allermeisten werden nicht unverzüglich von ihren Krankheiten geheilt. Ist das ein Argument gegen die reale Gegenwart Christi in der Eucharistie? Nein, denn Gott ist frei und er respektiert das Maß unseres Glaubens. Außerdem möchte er auch, dass wir uns der natürlichen Mittel bedienen, die er uns gegeben hat. In unserem Teil der Welt gibt es ein hochentwickeltes Gesundheitswesen – im Palästina des Jahres 30 war das nicht der Fall. Einen Arzt aufzusuchen und Medikamente einzunehmen, wenn ich Beschwerden habe, ist auch ein Gang zu Christus, kein Zeichen mangelnden Gottvertrauens, sondern eine Kooperation mit Gottes Schöpfung, und ich kann dankbar sein, dass mir diese Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Wenn diese Mittel versagen, kann ich neben dem Wunder dieser natürlichen Möglichkeiten um ein noch größeres Wunder beten.

3. Die Messe ist keine Magie! Stellen wir uns einmal folgendes Szenario vor: Ab Weihnachten 2017 wird jeder, der die hl. Messe besucht und die Kommunion empfängt, umgehend von allen Krankheiten und Beschwerden geheilt, so wie die Leute, die damals Jesus berührten. Was würde geschehen? Unsere Kirchen wären schlagartig überfüllt und die Klagen über den dürftigen Gottesdienstbesuch wären für immer vorbei! Wirklich für immer? Nein, denn 90 % der Geheilten würden vermutlich am folgenden Sonntag schon nicht mehr zur Messe kommen, weil sie keinen Bedarf mehr erkennen würden. Ist es das, was Jesus sich wünscht? Die hl. Messe ist keine Magie! Jesus heilt mich nicht, damit ich mein altes Leben weiterführe und ihn dann alsbald vergesse. Heilung hat für ihn eine noch viel tiefere Dimension: Sie macht mich nicht (oder nicht nur) zu einem auf natürlicher Ebene gesunden, sondern zu einem übernatürlich neuen Menschen, dessen Leben auf einer ganz anderen Spur läuft als bisher! Sie ist ein Prozess, in dem der neue Mensch, der nach dem Liebesgebot lebt, sich zunehmend von ihm ergreifen und umgestalten lässt. Die Heilungen waren eher ein Zeichen der Gottesherrschaft, die mit Jesus unter den Menschen anbrach, Beweise seiner Macht und seines göttlichen Ursprungs, aber kein flächendeckendes Phänomen. Und: Besteht das wahre Problem nicht oft darin, dass die tiefe, innere Berührung mit Jesus im Glauben ausbleibt?

Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte dir die vielen Menschen bringen, die krank und von Schmerzen gepeinigt sind und an ihrer Lage fast verzweifeln. Hilf ihnen, den Blick von sich auf dich zu richten. Lass sie spüren, dass sie nicht alleine sind und dass sie dir vertrauen können.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute für einen kranken Menschen beten und/oder einen Kranken besuchen.

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