Tägliche Meditationen
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Sonntag,
10. Juni 2012

Mit den Augen des Glaubens

Zehnter Sonntag im Jahreskreis

P. Walter Schu LC

Mk 3,20-35
Jesus ging in ein Haus und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.

Einführendes Gebet:  Wieder ist eine Woche vergangen, verbunden mit dir und im Dienst für dich. Welche Freude, welche Ehre und Herrlichkeit ist es, einem König wie dir dienen zu dürfen! Herr, ich weiß, dass du alles neu machst und dass du mich in dieser Zeit des Gebets den Glauben neu und noch klarer erkennen lassen willst. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen. Die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beelzebub besessen; mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus. Da rief er sie zu sich und belehrte sie in Form von Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben. Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben. Und wenn sich der Satan gegen sich selbst erhebt und mit sich selbst im Streit liegt, kann er keinen Bestand haben, sondern es ist um ihn geschehen. Es kann aber auch keiner in das Haus eines starken Mannes einbrechen und ihm den Hausrat rauben, wenn er den Mann nicht vorher fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern. Amen, das sage ich euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften. Sie hatten nämlich gesagt: Er ist von einem unreinen Geist besessen. Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

Bitte: Herr, hilf mir, dass ich mich immer mehr bemühe, für andere zu einer Quelle des Glücks zu werden.

1.  Ein Zuhause für Jesus Christus. Wir wissen, dass Jesus während seiner Zeit des öffentlichen Wirkens immer wieder in Kafarnaum wohnte (Mt 4,13). Im heutigen Evangelium erfahren wir, dass unser Herr zuhause keine Ruhe findet. Die Leute, zu denen er gepredigt hatte, folgten ihm bis zu seiner Haustüre. Wenn wir von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen, wollen wir uns ausruhen, aber vielleicht warten unser Ehepartner und die Kinder auf uns. Sie brauchen unsere Liebe, und das bedeutet, dass wir ihnen unsere Zeit, unsere Hilfe und unser Mitempfinden schenken. Mitglieder aus dem weiteren Familienkreis, Nachbarn, Freunde und Menschen in Not brauchen ebenso unsere Hilfe und Liebenswürdigkeit. Unsere Lieben und die Hilfsbedürftigen müssen uns aus uns selbst herausziehen, damit wir uns wie Christus ihnen zuwenden und ihnen aus Liebe den ganzen Tag hindurch dienen. Bemühe ich mich darum, wenn ich nach Hause komme, für meine Familie eine Quelle des Glücks und der Unterstützung zu sein, oder verschließe ich mich in meinem Egoismus den Nöten der anderen?

2. Ein Mensch für andere. „Jesus war ein Mensch, der für andere gelebt hat. So viele Leute drängten sich um Jesus und seine Jünger, dass sie keine Zeit zum Essen hatten. Nichts war Jesus wichtiger, als die Seelen seiner Nächsten mit der Nahrung seiner Liebe und seiner Wahrheit zu nähren, so sehr, dass er es vernachlässigte, sich selbst zu ernähren. Diese Haltung der Selbstaufopferung durchdrang jeden Moment seines irdischen Daseins und gipfelte in der Ganzhingabe seines Lebens am Kreuz auf Kalvaria” (John Bartunek LC, The Better Part, S. 375). Wie sehr bin ich von dem Wunsch durchdrungen, den anderen um mich herum zu dienen, bis hin zum Opfer, dem Maß meiner Liebe zu ihnen? Hat man mir schon einmal vorgeworfen, dass ich verrückt bin, weil ich mich so sehr für andere hingebe?

3. Ist er von Sinnen? Einer der Verwandten Jesu, dessen Weltanschauung allzu menschlich war, glaubte, dass Christi Hingabe für die Anderen übertrieben sei. „Die einzige Erklärung dafür war, so dachten sie, dass er verrückt geworden sei. Wenn wir diese Worte des Evangeliums lesen, können wir nicht anders als über die Liebe, die Jesus für uns hat, berührt zu sein: die Leute hielten ihn deswegen für verrückt. Viele Heilige, die dem Beispiel Christi folgten, wurden für verrückt gehalten ‐ aber sie waren verrückt aus Liebe, verrückt aus Liebe zu Christus” (The Navarre Bible: St. Mark, S. 87). Sehne ich mich danach, Christus in meinem Herzen und in meinem Leben zu lieben, bis hin zur Verrücktheit? Ist mein großes Lebensziel das Erlangen der Heiligkeit ‐ nicht um meinetwillen, sondern um Christi Liebe willen, um zu helfen, dass sein Reich in allen Seelen aufgerichtet wird?

Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir für das Geschenk des Glaubens. Dieses Geschenk ist kostbarer als das Leben selbst. Hilf mir, die anderen mit den Augen des Glaubens zu sehen, und mich ihnen hinzugeben in Liebe und Fürsorge, so wie du es getan hast. Hilf mir, dich wie „verrückt” zu lieben, wenn ich allen meinen Brüdern und Schwestern diene.

Vorsatz:  Am Ende meines Arbeitstages will ich mich ganz besonders den Sorgen und Nöten meiner Familie widmen.

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