Tägliche Meditationen
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Montag,
9. Mai 2016

Die naive und die reife Liebe

Montag der siebenten Woche in der Osterzeit
Hl. Volkmar OSB

Lorli Pregel

Joh 16,29-33
In jener Zeit sagten die Jünger zu Jesus: Jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Gleichnissen. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist. Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.

Einführendes Gebet: Herr, das Letzte Abendmahl war ein so inniger Moment mit deinen Aposteln, ein Moment der vertrauensvollen Offenheit. Schenke mir, Herr, in diesem Gebet diese Innigkeit im Gespräch mit dir, lass unsere Freundschaft tiefer werden.

Bitte: Ich bitte um innere Offenheit für dein Wort und deine Gnade.

1. Die naive und die reife Nachfolge. Die Jünger sind begeistert vom Vertrauen, das Jesus ihnen zeigt, von seiner Nähe und Offenheit. Es gibt ihnen das Gefühl, in ihrer Freundschaft mit Jesus und in ihrem Glauben an ihn einen Höhepunkt erreicht zu haben; sie fühlen sich sicher, stark und geborgen in ihm, sind sich ihrer Freundschaft und Treue ihm gegenüber sicher. Doch sie haben noch nicht begriffen, was bevorsteht. Jesus korrigiert ihre gut gemeinte, doch naive Vorstellung. Schon mehrmals hatte er von "seiner Stunde" gesprochen, hatte die Passion und sein Leiden angekündigt; doch die Apostel hatten es weder verstanden noch wahrhaben wollen. Jesus konfrontiert sie nun noch einmal mit den ihm unmittelbar bevorstehenden Leiden und auch mit ihrer eigenen Schwäche, die in dieser Stunde ans Licht kommen wird. Jesus scheint aber nicht aufgebracht zu sein. Er weiß, dass die Jünger diese Prüfung brauchen, um in ihrem Glauben zu wachsen und zu reifen.

2. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Die Gegenwart des Vaters ist die wahre Quelle, aus der Jesus Kraft und Trost schöpft. Er lebt geborgen in dieser Gegenwart; eine Gegenwart, die ihn nicht vom Leid befreit (Vater und Sohn sind sich einig, dass sie die Welt auf diesem Weg erlösen werden); es ist eine Gegenwart, die trägt und in jedem Moment die Gewissheit gibt, dass nichts umsonst ist. Auch die Apostel können dieser Aussage entnehmen, dass das, was Jesus Kraft verleiht, letztlich nicht ihre Treue als Apostel ist. Vielleicht hat dieser Gedanke im Nachhinein auf die Apostel eine befreiende Wirkung gehabt. Nachdem sie ihre eigene Unzulänglichkeit erfahren hatten und Jesu Voraussage bestätigt sahen, spendete ihnen dieses Trost, weil sie wussten, dass er nicht allein war. Und sie erkannten, dass Jesus schon wusste, dass sie noch nicht die Kraft haben würden, ihn zu begleiten.

3. Habt Mut, ich habe die Welt besiegt. Jesus hatte den Jüngern ihr eigenes Versagen vorausgesagt. Sie brauchten viel Mut und Stärke, um ihre eigene Schwäche zu akzeptieren und die Kraft zu finden, um zu glauben und zu vertrauen. Doch dieser Mut und diese Kraft entsprangen nicht aus dem, was aus Eigenem in sich trugen, sondern hatten eine andere Quelle: Jesu Sieg und Auferstehung. Seine Auferstehung bedeutete, dass Jesus lebt und mit ihnen geht. Uns schenkt sie die Gewissheit, dass das Böse in der Welt endgültig besiegt ist (auch wenn es auf dieser Erde noch Macht hat und wirksam ist). Ein kurzer Blick in die Apostelgeschichte lässt erkennen, was die Erfahrung des Sieges Christi in den Aposteln bewirkt hat. Sie empfingen im Glauben einen kühnen Mut und eine schier unüberwindliche Kraft. Ihr Glaube war durch die Erfahrung des Kreuzes gereift und durch die Auferstehung strahlend und stark geworden ist.

Gespräch mit Christus: Jesus, es gibt Momente in meinem Leben, in denen ich deine Nähe besonders intensiv erfahre; in solchen Momenten fühle ich mich stark und getragen. Doch es gibt auch Momente, in denen ich mich sehr schwach und klein fühle; fast unfähig, mich den Herausforderungen zu stellen und dir treu zu sein. Hilf mir, im Glauben zu wachsen. Schenke mir die Gewissheit deiner Auferstehung; eine Gewissheit, dass, egal was passiert, du schon gesiegt hast und du mir eines Tages vollkommenen Anteil an deinem Sieg schenken wirst.

Möglicher Vorsatz: Ich werde einen Besuch beim Allerheiligsten machen (oder einen Moment der Stille in meinem Zimmer suchen) und für Menschen in aussichtslosen Situationen beten und diese dem Herrn und seinem Sieg anvertrauen.

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