Tägliche Meditationen
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Montag,
20. Juni 2016

Die Anderen

Montag der zwölften Woche im Jahreskreis
Hl. Adalbert von Magdeburg
Hl. Margarete Ebner OP

Natalie K.

Mt 7,1-5
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Einführendes Gebet: Herr, ich glaube, dass du jetzt hier bist, dass du auf mein Herz blickst, auf all mein Leiden, all meine Wunden und all meinen Stolz. Du hast so ein wunderbares, demütiges Herz und willst mich heute in dieses Herz hineinziehen.

Bitte: Herr, hilf mir zu erkennen, was mein persönlicher Balken im Auge ist.

1. Ein guter Christ. "Gott sei Dank bin ich ein guter Christ", ein Satz, der, wenn wir ganz ehrlich sind, uns öfter mal zumindest in unseren Köpfen herumschwirrt. Ich gehe jeden Sonntag zur Messe, engagiere mich ganz fleißig in der Gemeinde, was hoffentlich jeder mitbekommt. Zumindest nach außen habe ich eine intakte Familie. Ich spende immer für die Bedürftigen, in Diskussionen über Religion kann ich meinen Standpunkt verteidigen, ja ich bin ein guter Christ. Und wenn ich ganz ehrlich bin, zutiefst ehrlich - wie oft denke ich, dass ich besser bin als der nach Alkohol stinkende Mann, der mich um Geld bittet. Wie oft denke ich, dass ich besser bin, als die alleinerziehende Mutter, die von ihrem Ehemann getrennt lebt. Wie oft denke ich, dass ich besser bin als meine Bekannten, die nicht gläubig sind, dass ich besser bin als dieser Pfarrer, der sein Priestertum eher schlecht als recht lebt. Wenn ich ganz ehrlich mit mir selbst bin, erkenne ich diesen Gedanken. Oder wenigstens die starke Versuchung, mich diesem Gedanken hinzugeben.

2. Mein Balken. Dass ich mit einem verächtlichen Blick an dem Trinker vorbeigegangen bin, ohne ein gutes Wort, ist mir nicht aufgefallen. Als die alleinerziehende Mutter mich letztens gebeten hat, für eine Weile auf ihre Kinder aufzupassen, damit sie schnell beim Amt etwas erledigen kann, musste ich ablehnen, ich musste noch meinen Rosenkranz beten. Dass ich lieber über einen bestimmten Priester schlecht rede, als für ihn zu beten, ist mir auch nicht aufgefallen, dass ich damit ein scheinheiliges Zeugnis vor meinen nicht gläubigen Freunden abgebe, ebenfalls nicht. Ja wirklich, der Balken in meinem Auge ist so groß, dass ich kaum mehr anderes wahrnehme als die "Fehler" der anderen. Wenn ich solch einen wirklich schonungslosen Blick auf mich richte, kann ich nur sagen, dass ich oft genug Gefahr laufe, ein Heuchler zu sein.

3. Das stolze Herz. Stolz kann das Herz sehr hart machen. Manchmal lernen wir auf sehr drastische und schmerzvolle Art und Weise, dass wir doch nicht besser sind als die anderen, dass wir schwach sind. Das Herausziehen des Balkens kann sehr schmerzvoll sein, aber es ist wichtig und nötig, denn ein stolzes Herz ist nicht fähig, sich zu bekehren. Ein Herz, welches weiß, dass es eben nicht unfehlbar ist, das weiß, dass es die Gnade Gottes braucht, kann sich in die liebenden Arme Gottes werfen, kann all jene, die Gott ihm auf seinem Weg schickt, fangen und vielleicht sogar ein Stückchen näher zu Gott bringen. Nur ein demütiges Herz vermag die Liebe Gottes auszustrahlen.

Gespräch mit Christus: Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde unsere Herzen nach deinem Herzen!

Möglicher Vorsatz: Heute will ich versuchen, niemanden zu verurteilen, sollte es doch passieren, will ich ein Stoßgebet für diesen Menschen beten.

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