Sonntag,
16. Oktober 2022
Lehre uns beten!
Neunundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Hedwig, Herzogin von Schlesien
Hl. Gallus, Mönch,
Einsiedler, Glaubensbote
Hl. Margareta Maria Alacoque, Ordensfrau
Br. José Andrés González Fernández LC
Lk 18,1-8
In jener Zeit sagte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und
darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen
Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte:
Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich
fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in
Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der
Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht
zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen
unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde
finden?
Einführendes Gebet: "Herr, lehre uns beten", sagten die Jünger zu Jesus, nachdem sie ihn so oft allein und in der Stille hatten beten sehen. Heute zeigt uns Jesus mit seinen Worten mehrere wichtige Aspekte des Gebets auf: Glaube, Beharrlichkeit und Demut.
Bitte: Jesus, wir bitten dich heute wie damals die Jünger: Lehre uns beten, öffne unsere Herzen, gib uns den Glauben, den wir brauchen, um deine Stimme zu hören und in deine Gegenwart einzutreten.
1. Glaube. Es ist kein Zufall, dass Jesus seine Predigt mit diesem Wort beendet: Werde ich den Glauben auf Erden finden, wenn ich wiederkomme? Jesus macht uns klar, dass wir viel Glauben brauchen, um die Fruchtbarkeit des Gebets zu erfahren, besonders wir, die wir in einer Welt leben, die so skeptisch und berechnend ist. Bitten wir Jesus um den Glauben dieser armen Witwe, die sich nicht scheut, trotz aller Widrigkeiten ihre Bitten zu wiederholen. Nähern wir uns Jesus in dem Glauben, dass er gegenwärtig ist, dass er uns zuhört, dass er weiß, was in unseren Herzen vorgeht, und dass er will, dass wir ihm unser Herz geben.
2. Beharrlichkeit. Aus menschlicher Sicht gibt uns die Witwe in diesem Gleichnis ein Beispiel der Beharrlichkeit. Auch in vielen anderen Evangelien gibt Jesus ähnliche Beispiele für ein beharrliches Gebet und versichert uns, dass uns alles gegeben wird, worum wir bitten. Aber nicht nur das, er sagt: Wenn wir, die wir böse sind, denen, die darum bitten, Gutes zu geben wissen, wie viel mehr wird unser himmlischer Vater, der ganz gut ist, uns geben, worum wir bitten! Deshalb können wir auch heute um die Tugend der Beharrlichkeit bitten und uns bemühen, sie zu erlangen, gerade wenn die Dinge schwierig oder unmöglich erscheinen, denn für Gott ist nichts unmöglich.
3. Demut. Die Tugend, die viele Heilige als "Fundament" aller Tugenden bezeichnet haben, die Demut, ist auch grundlegend für das Gebet. Wir werden nur dann beten und Gott um seine Gnaden bitten können, wenn wir erkennen, dass wir ihrer bedürfen. Nur wenn wir wie diese Witwe uns selbst als arm und bedürftig erkennen, können wir uns Gott in Wahrhaftigkeit nähern. Wer schon alles hat, braucht nicht zu fragen, er braucht Gott nicht. Wie oft hören wir das in unserer Kultur: "Wir brauchen Gott nicht mehr." Wir aber haben deutlich erkannt, dass wir Gott brauchen, dass wir ohne ihn nichts tun können, und so nähern wir uns ihm demütig im Gebet und öffnen ihm unser Herz.
Gespräch mit Christus: Guter Vater, wir leben heute in einer Welt, die uns einlädt, die Augen vor allem zu verschließen, was unseren Glauben ausmacht, stattdessen an unsere eigene Kraft zu glauben und aufzugeben, wenn unsere Kräfte versagen. Gib uns Glauben, damit wir die Dinge mit dem Herzen sehen lernen, Demut, um zu wissen, dass wir deine Hilfe und die Hilfe der Menschen um uns herum brauchen, und Beharrlichkeit, um immer wieder zu kämpfen und im Gebet um deine Gnade zu bitten.
Vorsatz: Heute können wir an einer dieser drei Tugenden arbeiten, die uns Jesus im Evangelium vorstellt, und am Abend einen Moment des Gebets halten, bei dem wir über den Tag nachdenken: Glaube, Beharrlichkeit und Demut.