Tägliche Meditationen
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Dienstag,
2. Juni 2020

Ein verkehrtes Vaterbild

Dienstag der neunten Woche im Jahreskreis
Hll. Marzellinus und Petrus, Märtyrer

Br. Raphael Meyer LC

Mk 12,13-17
In jener Zeit wurden einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes zu Jesus geschickt, um ihn mit einer Frage in eine Falle zu locken. Sie kamen zu ihm und sagten: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen? Er aber durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Warum stellt ihr mir eine Falle? Bringt mir einen Denar, ich will ihn sehen. Man brachte ihm einen. Da fragte er sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Da sagte Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Und sie waren sehr erstaunt über ihn.

Einführendes Gebet: Geliebter Vater, lass mich dein wahres Gesicht erkennen, damit ich nicht glaube, deine Liebe mit meiner Leistung verdienen zu müssen.

Bitte: Lass mich deine Liebe zu mir erfahren.

1. Ein ungerechter Kaiser? Der Kaiser kann nur ein Trugbild Gottes sein. Er verlangt, dass das Volk ihm Steuern zahlt und lässt ihm keine andere Wahl. Wenn einer sie nicht bezahlen kann, wird er bestraft. Es schleicht sich vielleicht der Gedanke ein, Gott Vater könnte wie ein Kaiser sein und nichts von dem, was wir geben, für ihn gut genug. Immer müssten wir uns demnach bemühen, besser zu sein und dabei geben wir doch schon alles, um die Steuer überhaupt bezahlen zu können und bloß nicht bestraft zu werden. Wir zahlen dann immer mehr, weil wir hoffen, dass er irgendwann mit uns zufrieden ist und dass wir uns seine Zufriedenheit durch unsere ständigen Abgaben verdienen können. – Doch so geht der Vater nie mit uns um.

2. Der gute Vater. Es ist unmöglich, das Wohlwollen Gottes durch eigene Leistung zu gewinnen, denn seine Gunst ist nicht etwas, was wir verdienen können. Wir müssen sie uns schenken lassen. Allerdings wollen wir dem Vater so oft beweisen, dass wir würdig sind, von ihm geliebt zu werden, denn oft zweifeln wir an seiner Liebe oder vergessen, wie sehr er uns liebt.

3. Gott geben, was Gott gehört. Wenn wir Gott geben, was ihm gehört, machen wir uns Christus ähnlich. Er gibt dem Vater alles, was er hat und ist: sich selbst. Er weiß, dass alles vom Vater kommt und dass er alles von ihm empfangen hat (vgl. Matthäus 11,27). Er glaubt immer an die Liebe des Vaters, selbst am Kreuz. Denn der Psalm, den er dort betet und der scheinbar mit Verzweiflung beginnt, endet im Lobpreis. (vgl. Ps 22)

Gespräch mit Christus: Vater im Himmel, du verlässt mich nie, auch wenn ich manchmal ein Tal der Tränen durchwandern muss. Hilf mir, in diesen Momenten dein liebendes Antlitz vor Augen zu haben. Ich möchte mich wie Jesus immer als dein geliebtes Kind wissen.

Vorsatz: Heute Abend will ich mir all das Gute in Erinnerung rufen, das der Vater an mir getan hat.

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