Dienstag,
30. Juni 2009
Der schlafende Jesus
Dienstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
P. Jeffery Bowker LC
Mt 8,23-27
Jesus stieg in das Boot, und seine Jünger folgten ihm. Plötzlich brach auf dem See ein gewaltiger Sturm los,
sodass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm und weckten
ihn; sie riefen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr
Kleingläubigen? Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See und es trat völlige Stille ein. Die Leute
aber staunten und sagten: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar die Winde und der See gehorchen?
Einführendes Gebet: Herr, ich komme zu dir in dieser Betrachtung und bin bereit, alles zu tun, worum du mich bittest. Mir selbst überlassen nehme ich oft den leichten und bequemen Weg, ich weiß aber, dass der Weg eines Christen durch das enge Tor hindurch führt. In dir habe ich den Grund gefunden, um den leichten Weg zu verlassen und den vollkommeneren Weg der Liebe zu gehen. Ich bin bereit, von dir zu lernen, was es heißt, dir nachzufolgen.
Bitte: Herr, schenk mir die Gnade eines reifen Glaubens.
1. Das Schweigen Gottes und der Glaube des Menschen. Stellen wir uns vor, wie wir anstelle der Apostel in diesem armseligen Boot sitzen, das von den Wellen hin- und hergeworfen wird. Die schlimmsten Ängste befallen uns; Jesus aber schläft. Wir sind versucht, ihn aufzuwecken und so viele Seelen tun dies, indem sie sich sofort beklagen, indem sie gleich die Hoffnung verlieren und das Gebet aufgeben, oder indem sie ihren Ärger an anderen auslassen. Wenn wir im Augenblick der Versuchung das Gefühl haben, die Kontrolle über unser Leben zu verlieren, dann ist es leicht, alle Hoffnung sinken zu lassen. Wir müssen aber nicht so handeln; stattdessen müssen wir die Macht betrachten, die vom schlafenden Christus ausgeht. Gott will uns durch Prüfungen näher an sich ziehen, damit wir erkennen, wie sehr wir seiner Hilfe bedürfen. Wir müssen aus dem Glauben leben; sonst herrschen in uns immer mehr Angst, Unsicherheit und Bitterkeit. Das „Schweigen Christi” ist mächtig. Wenn wir den Sinn davon nicht erkennen, begreifen wir eine der tiefsten Lehren des Herzens Christi nicht. „Das Schweigen Christi” müssen wir immer wieder betrachten und daraus lernen.
2. Das „Schweigen Christi” spricht zu unserem Glauben. Was hat es mit dem Schlafen Christi auf sich? Als junge Mutter hat Maria Jesus oft beim Schlafen betrachtet. Erzbischof Martinez schreibt darüber: „Jesus sah wunderschön aus, als er seine Worte des ewigen Lebens sprach, Wunder vollbrachte, die Menschen in Liebe anschaute, ihnen voll Erbarmen ihre Sünden vergab und sie zärtlich liebkoste. Ich hätte ihn aber gern betrachtet, als er schlief, weil ich ihn dann mit meinem Herzen betrachten könnte, ohne von seinem faszinierenden Blick abgelenkt zu werden, ohne von der Vollkommenheit seiner Schönheit und seines herrlichen Glanzes geblendet zu werden. Die Schönheit des wachen Jesus ist viel zu groß für mich kleines Geschöpf. Wer kann sie ertragen? Durch seinen Schlaf kann ich ihn besser betrachten, so wie das herrliche Strahlen der Sonne meinen Augen durch ein lichtdurchlässiges Objektiv angepasster wird, damit ich es betrachten kann” (When Jesus Sleeps, S. 15). Ich will der Macht Christi immer vertrauen.
3. Gottes ewige Pädagogik. Wasser, ein Boot, die Apostel und Christus , diese Szene wiederholt sich im Evangelium immer wieder. Wasser ist ein Symbol für die Erfahrungen des Lebens auf der rein menschlichen Ebene; das Boot steht für die Erfahrungen des Glaubens auf einer übernatürlichen Ebene ‐ es steht für unser Leben mit Christus. Christus will uns hier sagen, dass wir niemals zulassen dürfen, dass die Erfahrungen des Lebens unsere Erfahrungen des Glaubens überwältigen. Wir dürfen unser Leben nicht von den oberflächlichen Eindrücken der jeweiligen Augenblicke bestimmen lassen, sondern müssen aus dem tiefen Glauben leben, der uns das Handeln Gottes, die Weisheit seiner Vorsehung und das letzte Ziel der Ewigkeit offenbart. Der Glaube lässt uns Christi Gegenwart in unserem Boot erkennen; der Glaube lässt uns erkennen, dass jede Welle und jeder Wind eine Einladung an uns sind, auf den Einen zu vertrauen, der alles regiert. Durch den Glauben kann Gott unsere Herzen trösten, unsere Ängste beruhigen und die Freude in uns erhalten inmitten von Problemen und Schwierigkeiten, die vielleicht Monate oder Jahre andauern können.
Gespräch mit Christus: Herr, ich weiß, dass der Glaube mich verwundbar macht. Ich weiß aber auch, dass ich deine Liebe nicht erkennen kann, wenn ich nicht glaube, dass du mich glücklicher machen kannst, als ich mich selbst. Wenn ich den Feinden meiner Seele und meiner Sendung nicht entgegentrete und mich ganz deiner Gnade überlasse, werde ich niemals deinen Sieg erfahren.
Vorsatz: Heute will ich ein Problem anpacken und dabei ganz auf Gott vertrauen und mich ganz seinem machtvollen Arm überlassen.