Tägliche Meditationen
X

Dienstag,
29. Dezember 2015

Die Herrlichkeit des Herrn

5. Tag der Weihnachtsoktav
Hl. Thomas Becket, Bischof, Märtyrer

Karola Helfrich

Lk 2,22-35
Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Einführendes Gebet: Immer wieder geht mein Herz auf Wanderschaft, wendet sich nebensächlichen und falschen Dingen zu. In diesem Moment bringe ich es vor dich, will es dir öffnen, möchte es ruhen lassen an deinem göttlichen Vaterherz.

Bitte: Herr, lass mich danach trachten, Herz und Verstand am Evangelium auszurichten.

1. Begegnung mit Leib und Seele. Heute führt uns der Evangelist Lukas erneut in den Tempel. Die Heilige Familie ist gekommen, um die Vorschrift des mosaischen Gesetzes zu erfüllen: die Darstellung des Erstgeborenen. An der Pforte des Tempels angelangt, tritt ein hochbetagter Mann an die jungen Eltern heran, Simeon. Das ganze Dasein dieses gerechten und frommen Mannes war erfüllt von der leidenschaftlichen Sehnsucht nach dem Messias. Vom Heiligen Geist in den Tempel geführt, nimmt er das Kind in seine Arme. „Simeon und das Jesuskind” ‐ so lautet der Titel von Rembrandts Bild, das genau diesen Moment auf eindrucksvolle Weise zeigt. Der alte Mann, der seinem Ende entgegensieht, und das Neugeborene erstrahlen in sanftem Licht. Der Greis mit trübem Blick erkennt wohl mit den „Augen seines Herzens”, gleichsam in innerer Schau, den Erlöser auf seinen Armen. Sein Gesicht strahlt voll dankbarer Seligkeit über diese Begegnung mit „Leib und Seele”.

2. Lobpreis des Simeon. „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet”(Lk, 2, 29-32). Mit diesen Worten preist Simeon nach dieser langen Zeit des Wartens und der Wachsamkeit Gott. Beim Anblick dieses Kindes ahnt er, dass er der Verheißene ist. Simeon sieht sein Leben als erfüllt an. Diese Begegnung ist das zentrale Ereignis in seinem Leben, auf diesen Augenblick hin hat er gelebt. Nun kann er in Frieden sterben. Jeden Abend legt die Kirche ihren Gläubigen das Lied des Simeon in den Mund. Sein Lied ist die Mitte des Nachtgebetes. An der Schwelle von Tag und Nacht rühmt es die Herrlichkeit Gottes. Mit Simeon möchte auch ich ein Loblied singen: Jesus, dir leb’ ich. Jesus, dir sterb’ ich.

3. Meine Sehnsucht nach ihm. Simeons Sehnsucht nach dem göttlichen Kind, seine geduldige Ausschau nach dem Erlöser findet ihre Erfüllung. Und meine? Wie steht es um meine Suche nach dem Antlitz Gottes? Das Kind in der Krippe, das Kind in den Armen des greisen Simeon ist auch mir geschenkt. Im Bild Rembrandts scheint es, als ob Simeon uns den Heiland reiche, um ihn in unsere Arme zu legen. „Dieses innere Leuchten, das von diesem Kind kommt. Lassen wir uns von diesem Leuchten anstecken, das Flämmchen von Gottes Güte entzünden, und tragen wir alle durch unsere Liebe Licht in die Welt. Lassen wir dieses Licht nicht auslöschen durch die Zugluft der Zeit. Hüten wir es treulich und schenken wir es weiter” (Predigt in der Heiligen Nacht, 24.12.2005, Papst Benedikt XVI).

Gespräch mit Christus: Jesus, Simeon zeigt mir das Staunen über deine Herrlichkeit, das Versenken in deine Gegenwart, das Loben und Preisen deiner Erlösungstat. Ich sehne mich nach dieser Ergriffenheit von dir.

Möglicher Vorsatz: Ich suche dein Antlitz und betrachte in Liebe eine Darstellung von dir (Kreuz, Bild, Figur). Ich erhebe und lobe dich als meinen Heiland.

Archiv

Tägliche Meditationen