Tägliche Meditationen
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Sonntag,
23. Januar 2022

Gott spricht zu uns durch die Bibel

Dritter Sonntag im Jahreskreis
Sel. Heinrich Seuse, Ordenspriester, Mystiker

P. Anton Vogelsang LC

Lk 1,1-4;4,14-21
Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest. In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich danke dir für unsere gemeinsame Zeit. Ich möchte alle meine Sorgen und Aktivitäten hinter mir lassen, damit ich einfach nur hier bei dir sein kann. Ich glaube, dass du mich erschaffen hast und mich zu dir zurück in den Himmel führen willst. Danke für deine Liebe. Ich weiß, dass ich sie nicht verdiene, aber ich will versuchen, dich im Gegenzug zu lieben.

Bitte: Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen.

1. Menschenwort. Dank dieser Zeilen des Evangeliums können wir erkennen, wie Gott zu uns durch die Bibel spricht. Lukas war zweifellos von Gott inspiriert, dennoch schrieb er aus freien Stücken an Theophilus. Gott zwang ihn nicht dazu, denn er respektierte seine Freiheit, wie er auch unsere Freiheit respektiert. Lukas hatte dieses Vorhaben, und so macht er sich daran, den Tatsachen gewissenhaft und mit Engagement nachzugehen, mit Augenzeugen zu sprechen und einen geordneten Bericht zu schreiben. Aus diesem Grund sagen wir, dass in der Bibel das Wort Gottes in Menschenwort ausgedrückt ist.

2. Gotteswort. Die Bibel ist aber auch Wort Gottes, Gotteswort. Denn während Lukas das Evangelium schrieb, war Gott auch tätig in ihm. Er animierte ihn, das niederzuschreiben, was Gott ihm gebot. Wie ist das zu verstehen? Papst Leo XIII. erklärt in seiner Bibel-Enzyklika: "Denn er [der Heilige Geist] selbst hat sie durch eine übernatürliche Kraft so zum Schreiben angeregt und bestimmt, und den Verfassern also Beistand geleistet, dass sie all das und nur das, was er sie hieß, richtig im Geiste erfassten, getreulich niederschreiben wollten und passend mit unfehlbarer Wahrheit ausdrückten; sonst wäre der Heilige Geist nicht selbst Urheber der gesamten Heiligen Schrift." (Providentissimus Deus)

3. Jesus ist die Erfüllung des Alten Testamentes. Die Bibel ist nicht nur eine Sammlung einzelner Bücher, die Bibel ist ebenso ein Buch, das eine fortlaufende Geschichte erzählt, und zwar die Heilsgeschichte. Indem Jesus die Jesaja-Prophetie vorträgt, sagt er uns, dass sein Leben und seine Mission Teil dieser erhabenen Geschichte ist. Er ist die Erfüllung dieser Geschichte. Darum ist es notwendig, das Alte Testament kennenzulernen, wenn wir Jesus kennenlernen wollen. Jesaja spricht von der Rückkehr Israels aus dem Exil nach der Zerstörung Jerusalems. Doch obwohl einige Juden heimkehrten und die Stadt wiederaufbauten, verblieben sie wegen ihrer Sünden in einem spirituellen Exil, wie uns die Propheten sagen. In der heutigen Lesung teilt Jesus uns mit, dass er die Erfüllung dieser Prophetie ist, weil er uns aus diesem geistlichen Exil befreien wird.

Gespräch mit Christus: Guter Jesus, es gibt so vieles, wofür ich dir danken möchte, weil du mir so viel geschenkt hast. Am heutigen Tag möchte ich dir besonders für das Geschenk der Bibel danken, dein Wort für mich. Ich glaube nämlich, dass ich in der Bibel nicht bloß über Vergangenes lese, sondern ich begegne dir heute. Bei dir zu sein, danach verlange ich. Hilf mir, dass ich dir immer tiefer in der Eucharistie, in der Bibel und in der Betrachtung deines Kreuzes begegne.

Vorsatz: Ich begleite Jesus den ganzen Tag, indem ich über meine Lieblingsbibelstelle nachdenke.

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