Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
6. März 2019

Gottes Demut

Aschermittwoch
Hl. Friedolin von Säckingen, Mönch, Glaubensbote, Klostergründer

P. Thomas Fox LC

Mt 6,1-6.16-18
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Einführendes Gebet: Herr, du zeigst uns heute Wege auf, wie wir uns nach deinem Willen verändern, wie wir uns ein Vater formen lassen können. Es sind Wege der Demut. Lass uns das, was wir mit der rechten Hand und deiner Hilfe aufbauen, nicht mit der linken niederreißen und entwerten, weil es uns an Einsicht, wahrem Glauben, Demut und Tiefe fehlt.

Bitte: Jesus, hilf uns allen, in dieser Fastenzeit auf dich zuzugehen.

1. Was zählt, ist der rechte Geist. Wenn Gott so einfach sichtbar wäre, wie ein großer schöner Baum, der auf einer grünen Wiese steht, hätten wir wohl weniger Probleme damit, ihn wahrzunehmen und wertzuschätzen. So ein Baum würde uns wegen seines Alters, seiner enormen Größe und Wuchtigkeit Respekt einflößen und wegen seiner schönen Früchte Dankbarkeit abnötigen. Es hat Völker gegeben, die Bäume verehrt haben, die Germanen zum Beispiel… die Donareiche! Man stelle sich vor!Aber Gott ist ein verborgener Gott, denn Gott ist Geist. Und wer ihn anbetet, muss ihn – den Unfassbaren – im Geist und in der Wahrheit anbeten, und nicht an seinen Geschöpfen und an dem, was sie uns bieten können, hängen bleiben. Streben nach materiellen Gütern, Ruhm, Macht und Sinneslust entfernen von Gott. Immer. Sagen wir "Nein" dazu und "Ja" zum Gott, der unseren Geist erhebt.

2. Der verborgene Gott. Wir können Gott nicht sehen. Das liegt einerseits in der Natur der Sache, denn der Geist liegt jenseits des Wahrnehmungsfelds aller Sinnesorgane und Messinstrumente. Letztlich liegt es aber auch an der Erbschuld, der Verstoßung aus dem Paradies, dem Ort jener intimen Vertrautheit mit Gott, die wir in Adam und Eva einmal besaßen. Sofern Gott aber einen Grund hätte, sich zu verbergen, wäre das wohl seine Demut und sein Wunsch, dass wir tiefer nach ihm forschen. Denn all das Gute, das er uns tut, tut er in der Regel, ohne von sich reden zu machen. Man denke an jeden Atemzug, jeden Herzschlag, jeden Schritt, jede Mahlzeit, jedes Lächeln, jeden Gedanken, jedes Wort, jeden Jubel, jeden Seufzer, das Fließen der Stunden usw. Ja, die Gnaden, die er uns gibt, kommen unauffällig daher. Viele nehmen wir überhaupt nicht wahr, geschweige denn danken wir ihm dafür. Bei deren Anzahl kämen wir auch gar nicht hinterher…

3. Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir! Gott spielt zwar überall die erste Geige, aber er hat es auch geschafft, sich bis zur Unkenntlichkeit zu verbergen. So sehr, dass es Menschen gibt, die nicht an ihn glauben. Andere wiederum erkennen überall seine Spuren. Das sind die Mystiker. Aber auch sie erlangen das erst, nachdem sie eine Nacht der Sinne durchgemacht haben. Es gefällt Gott scheinbar ungemein, sich zu verbergen, denn er tut es auch in Jesus Christus. Die Pharisäer haben in ihm nichts als einen Menschen sehen wollen. Genauso die meisten Einwohner seiner Heimatstadt Nazaret. Heute hält man ihn weithin nur für einen guten Menschen oder inspirierten Religionsführer. Dabei ist er Gott. Aber als ob das alles noch nicht genug wäre, wollte er sich in der Eucharistie sogar seines menschlichen Antlitzes entledigen, denn dort sieht man nur einfaches Brot…

Gespräch mit Christus: Herr, es ist schwere Arbeit für meine Herz und meinen Verstand, dich im Verborgenen zu suchen. Lass mich beim Umgraben des Ackerbodens meiner Seele auf diesen kostbaren Schatz stoßen, dich selbst. Und lass mich alles dafür verkaufen.

Möglicher Vorsatz: Ich lasse anderen einmal den Vortritt und bleibe im Verborgenen. An der Kasse im Supermarkt. Am Mittagstisch. Im Gespräch. Beim Vorweisen meiner Ergebnisse.

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