Tägliche Meditationen
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Sonntag,
23. April 2023

Das heile Netz

Dritter Sonntag der Osterzeit – "Misericordias Domini"

P. Georg Rota LC

Joh 21,1-14
In jener Zeit offenbarte Jesus sich den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Einführendes Gebet:  Jesus, offenbare dich uns! Öffne unsere Ohren für deine Worte, so dass wir, deine kleingläubige Herde, voll Mut und Entschiedenheit dein Reich verkünden können.

Bitte: Lieber Jesus, sende uns aus!

1. Offenbarung Gottes. Unser guter Vater im Himmel kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Er hat uns aus ewiger Liebe geschaffen. Aus eben dieser Liebe heraus hat er uns als Abbild seiner selbst geschaffen, damit wir in der Welt sein Heilswerk vollenden. Unser liebender Vater weiß jedoch, dass wir oft schwach oder feige sind und von Zweifeln geplagt werden. Wie ein guter Vater sich seiner Kinder annimmt, so offenbart sich Gott uns, insbesondere dann, wenn wir es brauchen, um Christi Werk zu vollenden. Er zeigte sich den Jüngern schon das dritte Mal nach seiner Auferstehung. Wenn Gott uns begegnet und dieser liebende Blick uns durch Mark und Bein geht, dann erhält das eigene Leben eine neue, entscheidende Richtung. Eine solche einmalige Erfahrung kann genügen, um mein ganzes Leben zu verändern. Dennoch offenbart sich Jesus im heutigen Evangelium schon zum dritten Mal, um seine Jünger erneut zu stärken, gerade weil wir Menschen so schwach sind und Gottesbegegnung im Nachhinein ganz elegant verleugnen und anzweifeln können, aber eben auch, weil er uns liebt. Er liebt uns so sehr, dass er bei uns und mit uns sein und uns zur Fülle des Menschseins verhelfen möchte. Und genau das ist die Botschaft, die er damals wie heute an seine Jünger, an uns, geben möchte. "Ich möchte in euren Herzen sein." Schenken wir ihm Einlass in unsere Herzen, damit er durch uns in alle Herzen bis an die Enden der Welt gelangen kann.

2. 153 Fische. Kein Wort im Evangelium ist zufällig gewählt. Wenn wir also lesen, dass 153 Fische gefangen wurden, so lag es unserem Gott wohl am Herzen, dass wir diese genau Anzahl erfahren würden. Es gibt viele Interpretationen für dieses auffällige Detail in der Schrift. Eine mögliche lautet wie folgt: 1 + 5 + 3 = 9; Neun steht für die neun Chöre der Heiligen Engel. Engel sind rein geistige Wesen mit Verstand und Willen, die nicht nur "beständig das Antlitz des Vaters sehen, der im Himmel ist" (Mt 18,10), sondern auch "Vollstrecker seiner Befehle, seinen Worten gehorsam" (Ps 103,20) sind. Allzu oft vergessen wir, dass diese himmlischen Helfer uns immerwährend zur Seite stehen, denn einem jedem Menschen ist ein persönlicher Schutzengel zur Seite gestellt. Sein Auftrag lautet, uns und die ganze Schöpfung zum Vater im Himmel zu bringen. Vertrauen wir uns also der Hilfe der heiligen Engel und ganz besonders unseres Schutzengels an, damit sie uns und die ganze Schöpfung zurück zum Vater bringen.

3. Fruchtbarkeit. Als Simon Petrus Jesus erkennt, springt er sofort in den See. Er zögert nicht eine Sekunde, sondern macht sich sofort auf den Weg zu Jesus, obwohl die Boote nah am Ufer waren. Was können wir von ihm lernen? Wenn Gott uns besucht, dann sollen wir nicht zögern, oder dieses Erlebnis hinterfragen, sondern uns vielmehr in kindlichem Vertrauen in Gottes Arme werfen – die Arme eines gütigen und liebenden Vaters. Eines Vaters, der uns 153 Fische schenkt und vor allem ein Netz, das bei dieser Menge nicht zerreißt. Wenn wir den Pflug des Herrn in die Hand nehmen und für sein Reich den Acker pflügen, dann werden wir schnell erkennen, dass unsere anfängliche Euphorie durch die harte Realität und die Schwere der Mission herausgefordert werden. Schnell werden wir müde oder sind entmutigt oder gar erschöpft. Doch wenn wir wahrlich im Heiligen Geist handeln und nicht uns selbst, sondern mit demütigem Herzen Gott suchen, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass unser Netz nicht reißt. Jedes Kreuz, jede Mühe und Herausforderung wird dann nicht mehr vordringlich zur Last, sondern weitet unser Herz und lässt uns über uns selbst hinauswachsen. Dies wird den Frieden und die Fülle des Himmels in unsere Seele bringen, trotz aller Herausforderungen, und das ist ein Zeichen, dass unser Netz nicht gerissen ist; dass kein Fisch verloren geht, weil der Friede und die Freude des Himmels durch uns zu allen "Fischen" gelangt. Gott befähigt uns, 153 Fische zu fangen und dabei keinen zu verlieren. Gottes Wille erfüllt uns, unser eigener zerreißt uns.

Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, hilf mir, heute und alle Tage meines Lebens deinen Weg, deine Wahrheit und dein Leben zu wählen, damit ich einst bei dir im himmlischen Vaterhaus verweilen darf.

Vorsatz:  Heute werde ich jemandem über Jesus erzählen.

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