Tägliche Meditationen
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Dienstag,
10. November 2020

Kann ein Sklave glücklich sein?

Hl. Leo der Große, Papst, Kirchenlehrer
Gedenktag

Beate Scheilen

Lk 17,7-10
In jener Zeit sprach Jesus: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Einführendes Gebet: Herr, für dich gehörte es zum Alltagsleben, dass es Sklaven gab, und du selbst bist wie ein Sklave in diese Welt gekommen. Lass mich in dieser Gebetszeit eine Vorstellung davon erhalten, was das für dich bedeutet hat.

Bitte: Bitte hilf mir, meine stets vorhandenen Ansprüche an dich, das Leben und meine Mitmenschen einmal in den Hintergrund zu stellen.

1. Seltsame Vorstellungen. Sklavenhaltung kennen wir nur noch aus Filmen wie "Vom Winde verweht", oder aus Ländern mit staatlichen oder religiösen Diktaturen. Die Vorstellung, dass Menschen das Eigentum anderer Menschen sind, und von ihnen beliebig behandelt, ja sogar straflos getötet werden können, entsetzt uns, die wir mit christlichen Vorstellungen von Freiheit und Menschenwürde aufgewachsen sind. Aber hier spricht sogar Jesus selbst davon, dass jemand sich Sklaven hält –und scheint das für normal zu halten (war es ja zu seiner Zeit auch).

2. Jesus hat eigene Prioritäten. Schon daran kann man sehen, dass Jesus nicht gekommen ist, um alle sozialen Übel seiner Zeit zu beseitigen. Die Abschaffung der Sklaverei hat er anderen überlassen (es dauerte noch ca. 1800 Jahre, bis es juristisch soweit war). Viel wichtiger war es ihm, uns aus der Sklaverei der Sünde zu befreien, deren Auswirkungen wir leider nie zur Gänze sehen, weil unser übernatürlicher Blick sehr eingetrübt ist. Könnten wir erkennen, was falsche Bindungen mit uns machen, wir würden alles tun, um sie los zu werden! Viele Menschen sind juristisch frei, körperlich oder geistlich aber Sklaven ihrer Suchtmittel und Anhänglichkeiten.

3. Sklaven Gottes leben besser. Die Bindung an Gott ist demgegenüber eine gute "Sklaverei". Auch wenn uns das Wort an sich sauer aufstößt, hat es im Christentum eine gute und wahre Bedeutung gewonnen: Zum Beispiel nennt sich der Papst "servus servorum dei" (Diener der Diener Gottes). Er tut das in der Nachfolge Christi, der unsere "Knechtsgestalt" angenommen hat und unter uns war, "wie einer der dient" Ja, Christus kam, um Gott Vater als ganzer Mensch mit Leib und Seele zu gehören, seinen Willen vollkommen zu erfüllen und uns dadurch zu erlösen. Auch uns beruft er, diesen Weg einzuschlagen. Gott ist der Einzige, der diesen Anspruch erheben darf, weil er unser Schöpfer und Erlöser ist. Und nur, weil Gott vollkommen gut ist, wird daraus keine Unterdrückung. Im Gegenteil, wir sind in diesem Dienst nicht mehr Knechte, sondern Jesu Freunde, weil wir die Gründe für sein Handeln kennen Aber bei aller Liebe: Ansprüche Gott gegenüber haben wir nicht! Er muss uns nichts geben und sich nicht bei uns bedanken, wenn wir seine Gebote halten. Und trotzdem gibt es keinen freigiebigeren Herrn als Ihn!

Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du uns nicht behandelst wie Menschen ihre Sklaven, sondern uns mit Liebe umgibst, obwohl wir sie gar nicht verdient haben.

Vorsatz: Ich möchte heute bewusst etwas für jemanden tun, ohne Dank dafür zu erwarten.

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