Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
27. September 2018

Jesus erkennen, nicht nur sehen

Donnerstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Vincent von Paul CM, Ordensgründer
Hl. Hiltrud, Reklusin
Hl. Dietrich von Naumburg

Thomas Mayer

Lk 9,7-9
In jener Zeit hörte der Tetrarch Herodes von allem, was durch Jesus geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen.

Einführendes Gebet: Ich danke dir, Herr Jesus Christ, dass du für mich und mein Heil als Lamm Gottes, das meine Schuld und die Sünden der Welt hinweg nimmt, so viel gelitten hast und gekreuzigt worden bist.

Bitte: Herr Jesus Christus, lass alle Menschen dankbar erkennen, dass dein Kreuz und Leid ihnen die Erlösung von ihren Sünden erwirkt hat.

1. Fehlendes Sündenbewusstsein verhindert das Erkennen des Messias. Ehebruch und ausschweifendes Leben haben bei Herodes nicht den Wunsch verhindert, Jesus zu sehen. So kann auch heute das weit verbreitete Verhaftet-sein im Lustobjektdenken der Sexuellen Revolution den Wunsch vieler Menschen, Christus zu begegnen, nicht völlig auslöschen. War es nur Neugier und Sensationslust, den großen Wundertäter zu sehen, der dann vielleicht ein Zeichen tun würde? Vielleicht spielte auch jene Beunruhigung eine Rolle, die vom Täufer ausging? – den er, Herodes, nicht enthaupten wollte, wozu er sich aber durch sein leichtfertiges Versprechen gezwungen sah? Da Herodes sich über den Herrn mitten in der Passion lustig macht, gilt auch für ihn Jesu Wort an die Pharisäer: "Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen aber nicht erkennen. Wer sich nicht als Sünder erkennt, braucht – wie moderne, von Gott emanzipierte Menschen dies heute meinen, – keinen Erlöser. Wie anders das erkennende Sehen der Apostel, die von Jesus selig genannt werden, "denn eure Augen sehen und eure Ohren hören" (Mt 13,16)!

2. Christi Antlitz erkennen in der Betrachtung seines Erlöser-Leidens. Die großen Heiligen haben den Heiland in seiner alles entscheidenden Erlösersendung erkennen und lieben gelernt, indem sie ihn voll Dankbarkeit und Mitleid in seiner Passion begleitet und betrachtet haben: Exemplarisch für dieses liebevolle und zugleich seelenerschütternde Mitleiden mit dem wahren Opferlamm steht dieses Zitat der heiligen Theresia von Avila: "Als ich eines Tages in die Kapelle ging. Da geschah es, dass mein Blick auf ein Bild fiel (…). Es stellte Christus mit vielen Wunden bedeckt dar und zwar so andachtser¬weckend, dass ich bei dessen Betrachtung ganz darüber bestürzt wurde, den Heiland so zugerichtet zu erblicken; denn es war hier lebendig zum Ausdruck gebracht, was er für uns gelitten. Bei dem Gedanken an die Undankbarkeit, womit ich ihm diese Wunden vergolten, war mein Schmerz so groß, dass mir das Herz zu brechen schien. Ich warf mich vor ihm nieder, und mit vielen Tränen bat ich ihn, er möge mich doch endlich einmal stärken, damit ich ihn nicht mehr beleidige" (Theresia von Avila: Leben, 9.1). Solch eine Betrachtung führt in das heiligste Herz des Erlösers, der dann mit dem Vater und dem Heiligen Geist in uns wohnt.

3. Den eucharistischen König erkennen  Mit dem heiligen Thomas von Aquin finden wir Christus auch im Tabernakel: "Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz, hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz. Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier, wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir" (Hymnus Adoro te devote). Im Tabernakel ist Christus hier auf Erden lebendig zugegen bis ans Ende der Zeiten: Neben der Passionsbetrachtung stärkt uns die Anbetung des eucharistischen Königs. Wir bekennen, dass in der Eucharistie der ganze Christus gegenwärtig ist, nämlich mit Gottheit und Menschheit und mit Leib und Seele: "Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an, er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann" (Hymnus Adoro te devote). Dieses Vertrauen in den eucharistischen Heiland spornt uns an, ihn häufiger in der Kommunion und in der geistigen Kommunion zu empfangen, ihn in katholischen Kirchen anzubeten.

Gespräch mit Christus: Eucharistischer König und Herr, ich möchte dich empfangen mit jener Demut, Reinheit und Andacht, mit der deine heiligste Mutter dich empfing, mit dem Geist und der Inbrunst der Heiligen. Jesus, unter der Gestalt des Brotes bist du jetzt verborgen, "stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht, lass die Schleier fallen einst in deinem Licht, dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht" (Hymnus Adoro te devote).

Möglicher Vorsatz: Mit dem Psalmisten will ich Gott versprechen: "Dein Angesicht, Herr, will ich suchen" (Ps 27,8) – heute, immer und in allem.

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