Tägliche Meditationen
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Samstag,
20. Januar 2018

"Von Sinnen sein"

Samstag der zweiten Woche im Jahreskreis
Hl. Fabian und Sebastian, Märtyrer
Hl. Ursula Haider, Märtyrerin

Angelika Knauf

Mk 3,20-21
In jener Zeit ging Jesus in ein Haus, und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.

Einführendes Gebet: Jesus, du bist Gott! Wie erschrecke ich manchmal vor deiner Größe, wie fremd erscheinen mir deine Wege. Doch ich sehne mich zu schauen, was kein Auge gesehen, zu hören, was kein Ohr gehört hat, zu erfahren, was in keines Menschen Herz gedrungen ist: was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.

Bitte: Herr, ich möchte sehend werden!

1. Licht, das sehend macht. Wenn man Gott wahrhaft erfährt, entsteht eine ungemein starke Dynamik im Herzen. Die von Gott geschaffene Seele begegnet, vielleicht noch ohne es bewusst zu erkennen, ihrem wahren Sein. Sie wird über ihre rein menschlichen Bezüge hinausgehoben, sieht plötzlich alles in einem anderen Licht. Es öffnet sich eine innere Logik, die für Außenstehende, Unbeteiligte zunächst nicht nachvollziehbar ist. Wer nun Christus konsequent zu folgen beginnt, wird oft für andere, die noch im alten Blick verhaftet sind, zu einer rätselhaften Gestalt. Er scheint wie von Sinnen. So geht es auch diesen Menschen, die sich an keinerlei äußere Ordnung mehr zu halten scheinen, um Jesus zu finden. Etwas hat sie berührt, das in ihnen eine existenzielle Hoffnung weckt und alles Zweitrangige zurückdrängt.

2. Licht, das blendet. Es kostet Mut, diesem inneren Impuls zu folgen, gerade wenn man sich nicht, wie die Menschen in diesem Evangelium, in einen Kreis Gleichgesinnter einreihen kann. Es kostet Mut, vor denen, die uns am besten zu kennen glauben, wie z.B. unsere Angehörigen und Freunden, einen neuen Weg einzuschlagen. Es kostet Mut, allgemein anerkannte Konventionen zu überwinden, in denen sich ein müde und bürgerlich gewordenes Christentum bequem eingerichtet hat. Dann kann es Momente geben, in denen die anderen meinen, wir wären von Sinnen. Es kann aber auch Momente geben, in denen uns der Herr selbst wie von Sinnen zu sein scheint. Sodass es uns vor der Nachfolge graust. Das müssen nicht große oder spektakuläre Dinge sein. Vielleicht bittet uns Jesus um kleine, aber grundlegende Veränderungen. Bekennen wir ihn dann auch noch als unseren Gott, der uns übersteigt?

3. Wahres Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Doch "wer begreift den Geist des Herrn? Wer kann ihn belehren?" (1 Kor 2,16). Für viele, selbst seine engsten Gefährten, ist Jesus Christus bis zum letzten Moment seines Lebens Stein des Anstoßes geblieben, ein Zeichen, dem widersprochen wurde. Wir haben uns heute an den Anblick des Kreuzes sehr gewöhnt. Sein Ärgernis erkennen wir selbst erst, wenn wir anderen aufgrund unseres Glaubens anstößig werden. Gott kommt meist in unscheinbaren äußeren Zeichen oder Begebenheiten auf uns zu. Schauen wir z.B. nur auf die schlichten äußeren Gesten der heiligen Messe! Ein Herz, das sich dem Geist Gottes öffnet, sieht in diesen Zeichen Unermessliches, eine nie gekannte Größe und Liebe. Und es möchte dieser Liebe glauben, möchte diesen Glauben auch in der Haltung und in Taten einer ebensolchen Liebe ausdrücken, damit es "sehend" bleibt. Wenn wir wie Christus lieben wollen, werden wir für diese Welt wie von Sinnen sein. Doch denen, die Christus lieben, wurde ein Sinn gegeben, der über dem sichtbaren dieser Welt liegt!

Gespräch mit Christus: Jesus, je mehr ich dich erfahre, desto mehr erkenne ich meine Blindheit. Mein Glaube ist wie fahles Licht, das erst hell zu strahlen beginnt, wenn ich deine Liebe erfahre. Stärke meinen Glauben, vertiefe mein Vertrauen in deine Liebe!

Möglicher Vorsatz: Mit neuem Mut möchte ich in meinem Glauben einen Schritt tun, den ich vielleicht schon lange vor mir herschiebe.

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