Tägliche Meditationen
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Freitag,
6. Mai 2016

Freude, die mir keiner nehmen kann

Freitag der sechsten Woche in der Osterzeit
Hl. Antonia, Märtyrerin
Hl. Gundula, Märtyrerin

P. Paul Habsburg LC

Joh 16,20-23a
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Wenn die Frau gebären soll, ist sie bekümmert, weil ihre Stunde da ist; aber wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an ihre Not über der Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wieder sehen; dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen.

Einführendes Gebet: Guter Gott, du kennst mein Herz und weißt um meine Sorgen und Ängste. Ich will sie jetzt alle vor dir lassen und mein Herz ganz dem Worte deines Sohnes Jesus Christus öffnen. Maria, lehre mich zu glauben, zu horchen, zu warten, zu vertrauen.

Bitte: Herr, sei du das Fundament meiner Freude: Sprich, dein Diener hört.

1. Ihr werdet trauern, die Welt wird sich freuen. Jesus spricht hier zu seinen Aposteln Klartext und verheimlicht ihnen nichts: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen. Die Hinrichtung Jesu, für die Freunde Jesu ein Drama, schien für andere der Weg zu sein, um Freude und endgültigen Frieden zu schaffen. Sein Wort der Wahrheit war zwar den einen Trost, anderen jedoch unerträglich geworden. Der Dorn sollte aus dem Auge entfernt werden und dann würde alles gut. Auch heute freut sich die Welt lautstark, wenn sie sich im Namen von Freude und Freiheit von Gott entfernt. Wir alle kennen die Freuden-Züge, die mit wahrem Frohsinn wenig bis gar nichts zu tun haben. Auch ich bin manchmal versucht, mir im Namen von Freude und Freiheit Dinge zu gönnen, die dann oft nur Leere und Gewissensbisse hinterlassen…

2. Wahre Trauer ist nicht traurig. Jesus führt jedoch die Jünger in eines seiner großen Geheimnisse ein: Ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Er, der vor Jahrtausenden die Natur geschaffen hatte, er kennt das Geheimnis des Weizenkorns: Es muss sterben, um reiche Frucht zu bringen. Für uns Menschen sind das Sterben und das Fruchtbringen, der Verzicht und der Lohn, der Tod und die Auferstehung zeitlich getrennt. Für Gott sind es jedoch zwei Seiten ein und derselben Medaille, ein einziger Moment. Jesus macht mir hier und jetzt ein Versprechen: "Mein Kind, wenn du bei mir bleibst, wird sich deine Trauer in Freude verwandeln". Sein Wort ist für mich Grund zur Hoffnung. Wenn ich einem vertrauen darf, dann ihm, dem Einzigen der vom Vater kommt. So muss ich im Grunde nicht traurig sein… Es gibt zwar traurige Momente, aber die Hoffnung bewirkt, dass ich nicht traurig bleiben muss, ja vielleicht sogar nicht einmal traurig bleiben darf...

3. Wahre Freude geht nicht verloren. Jesus spricht zuletzt sogar noch von einer Freude, die mir niemand mehr nehmen kann… Ist das wirklich so, gibt es so eine Freude, gibt es sie auch ganz konkret für mich? Alles Materielle in dieser Welt ist doch vergänglich; alles was ich greifen kann, werde ich wieder loslassen müssen… alles. Aber das Unbegreifliche: dass ich von Gott gekannt, angesehen, angesprochen, geliebt und erlöst bin, das kann mir keiner mehr nehmen, wenn ich es denn erst einmal an mich herangelassen habe. Maria Magdalena, Zachäus, Matthäus und so viele andere sind Zeugen dieser Wahrheit geworden. "Ich will jubeln und über deine Huld mich freuen, denn du hast mein Elend angesehen, du bist mit meiner Not vertraut" (Ps 31,8). Zu wissen, dass Gott mich anschaut, dass er mein Herz und meine Not kennt, dass er einen Platz im Himmel für mich vorbereitet hat… ist das nicht mehr als genug Trost?

Gespräch mit Christus: Mein Herr, du weißt, wie oft ich Trost in guten aber wenig nachhaltigen Freuden suche; ja, manchmal freue ich mich sogar über die Niederlagen anderer… Ich schäme mich dafür! Möge dein Wort mich jetzt leiten und möge es mich lehren, die Sorge um meine Freude ganz dir anzuvertrauen. Ich will stattdessen lernen, mit den Trauernden zu trauern und mit den Fröhlichen zu lachen. Ich sehne mich danach, deine Freude den Menschen zu bringen. So erneuere ich heute meinen Glauben an dein Wort, dass sich meine Trauer in Freude verwandeln wird, wenn ich dir folge.

Möglicher Vorsatz: Ich will heute einem Menschen gegenüber ganz bewusst Mitgefühl zeigen; und zwar so, wie er es braucht. Entweder mit einem Trauernden trauern oder mich mit einem Fröhlichen freuen.

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