Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
16. Oktober 2008

Die Geschichte muss sich nicht wiederholen

Donnerstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Heilige Hedwig, Herzogin

P. Daniel Ray LC

Lk 11,47-54
Der Herr sprach: Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage ich euch: An dieser Generation wird es gerächt werden. Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen; sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfange.

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.

Bitte:  Herr Jesus, du hast mich eingeladen, in deiner Liebe zu leben und andere dazu zu bringen, das Gleiche zu tun. Ich bitte dich heute um die Gnade, deiner Einladung ganz zu entsprechen, auch wenn Hindernisse auftreten sollten.

1. Die Geschichte will uns etwas lehren. Das ganze Alte Testament hindurch ist die Geschichte der Beziehung des Volkes Israels mit Gott ein Drama, aber auch voller Liebe, wie Gott sich seinem erwählten Volk auf immer deutlichere Weise offenbart. Die Antwort Israels auf diese Liebe ist voll von Untreue, Missbrauch und Undankbarkeit. Bisweilen lehnt das Volk Gott und jeden, den er zu ihnen sendet, um es unter seine liebende Obhut zurückzubringen, gänzlich ab. Dieser Abfall von der Gnade Gottes ist heute lehrreich für uns. Wir sehen die Erhabenheit, mit der Gott für das Volk Israel handelt, und bewundern sie. Wir sollten erschüttert sein, wie ein Volk, das soviel erhielt, so wenig danken konnte. Aber mehr als das benötigen wir diese Geschichte Israels als einen Spiegel, in dem wir unser eigenes Leben betrachten, um dieselben Muster des Versagens und den Mangel an Treue in unserem Leben zu erkennen und um diese Selbstbetrachtung zu nutzen, damit sie uns anregt, zum Herrn zurückzukehren. Wenn wir unsere Schwächen und Fehler nicht erkennen wollen, werden auch wir wie die Pharisäer sein, von denen Christus sagte, sie brachten das Blut der Propheten über ihre eigenen Häupter wegen ihres Starrsinns und ihrer Hartherzigkeit.

2. Die Geschichte wiederholt sich. In dem Gleichnis vom Weinbergbesitzer, der seinen Weinberg verpachtete (vgl. Lukas 20,9-16), erzählt Jesus, dass der Besitzer des Weinbergs einen Knecht nach dem anderen fortschickt, um von den Pächtern einzufordern, was sie schuldeten; aber jeder von ihnen wurde misshandelt, geschlagen oder auch getötet. Die Situation spitzt sich zu, als der Besitzer seinen eigenen Sohn sendet, der getötet wird. Bei anderer Gelegenheit warnt Christus die Jünger, wenn er schon so behandelt wird, dann sollten sie nicht mit weniger für sich selbst rechnen (vgl. Joh 15,20). Erwarten wir als Jünger des Herrn wirklich, dass wir nicht der gleichen Schwierigkeit entgegensehen müssen? Sicher nicht. Aber was geschieht, wenn diese Schwierigkeit von innen kommt? Von dort kommen die meisten ernsthaften Bedrohungen für unsere Jüngerschaft. Unser Stolz, unsere Eitelkeit, unsere Liebe zur Bequemlichkeit: diese Fehler müssen wir zuallererst bekämpfen, um ein Jünger des Herrn zu werden. Die Propheten und die Märtyrer, die für ihren Eifer für den Herrn litten, bezahlten so mit ihrem Leben. Vielleicht ist es nicht notwendig, dass wir unser Leben hingeben, aber ein inneres Opfer erwartet er von jedem, den er ruft.

3. Durch unser Beispiel wirken. Ein Schlüsselerlebnis der Edith Stein für den Wechsel von der jüdischen zur katholischen Religion ereignete sich an einem Nachmittag mitten in der Woche. Sie ging in eine katholische Kirche, um zu sehen, wie es drinnen aussah, und wie sie im Stillen da saß, kam eine ältere Frau herein, um Christus in der Eucharistie einige Augenblicke zu widmen. Sie hatte Lebensmittel in ihrer Hand und war offensichtlich auf dem Heimweg, um ein Essen vorzubereiten. Für die junge Edith, die noch um den Glauben an Gott rang, war das ein Beispiel dafür, wie stark der katholische Glaube in der täglichen Wirklichkeit verankert ist. Das Beispiel der Frau half, Ediths Herz und Sinne zu öffnen, um das Geschenk des Glaubens zu empfangen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Frau auch erkannte, welche Bedeutung ihr Vorbild dabei spielte, diese künftige Heilige und Patronin von Europa zu formen, aber der echte Glaube dieser Frau war genau das, was Edith sehen musste. Unser lebendiges Zeugnis ist von entscheidender Bedeutung für die Menschen in unserer Umgebung, ganz gleich, ob wir seine Wirkung sehen oder davon hören. Wir können anderen durch die Gnade Gottes helfen, wir können aber auch ein Stolperstein auf dem Weg sein, der jemanden abhält, den Platz zu erreichen, zu dem Gott ihn führen möchte.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich weiß, dass ich ein fester Bestandteil in deinem Plan bin, Seelen zu retten. Du vertraust mir, so dass du mich als Werkzeug deiner Gnade für die Menschen in meiner Umgebung benutzt, insbesondere für die, die mir am nächsten stehen. Ich biete dir heute mein Leben an. Benutze mich als Werkzeug deiner Gnade und Zeuge deiner Liebe.

Vorsatz:   Ich will heute Gott das Opfer anbieten, das notwendig ist, um in meinem Verhalten etwas zu ändern, das für andere ein Hindernis sein könnte, Christus besser kennenzulernen.

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