Tägliche Meditationen
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Samstag,
30. Oktober 2010

Freund, rück weiter hinauf

Samstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis

P. James Swanson LC

Lk 14,1,7-11
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube an dich mit einem Vertrauen, das dich nicht auf die Probe stellen will. Ich vertraue auf dich und hoffe zu lernen, deinen Willen zu akzeptieren und ihm zu folgen, auch wenn ich gerade seinen Sinn nicht erkenne. Ich liebe dich, Herr. Möge meine Liebe zu dir und den Menschen um mich der Liebe ähnlich sein, die du mir erwiesen hast.

Bitte: Herr, hilf mir, meine Selbstsucht durch Liebe zu ersetzen.

1.  Ich möchte alles über mich wissen. Früher oder später macht jeder einmal die unangenehme Erfahrung, mit jemandem zusammen zu sein, der immer nur an sich selbst denkt. Vielleicht tun wir das selbst, ohne zu merken, wie das den Menschen um uns herum missfällt. Ich erinnere mich, selbst einmal mit so einem Menschen zusammengearbeitet zu haben. Er war ansonsten der netteste Mensch der Welt, aber er sprach ständig über sich selbst. Er war sich selbst sein Lieblingsgesprächsthema. Es war sein einziger offensichtlicher Fehler, aber ein fataler. Ich bin mir sicher, dass es ihm nicht bewusst war. Wenn man ihn gefragt hätte, ob er mehr als andere über sich selbst spräche, hätte er wohl gesagt, dass er das nicht tue. Er hatte sehr viele Tugenden und wenn er diese eine Untugend losgeworden wäre, hätte ihn das wohl zu einer sehr beliebten Person gemacht. Aber dadurch, dass er sich selbst immer an die erste Stelle setzte, gaben wir ihm in unseren Herzen immer die letzte.

2. Wer nimmt den ersten Platz in unserem Herzen ein? Manchmal begegnen wir aber auch Menschen, die nicht sich selbst beweihräuchern. Sie scheinen nur für andere zu leben. Wir nehmen sie nicht immer wahr, wenn sie um uns herum sind, wir nehmen aber die Auswirkungen wahr. Alle sind glücklicher. Es gibt weniger Unruhe. Die Menschen scheinen weniger besorgt zu sein. Diese Leute sind wie das Öl im Getriebe. Wenn wir Hilfe brauchen, sind sie da, ohne dass wir sie bitten müssen. Ihre Hilfe und Freundschaft sind selbstverständlich. Wir können auf sie zählen. Sie sind in der Lage, die Menschen um sie herum so zu fördern, dass alles effektiver vorangeht. Alle mögen sie. Sie sind vielleicht nicht immer die größten Persönlichkeiten oder die geselligsten Menschen, aber das stört niemanden. Ihre Güte ist ausstrahlend. Während sie bescheiden und unwichtig zu sein scheinen, werden sie von allen in höchsten Tönen gelobt. Ohne es zu merken, nehmen sie in den Herzen vieler einen sehr hohen Platz ein.

3. Wächst mein Ehrgeiz oder meine Liebe? Was bin ich für ein Mensch? Fördere ich nur mich selbst? Oder tue ich, was ich kann, wann immer ich kann, um anderen zu helfen und sie glücklich zu machen? Das ist der Weg zu echter Erfüllung. Außerdem sagt Jesus, dass diejenigen, die die Ersten sein wollen, die Letzten sein werden, die allen dienen müssen. Bedeutet das, dass Jesus damit sagen will, um den ersten Platz zu bekommen, muss ich den Dienst an den anderen in Kauf nehmen? Keineswegs. Jesus geht es nicht darum, dass wir unseren Ehrgeiz stillen. Er sagt uns, wie wir in seinem Herzen den ersten Platz gewinnen können, ja sogar in den Herzen der anderen. Wenn wir den ersten Platz im Herzen Jesu gewinnen wollen, dann müssen wir allen anderen dienen. Mehr noch, wenn wir die Demut haben, anderen zu dienen, werden wir auch im Herzen der anderen einen hohen Platz einnehmen. Wenn wir einen niedrigen Platz einnehmen, werden sie uns immer weiter hinauf rücken.

Gespräch mit Christus: Liebster Jesus, ich diene oft mir selbst und meinem Ehrgeiz, du aber willst, dass ich den Wunsch habe, anderen zu dienen. Hilf mir mehr auf das zu achten, was wirklich zählt ‐ zu lieben ‐ als auf äußere Ehren zu setzen, die nur meine Selbstsucht befriedigen wollen.

Vorsatz:  Heute will ich jemandem einen Dienst erweisen ‐ wenn möglich, ohne dass er oder sie das merkt. Das sind die Taten, die am tiefsten die Liebe zum Ausdruck bringen. Denken wir daran, dass immer dann, wenn wir für unser Tun einen Lohn erwarten, und sei es auch nur Dank, das nicht mehr Liebe ist, sondern Geschäft.

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