Tägliche Meditationen
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Montag,
22. Mai 2017

Success Gospel

Montag in der sechsten Woche der Osterzeit
Hl. Renate von Bayern, Märtyrerin
Hl. Rita von Cascia OSA
Hl. Julia, Märtyrer

Felix Honekamp

Joh 15,26-16,4a
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten. Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und mein Gott, wie sehr wünschte ich, ich spürte dich immer an meiner Seite. Aber ab und zu fühle ich mich schwach und glaube, der Ausweg läge darin, mich der Welt anzupassen. Stärke meinen Glauben, damit ich bei Schwierigkeiten nicht in die Irre gehe.

1. (Weltlicher) Erfolg sieht anders aus. Man darf wohl annehmen, dass sich die Jünger Jesu durchaus als etwas Besonderes wahrgenommen haben. In aller Demut, aber immerhin: Sie durchstreifen mit dem Messias das Land – das ist nichts, was man auf die leichte Schulter nimmt. Und sind sie auch Erfolg gewohnt: Jesus streitet mit den Pharisäern und Schriftgelehrten und gewinnt immer wieder diese Dispute. Er heilt Kranke und treibt Dämonen aus. Das ist eine Erfolgsstory! Aber ist esy das wirklich? Ist der Glaube an Christus für mich ein weltliches Erfolgsmodell – jage ich einem "success gospel", einem Evangelium des (weltlichen) Erfolgs, nach?

2. Es wird dicke kommen. Wie wenig anziehend – aus weltlicher Sicht – ist dagegen die Ankündigung Jesu: "Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten." Ins Heute und in unsere Gegend übersetzt: Sie werden euch aus den Parteien und Vereinen hinauswerfen und diejenigen, die euren Glauben und euch als gestrig denunzieren, werden meinen, der Welt einen heiligen Dienst zu leisten. Es ist ja nicht so, als ob Jesus es nicht gesagt hätte. Schrecke ich vor solchen Konsequenzen zurück?

3. Geisterfahrer. Jesus kündigt Verfolgungen an, nicht um seine Jünger zu verschrecken, sondern um sie vorzubereiten. Leicht kann man sonst auf den Gedanken kommen, man liege vielleicht selbst falsch – man sei einer der wenigen "Geisterfahrer" unter einer Mehrheit von "korrekten" Verkehrsteilnehmern. Dabei kann die Welt keine Orientierung liefern; das tut allein Jesus, dokumentiert in der Bibel und im Lehramt der Kirche. Wenn ich mich in diese Richtung bewege, bin ich auf dem rechten Weg.

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, wenn ich glaube, du würdest mir weltlichen Erfolg versprechen, dann liege ich verkehrt. Aber du versprichst mir viel Größeres: Die Rettung meiner Seele. Alles, was ich dafür tun muss, ist, dir zu folgen – komme, was da wolle. Das ist vielleicht keine weltliche Erfolgsgeschichte, aber ich danke dir, dass du mich in deinem Team haben willst und ich an deiner Seite kämpfen darf.

Möglicher Vorsatz: Eine unbequeme Wahrheit werde ich in einer Diskussion vertreten. Das muss nicht gleich das ganze Evangelium sein, es reicht auch, beispielsweise für jemanden einzutreten, der zu Unrecht schlecht behandelt wird, ohne dass ich dafür einen Dank oder Lob erwarten dürfte, eher mit Nachteilen rechnen muss.

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