Sonntag,
8. Oktober 2017
Von den bösen Pächtern
Siebenundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Dr. med. Christoph Kunkel
Mt 21,33-44
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Hört noch
ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob
eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes
Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten
holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um,
einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten
sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung
haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten,
damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.
Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird
diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die
Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen:
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor
unseren Augen geschah dieses Wunder? Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein
aber fällt, den wird er zermalmen. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem
Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.
Einführendes Gebet: Herr, lass uns Arbeiter in deinem Weinberg sein, treue Pächter für alles, was du uns anvertraut hast.
Bitte: Lass uns deinen Sohn täglich neu erwarten, er schenkt uns in Brot und Wein seinen Leib.
1. Die Pläne des Menschen werden durchkreuzt. Jesus steht in heftiger Auseinandersetzung mit den Hohenpriestern und Pharisäern. Während das Volk seine göttliche Sendung sieht, erscheint der religiösen Oberschicht sein Auftreten als Blasphemie. Umringt von seinen Widersachern, zitiert Jesus Psalm 118 (Vers 22), wo von dem Stein die Rede ist, den die Baumeister verwerfen. Denn eben dieser Psalm spricht von jenem, der durch den Feind eingeschlossen und niedergeworfen wird und tut dies in einem Paradoxon, mit dem Bild des verworfenen Steins, der zum Eckstein, zur wesentlichen, gestaltenden Kraft eines neuen Gebäudes wird: "das hat der Herr vollbracht". Und Jesus geht noch weiter. Er setzt diese Stelle aus dem Psalm in Verbindung mit seinem Gleichnis von den bösen Pächtern. Nicht nur, dass er die erfolgreiche Überwindung der umgebenden Feinde verkündet, sondern auch die völlige Durchkreuzung der Pläne der "Bauleute" (Hohepriester und Pharisäer), die den Eckstein verwerfen, dann aber auf ihm zerschellen oder von ihm zermalmt werden. Eine aufrüttelnde Prophetie über den Untergang Israels und die Weitergabe des Gottesreiches an andere Völker. In der alttestamentlichen Lesung von heute wird darauf hingewiesen, dass der Weinberg trotz pfleglichen Mühens verrottet, weil Israel seinen Bund mit Gott vergisst.
2. Die Deutung. In Zusammenhang mit unserem Gleichnis hier heißt das, dass der Sohn des Weinbergbesitzers getötet und somit "verworfen" wird und daraufhin das Reich Gottes, mit dessen Errichtung das Volk Israel von Gott seit Abraham betraut worden war, der Priesterschaft genommen und einem Volk gegeben wird, das wahre Früchte trägt. Alles ist schon Vorwegnahme des Todes und der Auferstehung Jesu sowie der Etablierung eines neuen Glaubens, der zwar ganz in innerer Kontinuität mit dem vorherigen steht, aber letztlich nun ganz auf diesem Eckstein ruht.
3. Der Anspruch Christi erweckt bis heute Widerstand. Jesus kennt die mörderischen Gedanken seiner Gegner. Der skandalöse Konflikt, den Jesus mit seiner erklärten Sohnschaft ("Da schickte der Weinbergbesitzer seinen eigenen Sohn…") erzeugt, reicht bis in unsere Tage und erklärt, warum andere monotheistische Religionen das Christentum bisweilen geringschätzen oder bekämpfen. Die Hohenpriester und mit ihnen auch heute alle "Rechtgläubigen" sind nicht nur ein bisschen empört, dass dieser Sohn eines Zimmermanns behauptet, er wäre Gottes Sohn. Nein, Gott hat überhaupt keinen Sohn, er kann gar keinen haben! "Den hier" muss man für immer verschwinden lassen. So denken sie.
Gespräch mit Christus: Du vom Vater Gesandter, hilf uns, in dieser Schöpfung - deinem Weinberg - recht zu wirken.
Möglicher Vorsatz: Ich will ein bekennender Stein in dem großen Bauwerk unseres Herrn, der Kirche, werden.