Tägliche Meditationen
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Freitag,
20. Juli 2018

Ein Missionsland im Umbruch

Freitag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Margareta von Antiochia, Märtyrerin
Hl. Bernhard von Hildesheim, Bischof
Hl. Apollinaris, Bischof

P. Bertalan Egervári LC

Mt 12,1-8
In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren - wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? Ich sage euch: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.

Einführendes Gebet: Guter Gott, auch heute begleitest du mich und freust dich über die Zeit, die ich dir schenke. Sende deinen Geist, dass er mich erleuchtet und mir hilft, dir nachzufolgen.

Bitte: Gib mir den inneren Antrieb, für dich zu wirken.

1. Ein rechtmäßiger Vorwurf? In unseren Augen sieht es recht lächerlich aus, wegen des Abreißens von ein paar Ähren einen großen Streit vom Zaun zu brechen. Aber Jesus hatte zum wiederholten Mal gegen die damals üblichen Sitten und Gebräuche verstoßen und auch diesen scheinbaren Missbrauch bei seinen Jüngern geduldet. Den gesetzestreuen Juden erschien sein Handeln als rebellisch, radikal anders. Vielleicht scheint auch uns in der Gesellschaft oder der Kirche vieles anders als früher. Beginnen auch wir schnell zu kritisieren, wenn etwas gegen die Regeln verstößt? Oft dürfen wir ruhig vorsichtiger sein. Natürlich besitzt es einen großen Wert, sich für Recht und Gerechtigkeit einzusetzen, aber sind wir uns unserer Sache wirklich immer sicher? Sind wir ruhig genug, um uns nicht im Ton zu vergreifen? Wie schon gesagt, die Pharisäer bestanden auf ihrem Verständnis von Recht und Gesetz. Und doch lagen sie in Wirklichkeit ganz weit daneben.

2. Zeiten des Umbruchs. Jesus hat Veränderungen gebracht, und auch heute leben wir ganz deutlich in Zeiten des Umbruchs. Vieles ist anders, als es früher war, und wir sind geneigt zu sagen, dass es damals besser war. Die Kirchen waren voll, jedes Dorf hatte einen Pfarrer. Dabei gehen wir davon aus, dass diese kurze Periode der Nachkriegszeit der Normalzustand war. Aber wie sah es denn in den vielen Jahrzehnten vorher aus? Der bekannte Jesuitenpater Alfred Delp, der von den Nazis hingerichtet wurde, sagte 1941 in einem Vortrag: "Die Sprache der Zahlen zeigt eine ständige Abnahme der kirchlich gebundenen Menschen", und "Mensch der Kirche sein, heißt heute: einsam sein, fremd sein, die Fühlung mit vielen Dingen verloren haben, missverstanden und falsch verstanden werden." Er sah eine müde gewordene, verbürgerlichte Kirche, die sich damit aufhält, "ihre Devotionalien zu putzen".

3. Die Freude des Lebens mit Christus anderen mitteilen. Wenn man noch weiter zurückschaut, erkennt man immer deutlicher: Die schweren Zeiten sind viel eher der Normalzustand. Alfred Delp hat als Problem erkannt: "Der Mensch kann die Kirche krank machen dadurch, (…) dass er gleichsam nur in die Kirche sich flüchten möchte zur eigenen Sicherheit und Geborgenheit." "Wir sind Missionsland geworden. Diese Erkenntnis muss vollzogen werden. Die Umwelt und die bestimmenden Faktoren des Lebens sind unchristlich." Sein Lösungsvorschlag lautet: "Missionsland darf man nur betreten mit einem echten Missionswillen, das heißt mit einem Willen, an den anderen Menschen sich auf allen Wegen heranzupirschen und ihn zu gewinnen für Gott den Herrn" (vgl. Mission Manifest von P. Karl Wallner, Johannes Hartl, Bernhard Meuser, S. 28). Jeder Christ hat die Sendung, Menschen für Gott zu gewinnen, aber ohne Zwang, Gehirnwäsche oder Ähnliches. Es geht schlicht darum, das Große und Schöne, das ich von Gott bekommen oder erlebt habe, anderen mitzuteilen.

Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir, dass du mir vertraust und mich damit beauftragst, anderen deine Liebe zu bringen. Nimm mir die Angst und gib mir stattdessen Mut, aus meiner Komfortzone hinaus und auf andere zuzugehen. Gib mir Zuversicht in diesen Zeiten des Umbruchs und lass mich die große Freude erfahren, die du bereithältst für alle, die dir nachfolgen.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute meine Komfortzone verlassen und jemand etwas Gutes tun.

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