Tägliche Meditationen
X

Sonntag,
3. März 2019

Eine Augen - OP

Achter Sonntag im Jahreskreis

P. Thomas Fox LC

Lk 6,39-45
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt. Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.

Einführendes Gebet: Jesus. Ruhig und gelassen möchte ich heute dein Wort hören. Lass es in mir erklingen ohne Nebenschwingungen, einsam und klar. Keine Furcht soll aufkommen vor deinem Licht, selbst wenn es auf meine Schattenseiten fällt. Lass mich betrachten, was "ist", und es nicht mit Lärm übertünchen oder davor Reißaus nehmen.

Bitte: Herr, bitte eine Augen - OP!

1. Ein Auge voller Güte. Am Apollotempel von Delphi befand sich die Inschrift: "Erkenne dich selbst". Und auch im heutigen Evangelium lädt uns der Herr zur Selbstprüfung ein. Dafür stehen uns zwei physische Augen und die beiden Augen von Herz und Verstand… sowie die Augen anderer zur Verfügung. Allerdings sind diese Augen nur dann wirklich segensreich, wenn sie geübt sind, mit Gottes Blick – dem Blick der Liebe und Barmherzigkeit – zu beurteilen und zu sehen. Denn die Wahrheit ist nicht einfach kühl und berechnend. Man könnte sagen, sie hat Herz, denn sie ist warm und fürsorglich, eben eine Person: Jesus Christus. Im Stundenbuch heißt es dazu in einem Hymnus: "Ein Auge schaut auf uns herab, das über unsrem Leben wacht: Es sieht voll Güte unser Tun vom frühen Morgen bis zur Nacht."

2. Die Prüfung: Schieflage? Herr, du sagst es mit Leidenschaft: "Wie kannst du…?", "du Heuchler!", – klagst also einen Missstand an. Trifft das auf mich zu?Und: Meinst du das eigentlich im Ernst, ein ganzer "Balken" im Auge? – Die geistliche Schieflage, in die wir geraten können, ist tatsächlich groß, manchmal übergroß. Ich denke an so manche Äußerung von mir, die zwar vernünftig, aber lieblos war. Ist Lieblosigkeit in den Augen des Herrn nicht ein schlimmes Übel? Um gar nicht erst von Situationen zu sprechen, in denen zwei Streithähne sich die Argumente wie Ping-Pong-Bälle um die Ohren schlagen. Wie könnten sie zu einer korrekten Diagnose gelangen? Leidenschaft hilft nicht sehr, die Situation ins Visier zu bekommen und gut zu überschauen. Nur wenn die Wasser still und klar sind, ist der Blick ungetrübt. Herr, so bitte ich dich noch einmal um einen Blick voller Güte, aber auch um Ehrlichkeit und Nüchternheit im Urteil über andere und über mich selbst.

3. Wer darf operieren? Hat man jemals von einem blinden Chirurgen gehört? Oder von einem Chirurgen mit Parkinson? Nur wer einen klaren Blick und eine sichere Hand hat, darf den rettenden Eingriff durchführen: Christus oder einer, der ihn würdig vertritt. Und eine Eigen-OP? – Auch bei uns selbst sollten wir nicht zur OP schreiten, ohne den Experten zu Rate zu ziehen, der die Rundumsicht hat. Denn in eigener Sache ist bekanntlich niemand ein guter Richter, was wohl daran liegt, dass wir nach vorne schauen und unseren Rücken ohne den Spiegel, den uns andere vorhalten, niemals ordentlich zu Gesicht bekommen. Wenn der heilige Johannes in der Geheimen Offenbarung von den vier Wesen spricht, die vor dem Thron Gottes stehen, sagt er, sie seien "voller Augen, vorne und hinten." (Offb 4,6) Eine solche Rundumsicht können wir mit Hilfe anderer und mit Hilfe von Gottes Wort erlangen.

Gespräch mit Christus: Herr, du kümmerst dich um meine Augen. Heile den Blick meines Herzens. Entferne, was meine Sicht trübt, behindert und verfälscht. Lass mich wahrhaft sehen – sodass, was ich sehe, bei mir in ein offenes Herz fällt und als Antwort Liebe hervorruft!

Möglicher Vorsatz: Ich werde mir heute Zeit nehmen und wohlwollend und genau hinsehen. Ich will die Gabe der Sehkraft heute wirklich schätzen. Vielleicht kann ich etwas für jemanden tun.

Archiv

Tägliche Meditationen