Tägliche Meditationen
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Sonntag,
11. September 2016

Gott liebt den zurückkehrenden Sünder

Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

Dr. med. Christoph Kunkel

Lk 15,1-32
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wieder gefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt. Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden.

Einführendes Gebet: Herr, lass mich stets erkennen, dass ich in meiner Sünde allzeit auf deine führende Hand angewiesen bin.

Bitte: Vater, führe uns verwirrte Menschen immer wieder zur Einsicht des Guten.

1. Der Ruf nach Erlösung. Was für ein großer theologischer Bogen umschließt heute die Lesungen! Der Text des AT berichtet über den schlimmen Abfall des Volkes Israel im Tanz um das Goldene Kalb und Moses Besänftigungsversuche vor Gott. (Ex 32, 7-11. 13-14) Paulus bezeugt seinen lästerlichen und gefährlichen Lebenswandel als Saulus (1 Tim 1,12-27), und im Evangelium (Lk 15, 1-32) lesen wir heute, wie der Herr all’ diese Wunden, die dem Reich Gottes zugefügt werden, heilt. Über allem der umspannende Ruf des Tagespsalms "Gott sei mir gnädig, tilge meine Frevel, wasch' meine Schuld von mir ab" (Ps 51, 3-4 ff).

2. "Wasch' meine Schuld von mir ab!" Die Pharisäer haben diese Textstelle wohl vergessen und auch, dass Gott von alters her sein Volk zur Vollendung führen will. Jesus erzählt ihnen also, warum er sich mit den Sündern einlässt: Er will sie alle in sein Reich führen. Er, der Gute Hirte, rettet das abirrende Schaf aus der Gefahr und freut sich unbändig über dieses eine. Der Sünder ist hier ein Schutzbedürftiger, Gefährdeter. Im weiteren Verlauf des Gleichnisses ist der Sünder in seinem Kern außerdem wertvoll, so wertvoll wie die Drachme, die die Frau nach eifriger Suche schließlich findet. Und wie ihre Freude ist Gottes Freude im Himmelreich groß: Sie lädt die Nachbarn ein.

3. Der Verlorene Sohn. Wie bewegend aber fügt sich daran das Gleichnis vom Verlorenen Sohn an. Es wird berichtet von dem Sünder, der umkehrt, weil er in allem Elend noch eine kleine Erinnerung an des Vaters Anwesen hat. Schaf und Drachme werden gefunden, hier aber kehrt der Sünder selbst um und das Gewaltige passiert: Der Vater, der immerfort auf ihn gewartet hat, läuft ihm schon entgegen. So finden sich beide im Erbarmen des Vaters und der Rückkehr des Sohnes. Gott du bist groß! Ein geheimnisvoller Ausblick auf Christus selbst, der mit den Sünden der Welt beladen zum Vater zurückkehrt.

Gespräch mit Christus: Wenn ich bedenke, wie oft du mich vor schwarzen Abgründen bewahrt und zum Glauben zurückgeführt hast: Wie hätte ich ohne dich überleben können?

Möglicher Vorsatz: Lass mich ein verzeihender Mensch werden.

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