Tägliche Meditationen
X

Montag,
13. März 2017

Die Dynamik der Liebe

Montag der zweiten Woche in der Fastenzeit
Hl. Paulina OSB
Hl. Leander, Erzbischof

Br. Mathias Reimer LC

Lk 6,36-38
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Schöpfer und Erlöser, du lädst deine Jünger ein, so zu lieben wie du. Du bist das Maß aller Dinge. Bilde mein Herz nach deinem Herzen.

Bitte: Jesus, verwandle mein Herz durch die Erfahrung deiner grenzenlosen Liebe.

1. Das richtige Maß erfahren. Gott hat in der Beziehung Schöpfer-Geschöpf immer die Initiative. Deshalb können wir nicht geben, was wir nicht von ihm vorher empfangen haben. So lädt uns Jesus in diesem Evangelium zu allererst ein, die Liebe, die Barmherzigkeit, die Großzügigkeit, die Freigiebigkeit des Vaters zu erfahren. "Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!" Zu glauben heißt, das eigene Herz vertrauensvoll der göttlichen Gabe zu öffnen. Wie wichtig ist es, diesen Glauben immer wieder im Alltag zu erneuern, Gott zu erkennen, wenn er auf mich zukommt: in der Messe, im Gebet, in der Beichte, in den konkreten Umständen des Lebens. Nur die Erfahrung und der Glaube daran, von Gott beschenkt zu sein, kann uns den anderen gegenüber öffnen und uns selber zum Geschenk werden lassen. Und wie wichtig ist es, in unserer individualistischen Gesellschaft die Erfahrung zu machen, dass man sich die wichtigsten Dinge im Leben nicht selber erarbeiten oder verdienen kann und muss.

2. Das Maß der Liebe ist es, ohne Maßen zu lieben. Die Gewissheit geliebt zu sein, macht uns frei, um unseren Blick von uns weg hin zu den anderen zu richten. Das Geschenk, das man selber erhalten hat, möchte man gerne an andere weitergeben. Die anderen und ihre Nöte rücken mehr und mehr ins Blickfeld. Sie werden wichtiger als unsere eigenen Bedürfnisse, Interessen und Wünsche, gerade weil in uns der Drang entsteht, zu lieben. Und die Liebe ist nicht kleinlich. Jesus selbst stellt uns das Ideal der Liebe vor Augen. Wenn wir ihn nachahmen wollen, dann sollen wir in "reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß" lieben. Das Evangelium von heute macht uns einige konkrete Vorschläge, wie wir uns in der Fastenzeit in der Liebe üben können: barmherzig mit anderen sein; d.h. die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit leben. Nicht richten und verurteilen, sondern Fehler entschuldigen, das Gute im Mitmenschen sehen, fördern und verbreiten. Vergeben und um Vergebung bitten. Gerne etwas von meiner Zeit, meiner Aufmerksamkeit, meiner Freude geben. All diese Taten der Liebe setzen Loslösung voraus und sind so eine ideale Art und Weise, die Fastenzeit zu leben.

3. Die Belohnung der Liebe. Auf dem Weg der Liebe oder zur Liebe gibt es keine Abkürzungen oder Tricks. Man kann sich nicht vornehmen: "Ich werde mal so tun, als ob ich lieben würde, und will schauen, wie sich das anfühlt." Wahre Liebe ist selbstlos und hat kein anderes Ziel als das Wohl des Geliebten. Somit ist der Lohn des Liebenden die Liebe selbst, die Freude der Hingabe, der Friede eines reinen Herzens. Deswegen ist die christliche Liebe nicht einfach eine stoische Haltung oder ein kategorischer Imperativ. Gott weiß, dass wir Menschen keine Maschinen sind, nicht immer nur geben können und eine Stärkung brauchen. Gott lässt sich nie an Liebe, Großzügigkeit und Freude übertreffen. So dürfen wir immer wieder bei ihm auftanken. Er will uns für unsere Taten der Liebe belohnen, indem er selber in unser Herz einzieht, uns mit seinen Gaben beschenkt und indem wir seine Dynamik der Liebe in unserem eigenen Herzen spüren und verwirklichen dürfen.

Gespräch mit Christus: Jesus, mein Herz hat einen unersättlichen Durst nach ewiger Liebe. Doch so oft lasse ich zu, dass ich selbst oder andere Geschöpfe das Maß meines Herzens, meiner Hingabe, meiner Barmherzigkeit bestimmen. Sprenge die Fesseln meines Herzens und mache es frei, sich zu verschenken und zu lieben.

Möglicher Vorsatz: Jesus selbst schlägt in diesem Evangelium einige konkrete Vorsätze vor, von denen mich vielleicht einer besonders angesprochen hat: ein Werk der Barmherzigkeit; nicht richten, sondern gut über andere denken; vergeben, sei es in meinem Herzen, sei es im direkten Kontakt mit einer anderen Person; etwas geben, mich verschenken…

Archiv

Tägliche Meditationen