Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
8. Februar 2007

Demut und Glaube: Fundament und Kathedrale

Donnerstag der fünften Woche im Jahreskreis

P. Ned Brown LC

Mk 7,24-30
Jesus brach auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus, wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben.Eine Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen. Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben. Da sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Sie erwiderte ihm: Ja, du hast recht, Herr! Aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen. Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen. Und als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, dass der Dämon es verlassen hatte.

Einführendes Gebet:   Herr, ich bin heute vor dir, um über den Glauben das zu lernen, was du mich lehren willst. Ich möchte lernen, geduldig zu sein, wenn du meinen Glauben prüfst. Ich weiß, dass du dadurch meinen Glauben vermehren und in meinem Leben fruchtbar machen willst. In diesem Gebet bitte ich dich, dass ich so vertraue und dich so liebe, wie es dir gebührt.

Bitte:  Gewähre mir einen Glauben, Herr, der an dir und deiner Kirche keinen Anstoß nimmt, wenn er durch Leiden geprüft wird. Mache meinen Glauben tatkräftig und beständig.

1. Sucht die höheren Güter Unser Herr ist uns nahe, wenn wir leiden. In diesem Abschnitt litt die Tochter unter dämonischer Besessenheit und die Mutter litt mit ihr. Was uns hier am meisten erstaunt, ist die Zurechtweisung der Mutter durch unseren Herrn. Er scheint so hart, so fremd zu reagieren, er, der sanftmütig und demütig von Herzen ist, so untypisch für den freundlichen Jesus, der sonst immer so feinfühlig gegenüber den Bedürfnissen der anderen ist. Unser Herr ist aber dabei, ihr das größte Geschenk, das ein Mensch bekommen kann, zu gewähren: das Geschenk der Erlösung, repräsentiert durch die Heilung der Tochter. Weil das Geschenk so groß war, musste das Gefäß, das es aufnehmen sollte, erst vorbereitet werden.

2. Gefühle, nichts als Gefühle. In unserem geistlichen Leben ist es wichtig, immer an zwei Prinzipien zu denken, was die Gefühle betrifft. Das erste ist, dass sie kein unfehlbarer Kompass für unser geistliches Leben sind. Das zweite ist, dass es nicht heißt, dass der Herr uns verlassen hat, wenn wir keine Gefühle empfinden. Wir vergessen leicht diese Prinzipien und folgen blind der Überredungskunst und den Verführungen der Gefühlswelt. Wir können die Gefühle mit dem Glauben verwechseln. Diese gläubige Frau zeigt uns auf wunderbare Weise die Haltung, die wir einnehmen sollen. Ihr Vorbild der Demut angesichts des ablehnenden Tadels von Jesus muss uns erstaunen. Kein Widerstand, keine Klagen, keine Verbitterung, kein Mitleidsgehabe. Sie wendet sich weiterhin entschlossen an Jesus. Sie bewahrt den Geist der Demut und des Glaubens an ihn, der die Macht hat, ihre Tochter aus der Hand des Teufels zu befreien.

3. Eine Kathedrale des Glaubens, die alle sehen können. Wenn wir nur von ihrem Beispiel lernen würden! Mit so einem festen Fundament, auf das man bauen kann, kann Jesus aus ihr einen noch größeren Glauben hervorbringen ‐ einen Glauben so groß wie eine Kathedrale, dass die ganze Welt ihn sehen kann. Wir müssen die geheimnisvolle und kluge Handlungsweise unseres Herrn abwägen und betrachten, wenn wir wegen seiner Tadel leiden. Wir müssen an der Demut festhalten und es muss uns immer bewusst sein, dass wir für Christus, unserem guten Hirten, geliebte Geschöpfe sind. Er hat uns versprochen, dass er uns nicht als Weisen zurücklässt. Warum also ein so kleiner Glaube?

Gespräch mit Christus:  Herr, du weißt alles. Du weißt, dass ich dich liebe. Hilf mir, die Gefühle nicht mit dem Glauben zu verwechseln. Hilf mir, das bloße Gefühl nicht mit dem Vertrauen zu verwechseln. Lass mich nie aufgrund von Stimmungsschwankungen an deiner Liebe zu mir zweifeln. Lass mich nie unsere Beziehung auf Gefühle reduzieren, wie schön und wertvoll sie mir im Moment auch scheinen mögen. Hilf mir, eine demütige Haltung zu bewahren und fest zu bleiben in meiner Überzeugung und mich allein darum zu bemühen, dir zu vertrauen, dich zu lieben und dir zu gefallen.

Vorsatz:   Wenn ich angenehme, wertvolle oder hilfreiche Gefühle empfinde, will ich Gott dafür danken und ihn preisen und sie auf das ausrichten, was am wichtigsten ist: die Tugend des Glaubens immer mehr zu vertiefen.

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