Samstag,
27. September 2008
Der Kernpunkt des Glaubens
Samstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Vinzenz von Paul
P. Shane Lambert LC
Lk 9,43b-45
Alle Leute staunten über das, was Jesus tat; er aber sagte zu seinen Jüngern: Merkt euch genau, was ich
jetzt sage: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden. Doch die Jünger verstanden den Sinn
seiner Worte nicht; er blieb ihnen verborgen, sodass sie ihn nicht begriffen. Aber sie scheuten sich, Jesus
zu fragen, was er damit sagen wollte.
Einführendes Gebet: Herr, in diesem Jubiläumsjahr des heiligen Paulus wende ich mich mit erneuertem Eifer um die Rettung der Seelen an dich. Ich glaube an dich und an deine Liebe zu mir. Lehre mich, den katholischen Glauben glühend zu leben und zu verbreiten. Vermehre meinen Glauben, meine Hoffnung und meine Liebe, damit ich wie der heilige Paulus ausrufen kann: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir” (Gal 2,20).
Bitte: Jesus, unser Herr, gib mir einen reifen Glauben, damit ich nicht nur emotional, sondern auch tugendhaft auf die Gnaden, die du in meinem Leben bewirkst, antworte.
1. Für die Gnade bezahlen. Das Evangelium berichtet, dass die Jünger, die Jesus begleiteten, „erstaunt über jede seiner Taten” waren. Gottes Wirken in meinem Leben ist eine Gnade. Gnade ist ein Geschenk Gottes; menschliches Verdienst kann keine Gnade erlangen. Doch Christus sagt uns hier, dass es falsch ist zu denken, dass man für die Gnade einfach nie „bezahlen” muss. Die erste Art der „Bezahlung” besteht darin, aufmerksam zu sein: „Merkt euch genau, was ich jetzt sage”. Aufmerksam zu sein kostet Mühe. Wenn ich nicht aufmerksam bin, könnte ich die Gnaden verfehlen, die für mich bestimmt sind. Christus warnt uns alle, dass jeder, der ihm nachfolgt, nicht nur glückselige Gefühle erleben wird ‐ auch wenn wir diese Tröstungen bei anderen Gelegenheiten erfahren dürfen. Es wird Zeiten geben, in denen Treue zu Christus bedeutet, dass nicht nur unsere Gefühle uns betrügen können, sondern auch die Sünden anderer uns beeinträchtigen können.
2. Unbezahlte Gnade. Der zweite Aspekt der „Bezahlung” ist, dass man für Gnade „bezahlen” muss. Christus hat diesen Preis bezahlt. Jesus sagte: „Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden.” Die Befreiung von der Sünde wird nicht umsonst sein; die Erlösung vom Tod wird einen hohen Preis haben. Lukas berichtet, dass die Jünger Jesu „den Sinn seiner Worte nicht verstanden; er blieb ihnen verborgen, sodass sie ihn nicht begriffen”. Jesu Jünger sind „erstaunt über jede seiner Taten”, doch es ist ihnen nicht klar, dass Jesus für diese Taten mit seinem Tod bezahlen muss. Verstehe ich meine Schuld? Verstehe ich, wieviel ich Gott schuldig bin? Oder meine ich vielleicht doch insgeheim, dass alles „umsonst” ist? Wie oft beichte ich meine Sünden? Wie oft suche ich die Vergebung meiner Sünden? Ist mir aufgegangen, dass Gott von mir ein Opfer erwarten könnte? Wie schrieb der heilige Petrus: „Die Liebe deckt viele Sünden zu” (1 Petr 4,8). Vielleicht wird mich Christus bitten, wie er zu leben, um ihm zu helfen, die undankbare und sündige Menschheit zu erlösen.
3. Märtyrertod. Der Knackpunkt des Glaubens ist, dass der Glauben an Christus zum Kreuz führt. Christus möchte nicht, dass ich einfach ein „Nachfolger” bin; Christus hofft darauf, mich als Apostel voranschicken zu können. Darum muss ich bereit sein, seine Taten nachzuahmen; ich muss bereit sein, meinen Glauben öffentlich zu bezeugen. Das ursprüngliche griechische Wort für „Zeuge” in den Evangelien ist „Märtyrer”. Märtyrer sind diejenigen, die einen Preis, klein oder groß, für ihren Glauben bezahlen ‐ ob in versteckten Taten der Nächstenliebe oder dadurch, dass sie ihr Blut für Christus vergießen. Wenn diese Forderung beängstigend ist, gibt mir der heilige Paulus Kraft: „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt” (Gal 6,12). Dadurch, dass er mich ruft, im Glauben auf seine wundervollen Taten zu antworten, lässt Jesus mich an seinem Erlösungswerk mitwirken, wie in den Überlegungen des Heiligen Paulus deutlich wird: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt” (Kol 1,24).
Gespräch mit Christus: Jesus, unser Herr, lass mich deinen Willen erkennen. Hilf mir, großzügig und mutig zu antworten. Lass mich nicht davor zurückschrecken, bis zur Selbsthingabe treu zu sein. Dein Joch drückt nicht und deine Last ist leicht, wenn ich mein tägliches Kreuz mit deiner Liebe auf mich nehme. Hilf mir, für die Erlösung der Seelen zu handeln.
Vorsatz: Heute werde ich für jemanden, der mir unsympathisch ist, eine Tat der Nächstenliebe vollbringen, oder ich werde einer schwierigen Situation großzügig und verantwortungsbewusst entgegentreten.