Tägliche Meditationen
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Dienstag,
29. April 2008

Gericht und Gerechtigkeit

Dienstag der sechsten Woche der Osterzeit

P. John Bullock LC

Joh 16,5-11
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Jetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du? Vielmehr ist euer Herz von Trauer erfüllt, weil ich euch das gesagt habe. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist; Sünde: dass sie nicht an mich glauben; Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; Gericht: dass der Herrscher dieser Welt gerichtet ist.

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube an dich, weil du dich mir offenbarst. Ich möchte dich jeden Tag mehr kennenlernen. Meine Beziehung zu dir soll einfach, wirklich und persönlich sein. Ich hoffe auf deine Gnade, weil ich meine Neigung zur Sünde kenne und weiß, dass ich schwach bin. Um dir meine Liebe zu zeigen, will ich so leben, wie du es von mir erwartest. Ich möchte dir durch jede einzelne Tat gefallen.

Bitte:  Herr, vermehre meinen Glauben.

1. Die Welt der Sünde überführen. Warum sagt Christus, dass er die Welt der Sünde überführen wird? Hat er nicht gesagt, dass er nicht gekommen ist, um die Welt zu verurteilen, sondern um die Welt zu retten (vgl. Joh 3,17)? Was gilt nun, Verurteilung oder Rettung? Beides. Wenn jemandem nicht bewusst ist, dass er krank ist, geht er auch nicht zum Arzt. Zuerst muss uns bewusst werden, dass wir gesündigt haben, damit wir begreifen, wie sehr wir einen Retter brauchen. Die größte Gefahr unserer heutigen Gesellschaft ist nicht ihre Sündhaftigkeit: Die Sünde gibt es schon seit Adam und Eva. Die größte Gefahr besteht darin, dass man die Sünde nicht mehr als solche anerkennt aufgrund des moralischen Relativismus (vgl. Johannes Paul II., Der Glanz der Wahrheit, 32). Der Kampfruf des Relativisten lautet: Wie gut für mich; ich mache mir meine eigenen Regeln. Darum muss uns der Geist zuerst einmal bewusst machen, dass wir egoistische Sünder sind, die einen Retter brauchen. Erst dann kann das Werk der Bekehrung beginnen.

2. Der Sünde überführen: dass sie nicht an mich glauben. Sagt Christus etwa, dass alle Ungläubigen Sünder sind und die Rettung nicht verdienen? Scheinbar drückt das die Stelle im Johannesevangelium aus: „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat” (Joh 3,18a). Die Kirche lehrt: „Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen zu erfüllen versucht, kann das ewige Heil erlangen" (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 847). Das heißt also, dass es auch die Gefahr eines gewollten Unglaubens gibt: „Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile” (Mt 13,15). Manche haben also gesehen, entschlossen sich dann aber, nicht zu glauben, weil sie sich nicht ändern wollten. Diese bewusste Ablehnung der Wahrheit aufgrund von Verstocktheit müssen wir unter allen Umständen vermeiden.

3. Gerechtigkeit. Christi Auferstehung und das Kommen des Heiligen Geistes sind der Beweis für Christi Gerechtigkeit und Echtheit. Er ist das, was zu sein er von sich behauptet hat: der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes (Mt 16,16-17). Es ist also nur gerecht und richtig, dass Christus, nachdem er seine Sendung vollendet hat, zum Vater zurückkehrt. Christi Gerechtigkeit wird auch uns angeboten, wir müssen sie nur annehmen. Es war seine Sendung, den Satan, den Vater der Lügen, zu verurteilen und uns nach seinem Bild und Gleichnis wiederherzustellen. Durch sein Opfer sind wir viel mehr als nur befreite Sklaven: Wir sind von Gott als seine Kinder angenommen worden (vgl. Joh 1,12).

Gespräch mit Christus:  Herr, im Wissen um die Wichtigkeit des Glaubens bitte ich dich, dass du meinen Glauben vermehren mögest. Du bietest mir ständig so viele Gnaden an. Hilf mir, sie gut zu nutzen und sie nach deinem Willen zu gebrauchen.

Vorsatz:   Heute will ich bei der Gewissenserforschung ehrlich meine Fehler erkennen, ich will mich aber auch mit größerem Vertrauen Gottes Barmherzigkeit in meinem Leben anvertrauen.

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