Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
6. Dezember 2018

Ganzhingabe an das Wort

Donnerstag der ersten Woche im Advent
Hl. Nikolaus von Myra, Bischof
Hl. Dionysia, Märtyrerin
Hl. Henrika Faßbender OFM

P. Thomas Fox LC

Mt 7,21.24-27
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.

Einführendes Gebet: Herr, ich möchte dir zuhören und dem Wehen deines Geistes in mir folgen. Und wenn es nur ein Säuseln ist, eine kurze Regung in Geist, Herz und Sinn, kaum wahrnehmbar, dann lass meinen Wunsch, dich zu lieben, das Segel meines Lebensschiffs blähen, den Wink nicht übersehen und Seele und Leib – alles in mir – dorthin bewegen, wo dein Wille für mich ist.

Bitte: Herr, ich möchte deinen kostbaren Namen nie missbrauchen.

1. Das Wort "Herr" – eine Worthülse? Der Verrat eines Menschen, den wir für einen Freund hielten, besonders wenn er aus nächster Umgebung und Verwandtschaft stammte, trifft uns am schmerzlichsten. Der damit verbundene Vertrauensmissbrauch schlägt Wunden, die nur schwer wieder verheilen. So lehrt uns das Leben, dass man das Vertrauen eines Menschen unter keinen Umständen missbrauchen darf. Unter dem Missbrauch des Namens Gottes hingegen können wir uns spontan recht wenig vorstellen. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an das Fluchen. Dennoch liegt diese Art von Missbrauch, das heißt, der gedankenlose, wenn nicht frevlerische Umgang mit dem Allerheiligsten, jedem anderen Missbrauch zugrunde… Tatsächlich geht es Christus im heutigen Evangelium nicht darum, das Fluchen einzudämmen. Er möchte nur nicht, dass ihm Worthülsen nachgeworfen werden. Denn wenn wir das 2. Gebot Gottes wirklich erfüllen, dann haben wir Ehrfurcht davor, in unserem Herzen und in der Öffentlichkeit Gottes Namen auszusprechen und unser Gebet ist nicht einfach nur Lippendienst. Wir leben dann in seiner Gegenwart, folgen seiner Stimme, der Stimme der Kirche, unserem Gewissen, halten unsere eigene Sündhaftigkeit nicht aus und reinigen uns regelmäßig an der Quelle seines barmherzigen Herzens. Ja, er kennt uns und wir kennen ihn.

2. Der Glaube kommt vom Hören. Matthäus hat das heutige Evangelium ans Ende der Bergpredigt gestellt. Jesus beendete also seine Lehre über das Reich Gottes mit dieser Ermahnung und forderte alle seine Zuhörer auf, ihr Leben auf den festen Grund seines Wortes zu stellen: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen" (Mt 24,35). Das aber verlangt von uns Glaubensmut. Und der Glaube gründet in der Botschaft, er kommt vom Hören (vgl. Röm 10,17). Lesen und verinnerlichen wir also das göttliche Wort und setzen wir uns immer wieder seiner Wirkmacht aus, damit wir von Herzen glauben lernen. Vertraue ich Jesu Wort? Wie sehr bin ich bemüht, es mir mit offenem Herzen anzuhören? Wie sehr lasse ich mich davon berühren? Erwäge ich wie Maria das Wort, das an mich ergeht, in meinem Herzen? Trage ich es wie einen Schatz mit mir durch den Alltag und habe Geduld, wenn es gerade einmal nicht bei mir zündet oder mich in innere Schwierigkeiten bringt? Halte ich das aus?

3. Glauben bedeutet in der Konsequenz: Aufnehmen. Wer sich so, also vorbehaltlos, mit dem Wort Gottes auseinandersetzt, wird von ihm in Besitz genommen, denn es entsteht in ihm ein Brand, eine Leidenschaft für das Wort (vgl. Jer 20,9). Und nichts ersehnt er mehr, als sein ganzes Leben auf dieses Wort zu gründen. Das kann schließlich nur eine Konsequenz haben: die Ganzhingabe an Gottes Wort, das lebendig ist: Jesus Christus. Johannes schreibt in seinem Prolog: "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben…" (Joh 1,12). Wenn wir Gottes Wort aufnehmen, lassen wir zu, dass dieser Samen in unser Herz fällt, dass er in uns Wurzeln treibt und seine Saat aufgeht. Dann bauen wir unser Leben auf Christi Wort und erweisen uns als Menschen, die seinen Namen nicht als Worthülse verwenden, weil wir "…nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind" und dementsprechend handeln.

Gespräch mit Christus: Jesus Christus, es ist nicht leicht, ein authentisches Leben zu führen, vor dir, vor mir selbst und vor anderen keine Masken zu tragen. Dein Wort bringt mich in Schwierigkeiten, denn es verlangt von mir Umkehr, Wachsamkeit, Hingabe – in jedem Moment. Aber dein Geist kommt mir zu Hilfe. Sicher, es wäre leichter, dem Fleisch zu folgen, abzuschalten, sich auszuklinken, den automatischen Piloten einzuschalten und sich auf Kreuzfahrtgeschwindigkeit zu begeben, die Dinge routinemäßig abzuhandeln. Aber mein Glaube verlangt nach mehr! Herr, mach mich frei, lass mich wahrhaft leben! Meine Freude sei es, dafür zu kämpfen, dass du in meinem Leben herrschst.

Möglicher Vorsatz: Am heutigen Nikolaustag mein Leben als Gabe auffassen. Bei jeder Begegnung mit Menschen ein Zeichen der persönlichen Aufmerksamkeit geben und austauschen.

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