Tägliche Meditationen
X

Mittwoch,
10. Mai 2017

Die Moral im Spotlight

10. Mai

Mittwoch in der vierten Woche der Osterzeit
Hl. Damian de Veuster SSCC, Lepraapostel
Hl. Johannes von Avila, Priester

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 12,44-50
In jener Zeit rief Jesus aus: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Wer meine Worte nur hört und sie nicht befolgt, den richte nicht ich; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Letzten Tag. Denn was ich gesagt habe, habe ich nicht aus mir selbst, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß, dass sein Auftrag ewiges Leben ist. Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.

Einführendes Gebet: Allmächtiger Gott, ich glaube an dich, ich hoffe auf dich, ich liebe dich. Schenk mir deine Gnade.

Bitte: Heiliger Damian de Veuster, erbitte für mich Gottes Gnade, damit ich das Gute tue. Du hast in deiner Seelsorge nicht nur das Nötigste getan, sondern Jesus nachgeahmt und dich ganz hingegeben im Dienst an den Kranken. Hilf mir, Gutes zu tun.

1. Ein Spotlight auf das wahre Glück. Richter sollen im Konfliktfall eine unabhängige und gerechte Entscheidung treffen. In dieser Hinsicht kann einem das eigene Gewissen wie ein Gerichtssaal vorkommen, in dem zwischen Gut und Böse unterschieden wird. Der Richter steht für das Recht ein; er muss aber auch das Unrecht benennen. "Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten," sagt Jesus heute. Wenn auch sein Wort zur Stimme in unserem Gewissen werden soll, so möchte er dennoch von uns nicht vor der Zeit als Richter wahrgenommen werden. Denn der Richter kommt zum Einsatz, wenn die Handlung bereits verübt oder der Konflikt schon in vollem Gang ist. Bei seiner ersten Ankunft ist Jesus aber gekommen, um die Welt zu retten. Seine Stimme in unserem Gewissen ist keine uns fremde Instanz. Vielmehr ist sie ein Licht, das uns aufzeigt, was uns glücklich macht; welche Handlungen im Blick auf die Zukunft gut für uns sind und welche nicht; und welche im Blick auf die Vergangenheit etwas in uns oder in anderen aufgebaut oder aber kaputt gemacht haben. Das Licht Jesu in unserem Gewissen zeigt uns den Weg zum wahren Glück.

2. Ein Spotlight auf das echte Gut. Die christliche Moral besteht also nicht in erster Linie aus Geboten und Normen. Wäre dem so, dann wäre Jesus einfach nur ein erbarmungsloser Richter, der gekommen ist, um das Gesetz durchzusetzen. Häufig wird ihm oder seiner Kirche genau das vorgeworfen. Stattdessen zeigt die christliche Moral mit dem Licht Christi den wahren Weg zur Fülle des Lebens. Die Sünde macht den Menschen unglücklich; darüber hinaus trübt sie seinen Blick für das, was ihn glücklich macht. Jesus ist nicht nur gekommen, um die Sünde für uns zu tragen, sondern auch, um uns den Blick für das Gute zu schärfen. "Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt." Das Licht Jesu in unserem Gewissen zeigt uns auf, was wirklich gut ist.

3. Das Gute kommt von selbst ans Licht. "Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter." Wenn Unrecht geschieht, hat das Folgen. Jesus unterstreicht, dass diese Folgen nicht erst von einem Richter benannt werden müssen; vielmehr bereitet sich der Übeltäter selbst seine Misere. Demnach ist die "Moral des Glücklich-Werdens" keineswegs subjektiv. Jesus ist nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen und zur Vollendung zu bringen. Damit bleiben die Gebote gültig, aber nicht wegen eines strafenden Richterspruchs, sondern weil Jesus selbst vorgelebt hat, dass der Weg zum Glück die Treue ist. Das Evangelium wirft Licht auf das menschliche Leben und zeigt, wie es wirklich ist. Wer sündigt, bestraft sich selbst und meidet dieses Licht. Wer treu ist, den zieht es zu diesem Licht und er wird wahrhaft glücklich.

Gespräch mit Christus: Jesus, in meinem Gewissen kann ich häufig nicht absehen, wohin bestimmte Entscheidungen führen. Danke für dein Licht, mit dem du meine Zeit von der Ewigkeit her beleuchtest. Ich vertraue auf dein Licht und möchte mein Gewissen davon durchfluten lassen.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte eine Gewissenserforschung machen, die mich auf eine versöhnende Begegnung mit Christus vorbereitet.

Archiv

Tägliche Meditationen