Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
11. Mai 2017

Groß und Klein

Donnerstag in der vierten Woche der Osterzeit
Hl. Gangolf, Märtyrer,
Hl. Mamertus, Bischof
Hl. Joachim Tabernitz OSB, Märtyrer

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 13,16-20
Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, sprach er zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr, und der Abgesandte ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt. Ich sage das nicht von euch allen. Ich weiß wohl, welche ich erwählt habe, aber das Schriftwort muss sich erfüllen: Einer, der mein Brot aß, hat mich hintergangen. Ich sage es euch schon jetzt, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt: Ich bin es. Amen, amen, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Einführendes Gebet: Allmächtiger Gott, mit meinem Gebet möchte ich mich dir öffnen: deinem Wort, deiner Weisung und deiner Gnade. Sprich in meinem Herzen dein Wort und lass es mich in all seiner Fülle hören.

Bitte: Heiliger Geist, öffne mein Herz für diesen heiligen Austausch im Gebet und erleuchte meinen Verstand und Willen für ein christliches Leben.

1. Glanz und Bescheidenheit. Drei Jahre waren die Jünger nun schon bei Jesus. In dieser Zeit hat er ihnen Schritt für Schritt offenbart, wer er ist. Hier, im Abendmahlssaal, wo Jesus soeben vor ihnen niederkniete und jedem einzeln die Füße wusch, kommt einmal mehr jene bedrückende Ratlosigkeit auf, welche die Jünger wieder und wieder quälte. Dass Jesus der Messias ist, mehr noch, dass er Gottes eingeborener Sohn ist, verlangt bereits einen gewagten Schritt im Glauben; dass Jesus diesen Anspruch aber verbindet mit der eigenen Erniedrigung, das muss für die Jünger völlig unbegreiflich gewesen sein. Er tat große Wunder, entzog sich aber dem Volk, das ihn zum König machen wollte. Er offenbarte ihnen, dass er vom Himmel herabgekommen war, doch gebot, niemandem von dieser ungeheuren Wahrheit zu erzählen. Ja, und gerade eben sprach er beim Abendmahl noch von seiner Sendung, die ganze Menschheit zu erlösen und nun wäscht er ihnen die Füße. Wie passt der Glanz und die Bescheidenheit zusammen?

2. Je größer, desto kleiner. Die Jünger wissen allerdings noch nichts davon, dass Jesu Erniedrigung noch tiefer gehen wird. Seine Lebensjahre, in denen er unter den Menschen weilt, um sich ihnen zu offenbaren, enden mit seiner äußersten Hingabe und dem Tod am Kreuz. Liest man die Evangelien aufmerksam, so kann man sogar sagen, dass Jesu Erniedrigung in dem Maß zunimmt, in dem offenbar wird, dass er Gott ist. Je größer er wird und je mehr er sich offenbart, desto kleiner gibt er sich. Zum einen liegt das wohl an der aggressiven Reaktion des Menschen ohne Christus gegenüber Gott; eine Reaktion der Sünde gegenüber der Liebe; des Bösen gegenüber dem Licht. Zum anderen sagt diese Erniedrigung aber viel über das Herz Jesu aus. Das alles bezeugt uns, dass Gott nicht viel an bombastischer Größe liegt; er schätzt offensichtlich die kleinen Dinge. Im Kleinen liegt die wahre Größe.

3. Ein christlicher Maßstab. So ruft Jesus dazu auf, die Kinder nachzuahmen, den letzten Platz am Tisch einzunehmen und ebenso demütig zu dienen, wie er es tut. Angesichts dieses Maßstabs sind wir mitunter wohl ebenso ratlos wie die Jünger damals. Es handelt sich hier um einen wirklich neuen Maßstab, wie man ihn in dieser Konsequenz nur bei Jesus findet. Er erniedrigt sich bis zum Äußersten und Kleinsten, blickt dabei seinen Jüngern in die Augen und spricht: "Als einer meiner Jünger kannst du dich unmöglich größer geben, als ich, dein Herr, es tue." Dieses Wort setzt einen neuen Maßstab im Gewissen des Christen.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich scheue mich davor, klein zu sein. Ich scheue mich davor, anderen zu dienen. Ich scheue mich davor, mich verwundbar zu machen. Lass mein Gewissen deine Maßstäbe übernehmen.

Möglicher Vorsatz: Christus stellt mir den Dienst und die Bescheidenheit als Maßstab vor Augen. Ich möchte mich heute bewusst einmal durch einen kleinen Dienst an meinem Nächsten erniedrigen.

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