Tägliche Meditationen
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Sonntag,
7. April 2019

Barmherzig sein

Fünfter Fastensonntag (Judica)
Hl. Johannes Baptist de la Salle, Priester, Ordensgründer

P. Alejandro Espejo Silva LC

Joh 8,1-11
In jener Zeit ging Jesus zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem Anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!

Einführendes Gebet: Mein Herr, ich komme vor dich ohne Masken, nichts ist vor dir verborgen. Gib mir, was ich brauche, und öffne mein Herz für dich.

Bitte: Lass mich heute deine Barmherzigkeit erfahren und selbst barmherzig sein.

1. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. In dieser Woche, in der wir uns auf die Karwoche vorbereiten, wollen wir auch im Geiste nach Jerusalem gehen, um Jesus zu hören, um von ihm zu lernen. Wir wollen uns vorstellen, dass wir auch im Tempel unter dem Volk sitzen. Und wir wollen sehen, hören, fühlen: Was machst du Jesus? Was sagst du über dich selbst? Warum weckst du so viel Hass in deinem Umfeld? – Es liegt an deinem Blick, an deinem Urteil. Denn Gott will, dass der Sünder sich bekehrt und lebt.

2. Sein Blick, sein Urteil. An Jesu Stelle hören wir die Anklagen der Pharisäer und das Weinen der Frau. Aber von Jesus hören wir nichts, er schweigt. Das Einfachste wäre, den Sünder zu bestrafen, doch der Herr hat "kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt" (Ez 33,11). Jesus lebt genau das, was Ezechiel früher offenbart worden war. Gott will, dass wir umkehren und leben, er will nicht unsere Bestrafung und unseren Tod. Und er verteidigt uns gegen die Ankläger.

3. Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Jesus sagt uns: "Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben" (Joh 13,34). Wir erfahren, wie geduldig Gott mit uns ist, wie oft er uns neuen Mut macht und eine neue Chance gibt. Wie können wir hart mit unserem Nächsten umgehen, wenn Jesus barmherzig und geduldig mit uns ist? Wie können wir unserem Nächsten Böses wünschen, wenn wir von Gott nur Gutes erfahren?

Gespräch mit Christus: Herr, manchmal bin ich dir nicht treu. Und schlimmer noch, manchmal bin ich derjenige, der meine Brüder verurteilt. Lass mich ihre Vergebung erfahren und auch barmherzig wie du sein, wenn ich sehe, dass mein Nächster sich verfehlt. Herr, auch ich will die Steine aus meinen Händen fallen lassen und noch einmal deine ausgestreckte Hand ergreifen, um aufzustehen.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute meine Beichte vor der Karwoche vorbereiten und sehen, wann und wo ich sie ablegen kann.

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