Tägliche Meditationen
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Montag,
28. August 2006

„Ich selbst will sie führen!“

Montag der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Augustinus, Bischof von Hippo und Kirchenlehrer

P. Alexander Kim LC

Mt 23,13-22
Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr selbst.

Weh euch, ihr seid blinde Führer! Ihr sagt: Wenn einer beim Tempel schwört, so ist das kein Eid; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist an seinen Eid gebunden. Ihr blinden Narren! Was ist wichtiger: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heilig macht? Auch sagt ihr: Wenn einer beim Altar schwört, so ist das kein Eid; wer aber bei dem Opfer schwört, das auf dem Altar liegt, der ist an seinen Eid gebunden. Ihr Blinden! Was ist wichtiger: das Opfer oder der Altar, der das Opfer erst heilig macht? Wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

Einführendes Gebet:  Jesus, liebenswürdiger und guter Hirt; mit deiner Liebe beschütze mich und ziehe mich eng an dein göttliches Herz. Du kommst selbst, um mich zu führen und mich beim Namen zu rufen. Jesus, lass mich deine Stimme hören, wenn sie mich heute zärtlich ruft.

Bitte:  Herr, erfülle mein Herz und meinen Verstand mit deinem Heiligen Geist und lass mich nicht in die Fallen und Versuchungen des Teufels fallen, die er heute für mich vorgesehen hat.

1. Weh euch!  Jesus beschimpft die Pharisäer und Schriftgelehrten bei Matthäus in einem einzigen Abschnitt insgesamt sieben Mal – in beinahe aufeinanderfolgenden Versen. Was unseren Herrn so schmerzte, waren nicht der schwere Sünder, die Prostituierte, der Steuereintreiber – nicht einmal die arme Seele, die ihn verraten sollte. Sein leidenschaftlicher Tadel war vielmehr an die gerichtet, die vor allem dazu berufen waren, für die verlorenen Israeliten zu sorgen und sie zu Gott zurückzubringen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer hatten ihre wichtige Aufgabe nicht im geringsten erfüllt. Sie waren offenkundig bloß Hindernisse für das Volk, in das Himmelreich einzugehen. Ihre Heuchelei verdunkelte ihre Herzen und ihren Verstand für die Wahrheit und alles, was heilig war. Das machte sie unfähig, die Wahrheit und die Quelle der Heiligkeit, nämlich Christus, der vor ihnen stand, zu erkennen.

2. Verkehrte Werte.  Jesus deckt die Heuchelei der Schriftgelehrten und Pharisäer und auch die Absurdität ihres Verständnisses ihrer Führungsaufgabe auf. Er nennt sie blinde Führer. Unser Herr gebraucht dieses Bild, um die Schriftgelehrten und Pharisäer zurechtzuweisen und deckt bei weitem größere Verstöße auf als nur die oberflächliche Auslegung des Gesetzes. Der Tempel und der Altar symbolisierten die Gegenwart Gottes unter den Menschen. Sie waren wegen ihres direkten Bezugs auf Gott heilig. Den Opfergaben – bloßen Erzeugnissen menschlicher Arbeit oder Produkten der Tierhaltung – mehr Beachtung zu schenken, verstößt gegen das erste Gebot, weil damit das Geschöpf höher bewertet wird als der Schöpfer selbst.

3. „Nichts als die Wahrheit, so hilf mir Gott!“  Jesus verliert nie seine Beherrschung; er gibt hier seinem Zorn absichtlich freien Lauf, um das schwere vor ihm liegende Übel zu entlarven. Wenn wir über die Vorwürfe, die Jesus den Schriftgelehrten und Pharisäern macht, nachdenken, erinnern wir uns an das, was Jesus gegen derartig üble Führer sagte: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde“ (Mk 9,42). Jedesmal, wenn wir ein schlechtes Beispiel geben, uns ungehörig verhalten oder die Sünde stillschweigend übergehen, beteiligen auch wir uns daran, „diese Kleinen“ vom rechten Weg abzubringen.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich möchte dir folgen. Ich danke dir, dass du mich überprüfen lässt, ob und wie ich die Führungsqualitäten, die du mir gegeben hast, gebraucht oder missbraucht habe. Hilf mir, ein Brückenbauer zwischen hier und der Ewigkeit zu sein.

Vorsatz:  Ich werde versuchen, meine Familie, meine Kollegen und meine Freunde näher zu Gott zu führen.

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