Sonntag,
5. Juni 2022
Ite, missa est
Pfingstsonntag
Hl. Bonifatius, Bischof, Glaubensbote, Märtyrer
Beate Scheilen
Joh 20,19-23
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei
verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den
Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende
ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Einführendes Gebet: Jesus, du bist mit dem Vater und dem Heiligen Geist EIN Gott. Dieses Geheimnis werden wir nie ganz verstehen. Aber bitte hilf mir heute, ein ganz klein wenig hinter den Vorhang zu schauen, der uns vom Himmel trennt.
Bitte: Sende mir heute deinen Heiligen Geist, o Herr!
1. Die Tür bleibt zu. Jesu Jünger sind nach seinem Tod weiterhin zusammen – das ist schon mal ein gutes Zeichen. Jedoch: Die Türen bleiben zu, ungewöhnlich im gastfreundlichen Palästina, denn sie haben Angst vor Repressalien. So weit, so menschlich normal. Doch dann steht auf einmal Jesus im Raum. Er grüßt sie, wie man sich damals immer grüßte (heute würde man einfach "Hallo" sagen) und zeigt ihnen als Beweis, dass er es wirklich ist, die Wunden seiner Kreuzigung. Und dann heißt es ganz lapidar: "Da freuten sich die Jünger…".
2. Die Abrechnung fällt aus. Schon erstaunlich – haben sie keinerlei Zweifel? Kein schlechtes Gewissen, weil sie Jesus ein paar Tage zuvor im Stich gelassen haben? Jesus selbst fängt auch gar nicht davon an. Er hält keine Abrechnung mit den Jüngern, wirft ihnen nichts vor. Aber es kommt auch nicht zu einem stundenlangen Schwelgen in Wiedersehensfreude, denn Jesus hat einen Auftrag für sie. Beschäftigen auch wir uns also nicht lange mit den Auswirkungen unserer (gebeichteten) Sünden, pflegen wir auch nicht den frommen Genuss, sondern machen wir uns bewusst, dass wir Gesandte sind! ("Ite, missa est!", heißt es bei der Feier in lateinischer Sprache am Ende jeder heiligen Messe, was häufig ausgelegt wird als: "Geht, ihr seid gesendet!")
3. Die Sendung geht weiter. Die Jünger sollen die Aufgabe weiterführen, die der Herr vom Vater erhalten hat: Sie werden zu den Menschen gesendet. Da sie dies aus eigener Kraft offensichtlich nicht können (sondern sich lieber verbarrikadieren), empfangen sie jetzt von Jesus den Heiligen Geist. An wenigen Stellen der Evangelien ist die Dreifaltigkeit so präsent! Eine der Hauptaufgaben des Heiligen Geistes ist demnach die Sündenvergebung, zu der die Jünger nun ermächtigt werden. Es ist schon erstaunlich: Der Himmel richtet sich nach den Worten, welche die von Jesus Beauftragten hier auf der Erde in seinem Namen sprechen! So geschieht es in jeder Beichte ("Ich spreche dich los") und auch bei jeder heiligen Messe in der Wandlung ("Dies ist mein Leib"). Nehmen wir wahr, wie außergewöhnlich das ist?
Gespräch mit Christus: Jesus, es ist schon erstaunlich, dass du deinen Jüngern ihr feiges Verhalten bei deiner Festnahme überhaupt nicht vorwirfst. Offenbar hast du damit gerechnet, und vielleicht sind die Jünger ja dadurch schon genug bestraft. Du schenkst ihnen einen wirklich unbelasteten Neuanfang. Ich möchte mir in meinem Alltag im Umgang mit anderen (und bisweilen auch mit mir selbst) deine Nachsicht zum Vorbild nehmen.
Vorsatz: Das nächste Mal, wenn ich über jemanden enttäuscht bin, werde ich nicht schimpfen, sondern die betreffende Person mit Nachsicht, Milde und Liebe behandeln.