Tägliche Meditationen
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Montag,
13. Juni 2016

Wenn es an der Haustür klingelt...

Montag der elften Woche im Jahreskreis
Hl. Antonius von Padua OFM, Kirchenlehrer

Beate Scheilen

Mt 5,38-42
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.

Einführendes Gebet: Herr, das sind harte Worte. Ich kann nicht sagen, dass ich bisher so lebe, wie du es hier von deinen Nachfolgern wünschst. Aber ich möchte es können, weil ich dir vertraue und sehe, dass das Böse in der Welt nur so besiegt werden kann.

Bitte: Hilf mir, Jesus, nicht mehr so viel auf meine Rechte und meinen Besitz zu pochen!

1. "Wer dich bittet, dem gib…" Gerade als ich diese Meditation vorbereiten wollte, klingelte es an der Tür. Ein Mann hielt mir seinen Ausweis und eine medizinische Zeichnung hin und bat in gebrochenem Deutsch um Geld für die Tumor-OP seines Kindes. Ich habe freundlich, aber bestimmt Nein gesagt und die Tür zugemacht. Zurück am Schreibtisch, las ich: "Wer dich bittet, dem gib…". Ein wenig Interesse für Vater und Kind und ein paar Euro hätten vielleicht genügt. Stattdessen wollte ich mit dem ungebetenen Besucher schnell fertig werden, denn ich musste ja an meiner Betrachtung über christliches Verhalten weiter schreiben!

2. Meint Gott das wirklich ernst? Warum habe ich nichts gegeben? Aus Angst? Misstrauen? Gleichgültigkeit? "Wer dich bittet, dem gib…". Wirklich? Jedem? Warum stellt Gott so extreme Vorgaben auf? Wenn ich das wörtlich nehme, bin ich bald genauso arm wie die, die mich anbetteln! Hat das nicht mal eine Grenze? Wie weit um mein Haus herum reicht die Zone der Nächstenliebe?

3. Jesus ist mehr als ein Lehrer. Nein, so geht es nicht. Jesus lässt keine Ausreden gelten. Aber müsste ich dann nicht deprimiert werden, weil ich die Anforderungen nie erfüllen kann? Wären wir nicht besser dran mit einem Set von Regeln, die mit etwas Disziplin erfüllbar sind? Nein – denn dann hätten wir keinen Erlöser nötig! Jesus möchte nicht den alten Adam und die alte Eva ein bisschen besser machen. Er möchte uns ein neues Menschsein schenken. Erst wenn ich gemerkt habe, wie wenig ich dem von Natur aus entspreche, kann ich Jesus als meinen Erlöser anerkennen! Vorher ist er bestenfalls ein religiöser Lehrer, dessen Regeln ich verwerfen kann, wenn sie mir zu hart vorkommen.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich merke gerade, wie wenig ich von deinen Wünschen in die Tat umsetze. Hilf mir, meine Grenzen zu erweitern. Ersetze den alten Menschen in mir durch dich selbst – und schenke mir eine neue Sichtweise.

Möglicher Vorsatz: Wenn das nächste Mal jemand an meiner Tür klingelt, werde ich ihm und seinem Anliegen ehrliches Interesse entgegenbringen.

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