Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
10. Oktober 2018

Das Gebet des Herrn

Mittwoch der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Viktor von Xanten, Märtyrer
Hl. Gereon, Märtyrer
Hl. Daniele Comboni MCCJ

Br. Benoît Terrenoir LC

Lk 11,1-4
Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, ich möchte gern beten, aber mein Gebet ist so arm! Und ich habe so viele Fragen und Sorgen im Kopf! So komme ich heute wie die Jünger zu dir, damit du mich beten lehrst. Heilige Jungfrau Maria, lass mich deinem Sohn immer näherkommen!

Bitte: Herr, lehre uns beten!

1. Die beste Bitte. Das Evangelium enthält viele Bitten, die an den Herrn gerichtet worden sind. Die meisten Bitten sind oberflächlich oder zu menschlich, wie zum Beispiel die Frage (Bitte) der Jünger nach der Auferstehung, ob die Zeit gekommen sei, das Reich Israel wiederherzustellen. Oder die Bitte der Pharisäer um ein Zeichen vom Himmel; oder die der Mutter des Jakobus und des Johannes um die besten Plätze für ihre beiden Söhne. Alle diese Bitten beantwortet Jesus nicht direkt, sondern auf rätselhafte Weise, oder er nutzt die Gelegenheit, um von etwas ganz anderem zu sprechen. Manchmal muss man die Bitte so eindringlich an ihn richten, dass er schließlich eine Antwort gibt. Aber auf dieser Bitte brauchen die Jünger nicht zu bestehen. Sie sagen nur einmal: "Herr, lehre uns beten", und Jesus antwortet sofort. Herr, wie gern hast du diese Bitte! Wie gut gefällt es dir, wenn ich beten will, wenn ich dem Vater näher ankommen will!

2. Das Gebet aller Gebete. Jesus antwortet seinen Jüngern mit dem Gebet des Vaterunsers. Wir sagen dieses Gebet so oft auf, dass es leicht zu einer Routine werden kann. Aber das Vaterunser ist so komplett, so allumfassend, dass die heilige Theresia von Avila sagte: "wenn ihr am Vaterunser festhaltet, braucht ihr nichts anderes" (Weg der Perfektion, Kap. 23). Die sieben Bitten dieses Gebets (die im Lukasevangelium auf fünf verkürzt sind) entsprechen den tiefsten Sehnsüchten unseres Herzens. Dieses Gebet spricht die ganze Kirche an zentraler Stelle beim eucharistischen Opfer. Wenn ich zu müde oder zu zerstreut bin, um mein eigenes Gebet zu beten, kann ich immer auf das Vaterunser zurückgreifen. Denn es enthält die Worte, die Gott am liebsten hört; die Worte, die der Sohn Gottes selbst uns gelehrt hat.

3. Kein Proselytismus, sondern Attraktion. Die heutige Seite des Evangeliums enthält noch ein anderes Detail. Die Jünger bitten Jesus darum, sie beten zu lehren – nicht etwa aus Eifersucht auf die Jünger Johannes des Täufers, die eigene Gebete vorweisen können; wahrscheinlich auch nicht, weil sie ein besonderes Bedürfnis zur Hingabe spüren. Nein, sie wollen einfach beten, weil sie Christus beim Gebet gesehen haben. Dieses Schauspiel muss so anziehend gewirkt haben, dass die Jünger erstens abgewartet haben, bis Jesus fertig war; und dass sie eitens unbedingt so beten wollten wie der Meister. Das erinnert an den Satz, den Papst Benedikt und Papst Franziskus schon mehrmals wiederholt haben: "Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern durch Attraktion". Habe ich mich von Jesus oder vom Beispiel echter Christen anspornen lassen? Versuche auch ich durch mein Beispiel andere Menschen zum Vater zu führen?

Gespräch mit Christus: Vater Unser…

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich die sieben Bitten des Vaterunsers ruhig lesen, und eine davon mit ganzem Herzen beten.

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