Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
22. September 2022

Ich will dich sehen!

Donnerstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Mauritius (Moritz) und Gefährten, Märtyrer

P. Michael Hemm LC

Lk 9,7-9
In jener Zeit hörte der Tetrarch Herodes von allem, was durch Jesus geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen.

Einführendes Gebet: Herr, manchmal fällt es mir schwer zu beten. Ich schaffe es nicht, mich zu konzentrieren, bin ständig abgelenkt und habe oft gar keine Lust zu beten. Ich komme jetzt zu dir mit dieser Unfähigkeit. Ich schenke dir meine Schwachheit, aber auch mein Bemühen und meinen aufrichtigen Wunsch, dir zu begegnen.

Bitte: Jesus, lass mich dich in der Tiefe meines Herzens besser kennen lernen und dir begegnen!

1. Manche sagten… Das Bild, das die Menschen sich von Jesus gemacht hatten, war schon ziemlich außergewöhnlich, auch wenn sie damit noch nicht an die Wirklichkeit herankamen: Sie hielten ihn nicht nur für Johannes den Täufer, diesen großen Rufer in der Wüste, der Scharen von Menschen anzog, das Volk zur Umkehr bewegte und nicht einmal davor zurückschreckte, den König zu korrigieren. Sie glaubten sogar, dass er, Johannes, in ihm auferstanden sei. Andere hielten ihn für den großen Propheten Elija, auf dessen Gebet hin der Himmel für drei Jahre verschlossen blieb, ohne dass ein Tropfen Regen fiel, der Tote erweckte, Feuer vom Himmel fallen ließ und am Ende seines Lebens mit einem Feuerwagen in den Himmel entrückt wurde. Die Menschen müssen also von Jesus fasziniert gewesen sein. Sie erkannten, dass sie es hier mit jemand Besonderem zu tun hatten.

2. An Jesus scheiden sich die Geister. Im Evangelium lesen wir an einer Stelle, dass die Tempelwache, die Jesus festnehmen sollte, unverrichteter Dinge zu den Pharisäern zurückkehrt und die Befehlsverweigerung mit den Worten erklärt: "Noch nie hat ein Mensch so gesprochen" (Joh 7,46). Nicht nur die Wunder Jesu riefen Stauen hervor, sogar seine Worte. Er muss auch in seiner Menschlichkeit, nicht nur durch seine Wunder, eine Autorität ausgestrahlt haben, wie es sie noch nie gegeben hatte. Seine Anziehungskraft muss unglaublich gewesen sein. Sonst wären ihm die Menschen nicht zu Tausenden gefolgt. Sonst hätten sie seinen Predigten nicht zugehört. Die Mischung aus Autorität, Kraft und Vollmacht einerseits und Liebe, Güte und Zärtlichkeit andererseits muss faszinierend gewesen sein. Dennoch, an seinem Anspruch, mehr als nur Johannes der Täufer oder Elija oder sonst einer der Propheten zu sein, schieden sich die Geister. Auch heute noch ist der Anspruch Jesu, Gott zu sein, ein Stein des Anstoßes für viele.

3. Die Sehnsucht, Jesus zu sehen. Die Pharisäer reagierten mit Ablehnung auf den Anspruch Jesu. Herodes verspürte eine oberflächliche Neugier danach, die Wunder Jesu zu sehen und sich dadurch unterhalten zu lassen. Doch die angemessene Reaktion ist eine tiefe Sehnsucht danach, Jesus zu sehen. Manchmal fällt es schwer, zu beten und Jesus zu begegnen. Manchmal ist das Gebet trocken oder langweilig. Wir können Jesus einfach nicht wie eine Ware ergreifen, kontrollieren und konsumieren! Aber gerade diese Unfähigkeit kann uns dazu anleiten, unser Herz voller Sehnsucht für ihn zu öffnen und zu weiten. Wir dürfen zu ihm kommen und ihm sagen, wie schwer es uns manchmal fällt, ihn zu suchen, dass wir ihn aber so gerne finden würden. Die Sehnsucht Jesu nach uns ist noch viel größer. Wenn er uns in unserer Suche nach ihm manchmal warten und "zappeln" lässt, dann nur, um uns danach umso reicher zu beschenken.

Gespräch mit Christus: Jesus, lass mich deine Einzigartigkeit mit dem Verstand erkennen und im Herzen erfassen. Ich weiß, dass du allein mein Herz ganz füllen kannst. Ich fühle mich aber manchmal so weit weg von dir. Ich kann dir nur begegnen, wenn du es mir schenkst. Dieses Geschenk kommt völlig unverdienterweise, wenn es kommt, aber du willst es mir geben. Hilf mir, mein Herz dafür zu öffnen!

Vorsatz: Ich werde meine Sehnsucht nach Jesus heute tagsüber durch kleine Stoßgebete lebendig erhalten, zum Beispiel: "Jesus, Jesus, komm zu mir! Oh, wie sehn ich mich nach dir!"

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