Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
11. Oktober 2017

Knapper geht's kaum

Mittwoch der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Maria, Mutter vom Guten Rat
Hl. Bruno I. von Köln, Erzbischof
Hl. Johannes XXIII, Papst
Hl. Jakob Griesinger von Ulm, Ordensbruder
Hl. Maria Soledad

Dr. med. Christoph Kunkel

Lk 11,1-4
Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.

Einführendes Gebet: Vater, dein Reich möge durch mein Tun mit zur Vollendung geführt werden.

Bitte: Gib mir die Kraft, Herr, an deinem Reich beständig mitzubauen.

1. Das Wesentliche. Knapper geht’s nicht! Und dieses Gebet ist das Vaterunser. Es wird von einem Mann empfohlen, der sich zum Beten für lange Stunden in die Einsamkeit zurückzieht. Wie spricht Jesus mit seinem Vater? Warum empfiehlt er uns aber so ein bündiges Gebet: "Gott sei geheiligt, sein Reich komme, sein Wille geschehe, er gebe täglich Brot, er erlasse die Sünden und führe nicht in Versuchung". Sollen wir alles Überflüssige weglassen?

2. Vater, dein Name sei geheiligt! In unserem Leben sind wir oft umgeben von einer gottlosen Welt der Dinge, Fakten, Antriebe. Keine Deutung der Wirklichkeit scheint Gott als Erklärung zu erfordern. Unsere heutige Abkehr vom Glauben ist nicht auf die verkrustete Kirche zurückzuführen, sondern wir sind den brillanten Erklärungen all dessen, was ist, durch den forschenden und erfindenden Verstand erlegen. (Philosophisch ist es die anthropozentrische Wende seit der Reformation.) Da sagt nun Jesus zu uns Interpreten: Schau hin, bewundere mich meinetwegen durch die Naturwissenschaft hindurch, aber blicke dahinter. Denn durch alles hindurch schaut der lebendige Gott. Seine Schöpfung ist sein Werk und damit heilig. Wenn wir nur allein jeden Tag diesen Satz beten würden: Vater, dein Name sei geheiligt, dann würde unsere Realitätsinterpretation als lächerlich vordergründig zerplatzen. Angesichts der Schöpfung überwältigt uns die Heiligkeit des Schöpfers. Wir können dies hinnehmen als Bewunderer, oder wir begehren, dass mit uns und durch uns in dieser Schöpfung Gottes Reich anbrechen möge. Das sagt das Gebet.

3. Der Vater ist stärker als Versuchung, Sünde und Tod. Natürlich brauchen wir zu essen, straucheln in der Versuchung und bedürfen mit allen anderen zusammen der Vergebung. Damit wir also weiter mitarbeiten können an der Vollendung der Schöpfung, bitten wir um Brot und Vergebung. Mit der Auferstehung zeigt Gott in seinem Sohn, dass er diese Schöpfung und uns nicht in den dunklen Orkus fallen lassen, sondern in der Auferstehung aller vollenden will. Dieses kleine, raue Gebet unterscheidet uns von allen anderen Gläubigen.

Gespräch mit Christus: So viele Münder haben dieses Vaterunser gebetet. Und damit ist hoffentlich ein winziger Ruck zur Vollendung hin erfolgt.

Möglicher Vorsatz: Herr, lass mich im Beten handeln und im Handeln beten, dass auch durch mich dein Reich kommen möge.

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