Tägliche Meditationen
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Dienstag,
27. Oktober 2020

Die Versuchung der Größe

Dienstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis

P. László Erffa LC

Lk 13,18-21
In jener Zeit sprach Jesus: Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.

Einführendes Gebet: Herr, hilf mir, meine unausgesprochenen Erwartungen zu erkennen und lass sie von dem verwandelt werden, was du mir schenken willst. Lass mich dein wunderbares Wirken nicht durch meinen Kleinmut behindern.

Bitte: Den Herrn bitten, dass wir immer mehr die Welt so verstehen können, wie er sie versteht; und dass wir uns von den Denkschemen verabschieden, die uns daran hindern, seine wahre Größe zu erkennen.

1. Was erwarte ich? Es hilft, sich immer wieder zu fragen: Was erwarte ich überhaupt von Gott? Und vorher noch: Erwarte ich überhaupt etwas von ihm? Glaube ich denn, dass Gott auch in unserer Gesellschaft einen Unterschied machen kann und will? Die Antworten auf diese Fragen beeinflussen manchmal unbewusst mein ganzes Sein und Handeln als Christ. Denn sie werden im Leben beantwortet. Und wenn ich nichts von Gott erwarte, bin ich vielleicht ein netter Mensch, aber ich lebe ganz einfach in den Tag hinein und verpasse meine Berufung, in dieser Welt ein Zeichen der Liebe Christi zu sein. Deshalb kann ich heute Gott im Gebet bitten, mir aufzuzeigen, wie ich diese Fragen im Leben beantworte.

2. Falsche Erwartungen. Die Jünger erwarteten das kommende Reich. Aber ihre Vorstellung davon war von dem beeinflusst, was sie kannten. Die Königreiche in Israel und Umgebung waren gewohnt, ihre weltliche Macht und ihren Einfluss zur Schau zu stellen und auszubauen. Gottes Vorstellung von seinem Reich ist ganz anders. Auch wir müssen uns immer wieder unsere eigenen Erwartungen bewusst machen und erkennen, wie unangemessen sie sind. Denn nur wenn wir immer wieder unsere Erwartungen an denen Gottes ausrichten, können wir ihm dienen und seine Zeugen in der Welt sein.

3. Übertroffene Erwartungen. Das Problem mit unseren falschen Erwartungen ist immer, dass sie uns begrenzen. Aber Gott will uns immer mehr geben, als wir erwarten. Nicht, dass es quantitativ größer ist, als wir es uns vorstellen könnten. Nein, es ist eher so, dass Gott in ganz anderen Dimensionen als wir denkt. Die Gleichnisse im heutigen Evangelium eröffnen uns diese Dimensionen ein ganz klein wenig: Beim Sauerteig kommt es nicht darauf an, dass er ganz groß ist, sondern darauf, dass er ganz und gar durchsäuert ist. Statt auf Quantität setzt Gott auf Tiefe und Durchdringung: Das Reich Gottes ist eben diese Verwandlung der Herzen, die sich nicht unmittelbar an äußeren Ergebnissen messen lässt.

Gespräch mit Christus: Herr, du lädst mich ein, Senfkorn und Sauerteig zu sein und so dein Reich in dieser Welt gegenwärtig zu machen. Eröffne mir, wie ich das heute konkret tun kann, ohne mich von falschen Erwartungen beschränken zu lassen.

Vorsatz: Heute Sauerteig sein und anderen zulächeln, wo ich es sonst nicht tun würde.

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