Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
9. Oktober 2019

Beten lernen

Mittwoch der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Dionysius, Bischof von Paris, und Gefährten Märtyrer
Hl. Johannes Leonardi, Priester, Ordensgründer

Ilka Haiberger

Lk 11,1-4
Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.

Einführendes Gebet: Herr, diese Minuten sind für dich. Für dich und für mich, für unsere Beziehung. Den Lärm um mich herum lasse ich hinter mir, und ich schaue nun ganz auf dich und was du mir sagst.

Bitte: Lass mich immer wieder zu dir zurückkommen und mich dir anvertrauen.

1. Wie Jesus betete. "Jesus betete einmal an einem Ort." Diesen Ort stelle ich mir abgeschieden vor. Seine Jünger wussten wohl, dass er jetzt betet, aber dabei war niemand. Zumindest nicht so nah, dass sie gehört hätten, wie er betet. Sonst hätten die Jünger davon berichtet. Jesus wurde beim Beten von den Jüngern in Ruhe gelassen. Es war eine heilige Handlung, die von den Jüngern nicht gestört wurde. Erst als er das Gebet beendet hatte, sprach ihn ein Jünger an.

2. Einer der Jünger möchte von Jesus Beten lernen. Der Jünger bat Jesus, sie beten zu lehren, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hatte. Es scheint eine Tradition gegeben zu haben, wonach Jünger von ihrem Meister im Gebet unterwiesen wurden. Das Spezifische an Jüngern Jesu ist also nicht, dass sie beten, sondern wie sie beten. Mit welchen Worten, mit welcher inneren Einstellung. Heute gibt es Anhänger von verschiedenen "Meistern" oder Lehren. Es gibt viele, die Jesus nicht kennen, aber zu Engeln beten. Oder zum Universum. Oder zu anderen Kräften…

3. Das Gebet unseres Herrn. Wir kennen alle das Vater unser. Es sind genau die Worte, die Jesus uns empfahl zu sprechen, wenn wir beten. Es sind tiefe Worte. Dieses Gebet formt uns. Es lehrt uns, dass Gott unser Vater ist. Er ist nicht fern von uns, sondern so nah und so liebend wie ein perfekter Vater. Er war nie fern, doch die Menschheit wusste es noch nicht. Erst Jesus lehrte uns, dass Gott unser Vater ist. Es ist ein Privileg derer, die Jesus glauben, dass wir wissen, dass Gott unser liebender Vater ist. Aber das Wort "Vater" beim Beten auszusprechen, bedeutet auch, dass ich bestätige, dass Gott mein Vater ist. Ich bin vor ihm ein Kind. Ich bin nicht mit ihm auf Augenhöhe, aber doch werde ich von ihm respektiert und geliebt. Ich bin ihm ähnlich, denn ich bin sein Kind.Wir beten "Dein Reich komme." Das ist sowohl eine Bitte, als auch eine Erwartung auf den Himmel und gleichzeitig eine Zusage von uns. Und zwar die Zusage, dass wir daran arbeiten, dass sein Reich kommen kann, dass wir uns nicht der Gnade verschließen und unser Herz und Leben für sein Reich öffnen.So spricht aus jedem Wort des "Vater unsers" Glaubenswissen und Glaubensbekenntnis. Es geht auch darum, wo ich mich im großen Ganzen einzuordnen habe. Ich bin ein sündiger Mensch, der der Vergebung bedarf. Und ich bin ein Mensch, an dem andere schuldig werden, denen ich vergebe, weil Gott mir vergeben hat. Ich bin ein schwacher Mensch, der in Versuchung geraten kann.

Gespräch mit Christus: Herr, diese Stelle des Evangeliums ist uns wohlbekannt. Es gäbe noch viel mehr zu reflektieren. Und obwohl ich das Vater unser bereits unzählige Male gesprochen habe und schon viele Erklärungen darüber gehört oder gelesen habe, gibt es doch immer wieder zu denken auf. Ich möchte dieses Gebet gerne tiefer verstehen. Hilf mir dabei.

Vorsatz: Ich will das Vater unser heute einmal ganz anders beten. Zum Beispiel will ich es singen oder ganz langsam sprechen oder malen oder gar dazu tanzen? Oder beim Beten die Augen schließen. Dabei lasse ich meinem Herzen Raum, sich an dem Gebet zu beteiligen.

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