Tägliche Meditationen
X

Donnerstag,
9. September 2021

Lieben, bis es wehtut

Donnerstag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

Raphaela Kloiber

Lk 6,27-38
Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wenn ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie es euch euer Vater ist. Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.

Einführendes Gebet: Ich stelle mich in deine liebende Gegenwart, himmlischer Vater. Segne mich und segne dieses Gebet mit deiner Gnade und deinem Licht. Führe mich, damit ich deinen Willen erkenne und ihn liebevoll tue.

Bitte: Hilf mir zu erkennen, wie sehr du liebst, und zu lieben, auch wenn es mir schwerfällt.

1. Ein Aufruf zur Liebe. Wenn wir so etwas wie "Gott ist die Liebe" und "Gott liebt uns" hören, dann kommt uns manchmal ein sehr kitschiges Bild in den Sinn. Doch in diesem Evangelium spricht Jesus davon, was wahre Liebe ist. Die Liebe, die wir berufen sind, als Christen zu leben. Wahre Liebe heißt, sich zu geben. Und am besten sehen wir das an Jesus Christus selbst, der sich ganz für uns am Kreuz hingegeben hat, aus Liebe. Eine Liebe, die das Böse besiegt, indem sie sich ganz hingibt, eine Liebe, die auf den ersten Eindruck als schwach eingestuft werden könnte, eine Liebe, die allem standhält und dann doch stärker ist als alles Böse. Dazu lädt uns Jesus heute ein, zu einer kompletten Hingabe. Ich möchte jetzt einmal das Kreuz betrachten und diesen unglaublichen Liebesbeweis Gottes, der alles für mich gegeben hat.

2. Lieben, bis es wehtut. Und diese Liebe Jesu ist alles andere als kitschig. Es ist eine Liebe, die wehtut und die über sich hinausgeht. Dazu lädt Jesus uns heute ein. Mit dem Blick auf ihn und sein Kreuz sind diese Worte von Jesus dann also keine unmögliche Anforderung mehr an uns, sondern die Einladung, seine Liebe und seine Barmherzigkeit zu den Menschen zu bringen. Die heilige Mutter Teresa von Kalkutta sagt, dass wir als Christen berufen sind zu lieben, bis es wehtut: "Wahre Liebe muss wehtun. Es tat Jesus weh, uns zu lieben, es tat Gott weh, uns zu lieben, denn er musste geben, er gab seinen Sohn. Wir müssen seine Liebe sein." Bin ich bereit zu lieben, bis es wehtut, sowohl in den kleinen, als auch in den großen Dingen? Vielleicht als Mama, die jeden Tag wieder voller Fürsorge für ihre Familie da ist, ohne etwas zurückzubekommen, oder indem ich in meinem Alltag mit den Menschen, die mir besonders schwerfallen geduldig bin, usw.

3. Entgegen der Logik der Welt. In der heutigen Gesellschaft ist diese Einladung der Hingabe alles andere als beliebt oder erstrebenswert. Doch Jesus spricht von einem "überfließendem Maß", mit dem er uns beschenkt. Das ist das Maß einer Freude und eines Friedens, die nur von ihm kommen. Diese Liebe, die er uns zeigt, geht gegen die Logik der Welt, doch diese Liebe ist es, die wir berufen sind zu empfangen und zu geben.

Gespräch mit Christus: Guter Jesus, hilf mir, deinen Geist zu verbreiten, wo immer ich hingehe. Überflute meine Seele mit deinem Geist und Leben. Durchdringe mein ganzes Sein und nimm es vollständig in Besitz, so dass mein ganzes Leben nur das deine ausstrahlt. Scheine durch mich hindurch und sei so in mir, dass jeder, mit dem ich in Verbindung komme, deine Gegenwart in mir fühlen mag.

Vorsatz: Ich möchte heute in konkreten Situationen geben und die anderen lieben, auch wenn es wehtut und ich nichts dafür zurückbekomme.

Archiv

Tägliche Meditationen