Tägliche Meditationen
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Montag,
15. Februar 2016

Das Gericht der Barmherzigkeit

Montag der ersten Woche in der Fastenzeit
Hl. Siegfried von Schweden
Hl. Claude de la Columbiere SJ

P. Daniel Weber LC

Mt 25,31-46
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.

Einführendes Gebet: Du zeigst mir, dass du am Ende meines Lebens auch in Gerechtigkeit Gericht über mich halten wirst. Ich bitte dich, sei mir barmherzig!

Bitte: Guter Jesus, öffne meine Augen und mein Herz, damit ich die Not des Nächsten erkennen kann, und schenke mir die Kraft, ihm zu helfen.

1. Die guten Werke. Diese Lesung bringt uns in Kontakt mit dem Ernst des Lebens. Christus wird uns am Ende richten. Wofür interessiert sich Gott dann in unserem Leben? Interessanterweise zählen für Jesus nur die guten Taten, die die Gerechten tun werden. Den Hungrigen zu essen geben, den Durst der Durstigen stillen, den Fremden und Obdachlosen aufnehmen, den Nackten bekleiden, Kranke und Gefangene besuchen. Diese Worte haben wir schon mal gehört, sie klingen wie die Werke der Barmherzigkeit, zu denen uns der Papst in diesem Jahr besonders einlädt. Vielleicht können wir heute kurz innehalten und überlegen, wann wir solche Werke der Güte zum letzten Mal getan haben.

2. Jenseits der Kirchensteuer. Der Staat und auch unser Beitrag zu Kirche und Hilfswerken lindert viel Not. Aber wir können etwas tun, was der Staat und keine Institution für uns tun kann: Wir können die leidenden Menschen, von denen Jesus im Evangelium spricht, lieben. Wenn wir dem Verkäufer der Obdachlosen-Zeitung einen Kaffee bringen und ihm ein aufmunterndes Wort schenken, wird das den Tag dieses Menschen zum Guten verändern. Das zu tun, ist nicht leicht, denn der Mann wird wahrscheinlich genauso verdutzt sein wie mancher, der uns zuschaut. Aber es ist der Anfang von einer Kultur der Liebe, zu deren Aufbau wir berufen sind. Das ist nur ein Beispiel, aber es gibt viele Möglichkeiten, auch heute noch, die nur wir in die Tat umsetzen können. Einer reichen Gesellschaft wie der unsrigen fehlt es oft besonders an Liebe und Wertschätzung.

3. Noch ein Wort zum Gericht. Es war schon immer ein Volkssport, die Schuld auf andere Leute zu schieben. Die Eltern sind schuld, die Lehrer, die Politiker und der klassische Sündenbock: die Kirche. Viele Menschen wollen nicht mit Schuld und Wiedergutmachung konfrontiert werden. Deshalb stört sie die Rede über das Gericht und über die Strafe für die Bösen.

Das Gericht Gottes hat aber viel mehr mit Barmherzigkeit zu tun als mit Gerechtigkeit. Jesus rechnet uns in dieser Passage nicht kleinlich vor, was wir alles falsch gemacht haben. Er beurteilt unser Handeln gegenüber dem Nächsten und ob wir tatsächlich ein Herz für ihn gehabt haben. Jesus ist barmherzig und er will, dass wir es sind. Denken wir doch an unsere eigene Erfahrung: Als wir ein Werk der Nächstenliebe, von dem niemand etwas wusste, vollbracht haben, blieb das Gott nicht verborgen. Oder andersherum gesehen scheint es nur so, als ob der schlechte Mensch „ungeschoren” davon kommt. Denn bei Gott gibt ist keine Schiebung. Ja, wer nicht barmherzig war, den trifft seine Gerechtigkeit, denn er ist der einzig Gerechte und wahrhaft Barmherzige. Aber wenn wir uns redlich bemüht haben, ein gutes christliches Leben zu führen und barmherzig zu sein, dürfen wir zuversichtlich sein.

Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, ich danke dir, dass auch meine kleinen Taten so viel vor dir zählen. Lass mich nicht gleichgültig sein, sondern meinen Mitmenschen beistehen, wie du es getan hast.

Möglicher Vorsatz: Ich werde ein Werk der Nächstenliebe tun. Aufs Kaffeetrinken oder Rauchen verzichten, zählt hier nicht!

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