Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
14. November 2019

Gebet zwischen Zeichen und Wirklichkeit

Donnerstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. László Erffa LC

Lk 17,20-25
In jener Zeit als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch. Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin, und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen. Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden.

Einführendes Gebet: Herr, erleuchte mein Gebetsleben ganz konkret durch dieses Evangelium heute. Hilf mir zu erkennen: Suche ich im Gebet nur Zeichen oder suche ich dich ganz allein?

Bitte: Herr, lehre mich beten!

1. Zeichen suchen. Zeichen zu suchen und um sie zu bitten, ist etwas sehr Menschliches. Es ist keineswegs etwas Schlechtes. Jesus rügt die Pharisäer deshalb nicht. Er selbst wirkt große Zeichen, wie der Evangelist Johannes seine Wunder nennt. Wir können auch manchmal, gerade in Zeiten der Berufungsfindung oder anderer schwerer Entscheidungen, Gott im Gebet um Zeichen bitten. Aber wir müssen auch immer bereit sein, eine ganz andere Antwort zu erhalten, als wir erwarten...

2. Innen und außen. Denn das Reich Gottes kann man nicht an äußeren Zeichen erkennen. Man kann es erst erfahren, wenn man in sich geht, also ein Mensch des Gebetes wird und ein inneres Gespür für Gottes Wirken in der Welt entwickelt. Nur so laufen wir nicht Gefahr, äußere Zeichen in ihrer Bedeutung auf das zu reduzieren, was wir von ihnen erwarten. Das erlaubt uns dann, immer mehr in die Fülle des Gottgegebenen einzutauchen. Es geht dann nicht mehr darum, ob wir zu Lebzeiten noch die Tage des Menschensohnes erleben, sondern ob wir ihn von ganzem Herzen lieben.

3. Spannung aushalten. In unserem Gebet und in diesem Evangelium begegnet uns immer wieder diese Spannung zwischen den Anzeichen und dem, für was sie stehen. Zwischen unserem Wunsch nach Klarheit und Bestätigung einerseits und den geheimnisvollen, schwierigen, aber bewusst provozierenden, aufrüttelnden und auch so tiefer führenden Worten und Zeichen, die wir von Jesus bekommen. So soll wohl auch der scheinbare Widerspruch in diesem Evangelium zwischen "man kann es nicht an äußeren Zeichen erkennen" und dem doch sehr deutlich scheinenden Zeichen der Wiederkunft Christ, das "wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet", uns dazu einladen, allen Dingen vorweg auf Christus zu schauen.

Gespräch mit Christus: Herr, danke, dass du mir nicht immer die Antworten und Zeichen gibst, die ich haben will, aber immer die, die ich wirklich brauche. Hilf mir, dich im Gebet besser kennenzulernen, um auf deine Stimme mit immer neuer Offenheit und Bereitschaft zu hören.

Vorsatz: Am Ende des Tages über etwas nachdenken, was mich an diesem Tag bewegt oder irgendwie berührt hat. Könnte es ein Zeichen gewesen sein, auch in einem ganz unerwarteten Kontext? So kann ich feinfühliger werden, um besser Gottes leiser, aber tiefer Stimme zu lauschen.

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