Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
27. Mai 2020

Freude in Fülle

Mittwoch der siebten Woche der Osterzeit
Hl. Augustinus von Canterbury OSB, Bischof, Glaubensbote

P. Joachim Richter LC

Joh 17,6a.11b-19
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir.Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, in der Welt ist es nicht so einfach, den Glauben zu bewahren. Ganz schnell kann sich weltliches Denken in meine Sicht der Dinge einschleichen und mich von deinem Weg abbringen.

Bitte: Beschütze uns, Herr, damit wir an deinem Wort festhalten und deinem Weg folgen.

1. Erwählt. Wenn ein Mann einer Frau einen Heiratsantrag macht und sie ja sagt, kommt eine unsichtbare Realität ans Licht: das Geheimnis einer Erwählung. Sie haben sich gegenseitig erwählt. Nun gehört er zu ihr und sie zu ihm - exklusiv. Sie sind nicht mehr für mögliche andere Bindungen verfügbar. Die gegenseitige Erwählung ist ein notwendiger Schritt zu einer exklusiven Beziehung und zur wahren Liebe. Sehr ähnlich verhält es sich mit der Beziehung zu Jesus Christus: Er hat uns erwählt. Wenn wir zu ihm ja sagen, gehören wir ab sofort zu ihm. Wir gehören nicht mehr der Welt! Die Entscheidung, an Jesus zu glauben, erfordert immer wieder neu, dass man sich bewusstmacht: He, Jesus hat mich für eine tiefe Liebesbeziehung zu Gott erwählt, eine Beziehung, die tiefer und umfassender ist als jede Ehe. Und deshalb sage ich jetzt ade zu allem, was die Welt (hier wie im Evangelium verstanden als Raum der Sünde und eines Lebens getrennt von Gott) mir anbietet! Wenn ich von Christus erwählt bin, bin ich nicht (mehr) von der Welt.

2. Erwählt zur Freude. Was sind eigentlich die Absichten Gottes mit uns Menschen? Worauf zielt er letzten Endes ab? In dieser letzten Rede Jesu vor seinem Tod offenbart er seinen Jüngern die Absicht Gottes: Freude in Fülle! Kaum zu glauben, aber dennoch wahr! Freude in Fülle! Dazu hat Christus uns erwählt, dass wir an seiner Freude teilhaben. Gott erwählt uns nicht für sich, weil ER etwas davon hat, sondern damit WIR etwas davon haben, mehr und Größeres als wir uns je vorstellen können! So gut bist du, unser Gott!

3. Geheiligt. Die Worte und Gebete Jesu beim letzten Abendmahl gehören gewissermaßen zu seinem Testament. Er betet zum Vater, dass seine Jünger geheiligt werden. Hier geht es nicht um ein schönes frommes, aber im Grunde vielleicht hohles Tun, sondern um Heiligung in der Wahrheit. Die Wahrheit unseres Lebens muss unbedingt Teil unserer Beziehung zu Gott sein! Das beginnt damit, dass ich im Gebet zuerst meine Stimmung wahrnehme, damit ich mich vor Gott nicht verstelle, sondern ganz ehrlich werde. Es geht weiter mit der Frage: Bemühe ich mich ernsthaft darum, so zu leben wie ich glaube? Trachte ich danach, mich von allen ungeordneten Bindungen an irdische Dinge zu lösen? Denn in der Taufe bin ich ja geheiligt worden, also von Gott für sich und sein Reich erwählt! Lebe ich meine Beziehung zum Herrn in dem nüchternen Bewusstsein, dass niemand Gott ohne Heiligung schauen kann?

Gespräch mit Christus: Herr, nicht immer ist mir bewusst, dass es beim Glauben um etwas so Großes geht. Beim letzten Abendmahl war es dir wichtig, dafür zu beten, dass deine Jünger geheiligt werden. Öffne mir die Augen für diese Realität, damit ich immer besser begreife, wie wichtig es ist, auf dem Weg der Heiligung zu gehen. Mit dir will ich hinausfahren auf das große Meer des geistlichen Lebens, denn du bist bei mir im Boot.

Vorsatz: Wenn ich das Weihwasser nehme, will ich mir kurz bewusstmachen, dass ich getauft bin, d.h. von Gott geheiligt und zur vollkommenen Freude des Himmels berufen. So kann ich froh mein Nein zu weltlichen Ablenkungen und Verführungen sagen.

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