Tägliche Meditationen
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Sonntag,
14. Februar 2010

Segen und Fluch

Sechster Sonntag im Jahreskreis

P. Steven Reilly LC

Lk 6,17,20-26
Jesus stieg mit seinen Aposteln den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon. Er richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

Einführendes Gebet:   Heiliger Geist, du freundlicher Gast meiner Seele, ich öffne dir jetzt meine Seele. Allzu oft bin ich von dem, was mich unmittelbar beschäftigt, ganz eingenommen. Oft sehe ich nur das, was vor mir liegt und vergesse das, was mich näher zu dir bringen kann. Oberflächlichkeit zerfrisst mein Herz, wenn ich nur nach Werten strebe, die so schnell wie der Morgendunst vergehen. Ich glaube, dass du mich mit deinem Licht und deiner Kraft stützt und meinen schwachen Willen stärkst.

Bitte:  Herr, komm und richte mich auf. Mit dir kann ich alles tun, denn du gibst mir neue Kraft.

1. Beständigkeit kommt von der Gnade. Jesus stieg hinab und blieb in der Ebene stehen und alle standen um ihn herum. Diese Einleitung ist wichtig, weil sie uns zeigt, dass Gott immer zu uns herabsteigt, um uns zu helfen. Wie oft verlassen wir uns auf unsere eigene Kraft und müssen dann frustriert feststellen, dass wir nicht mehr weiterkönnen? Schauen wir auf die Vorsätze, die wir zu Beginn des neuen Jahres gefasst haben. Halten wir sie noch ein? Aber es ist doch Christus, der zu uns kommt und uns durch seine Gnade neue Kraft gibt. Wir dürfen das niemals vergessen, sonst werden wir immer wieder die Erfahrung des Scheiterns machen. Um seelisch stark zu bleiben, müssen wir unsere Schwäche anerkennen und annehmen und uns dann Christus zuwenden und ihm erlauben, als Gott in unserem Leben zu wirken. Christus weiß, wie es um uns steht; er weiß, dass wir tief in unserer Seele den Wunsch nach dem Guten haben, er weiß aber auch, dass dort die Kräfte des Bösen wirken, die uns zu Entscheidungen verleiten können, die uns unwiderruflich verderben können. Schauen wir also auf unsere Schwäche und rufen mit dem heiligen Paulus aus: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark!” (2 Kor 12,10).

2. Gott kennt unsere Herzen. Bei seiner Amtseinführung verkündete Papst Johannes Paul II. voller Kraft, dass Christus weiß, was im Menschen ist. Er allein weiß es, und was das Herz am meisten rühren muss: Jesus ist deswegen nicht erschüttert. Jesus sieht in unserem Herzen immer ein großes Potential zur Heiligkeit, was erklärt, warum der Heilige Geist uns unaufhörlich zu größeren Tugendanstrengungen drängt. Er schaut voller Hoffnung auf uns, denn „das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen” (Mt 12,20). Wenn wir unsere Begrenztheit annehmen und uns demütig seiner Gnade und seinem göttlichen Plan öffnen, ist geistlicher Reichtum und Fruchtbarkeit für unsere Hände zum Pflücken bereit. „Mit Gottes Licht macht die Seele, wenn sie ihr eigenes Elend sieht, immer mehr Fortschritte. Je mehr wir uns unseres Elends bewusst werden, umso näher kommen wir Gott, denn wir können Gott besser von unten sehen und uns so über seine Fürsorge freuen und den Charme seiner göttlichen Gegenwart tiefer und tiefer erfahren” (Erzbischof Luis M. Martinez, Secrets of the Interior Life).

3. Unsere Herzen sind für die Liebe gemacht. Jesus beginnt seine Rede mit dem Lobpreis auf die Armut im Geist, was deren Wichtigkeit hervorhebt. Als Jesus so über die Menge schaut, durchdringt sein Blick deren innere Festung ‐ das Herz - , in welchem jeden Tag ein Kampf stattfindet, der Kampf zwischen dem serviam - ich diene und dem non serviam - ich diene nicht! Das Herz ist für die Liebe gemacht, aber im Herzen findet ein geistlicher Kampf statt, wo es um die Liebe zu Gott oder um die Liebe zu den Geschöpfen, die eigentlich Eigenliebe ist, geht. Dort im Herzen müssen wir diesen Kampf für Gottes Willen und seinen Plan unermüdlich kämpfen, denn es geht um das Leben und die Ewigkeit. Wir können unmöglich die Vollkommenheit erlangen, ohne auf unseren Besitz zu verzichten, ohne unsere Herzen von ihm zu befreien. Gott wird unsere Herzen erst dann ganz in Besitz nehmen können, wenn wir alles andere daraus entfernt haben. Solange wir die Wurzel der letzten ungeordneten Neigung, die darin wohnt, nicht ausgerissen haben, kann die Liebe zu Gott darin nicht in uneingeschränkter Souveränität herrschen” (Erzbischof Luis M. Martinez, Secrets of the Interior Life).

Gespräch mit Christus:  Herr, hilf mir, meine Augen immer auf das eine Ziel auszurichten, welches du selber bist! Schenk mir den Mut, Anhänglichkeiten, welche mich daran hindern, dich mehr zu lieben und der Heilige zu werden, zu dem du mich berufen hast, aus meinem Herzen auszureißen.

Vorsatz:   Ich will mich proaktiv von Äußerungen des Stolzes enthalten, indem ich konkrete Taten der Demut umsetze.

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