Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
5. April 2023

"Bin ich es, Rabbi?"

Mittwoch der Karwoche
Hl. Vinzenz Ferrer, Ordenspriester

Br. Sebastian Jasiorkowski LC

Mt 26,14-25
In jener Zeit ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern. Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote gingen die Jünger zu Jesus und fragten: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten? Er antwortete: Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern. Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Paschamahl vor. Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern. Da waren sie sehr betroffen, und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr? Er antwortete: Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, wird mich verraten. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre. Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi? Jesus sagte zu ihm: Du sagst es.

Einführendes Gebet: O Herr, wir kommen dem Tag deiner leidenschaftlichen Hingabe für unsere Erlösung näher und näher. Die heutige Lesung weckt in mir Gefühle des Vertrauens, aber auch Schmerz und Abscheu. Hilf mir, tiefer zu gehen, Jesus. Ich will nicht nur Judas sehen, sondern mich auf dich konzentrieren und mich für meine Sünden entschuldigen. Ich will dein Herz sehen und mich mit dir vereinen. Heiliger Geist, bitte komm, und lass mich ins Herz Jesu eintreten. Amen.

Bitte: Für die Einheit der Christen, der Kirche, der Familien, und endlich auch für unsere Einheit mit dem Herrn.

1. Die Verurteilung. Beim Lesen der biblischen Geschichte ist es mir oft passiert, zu erkennen, dass ich dazu neige, zu verurteilen und zu denken: Warum hast du so etwas getan? Die Geschichte von Adam, der kein Vertrauen auf Gott hat, der wunderbare König David, der unrein und ein Mörder geworden ist, dann Petrus, Paulus, und jetzt Judas… Wie ist das möglich? Besonders, weil sie so nahe bei Gott waren. Aber dann schaue ich auf mein Leben und weiß, dass ich nicht besser bin. Ihre Geschichte ist meine Geschichte, sie handelt von meiner Sklaverei gegenüber der Sünde, meiner Anhänglichkeit, meinen Süchten, meinem Egoismus, und alles, was bei mir einer tieferen Beziehung mit Christus im Weg steht. Kann ich es sehen? Erkenne ich, worin meine Hindernisse bestehen?

2. Eine andere Geschichte. In der Geschichte von Josef im Kapitel 37 vom Buch Genesis, betrachten wir, wie Hochmut, Neid und Egoismus die 11 Brüder dazu gebracht hat, ihren Bruder, Josef, zu verkaufen. Der Bruder wurde ein Sklave, aber nur um später der wichtigste Beamte des Pharaos zu werden. Wir können die ganze Geschichte heute nachlesen, um in einem wichtigen Punkt, den ich unterstreichen wollte, tiefer zu gehen. Nämlich, dass Gott JEDE Schwierigkeit, Sünde, Schwäche in etwas Gutes verwandeln kann, wenn wir es ihn tun lassen. Warum? Weil Er es kann, Er ist Gott. Und mehr noch: Er ist die Liebe, Gott der Vater, offenbart in Christus, der für uns am Kreuz stirbt. Es ist auf lateinisch die sogenannte felix culpa ("glückliche Sünde"): die ursprüngliche Sünde Adams (und alle unsere Sünden!) durch das Kreuz Christi sind sie zu einer noch größeren Gnade geworden: Wir sind nicht mehr nur die Krone der Schöpfung. Wir sind Söhne und Töchter des Vaters. Also, fragen wir uns, ob wir der Gnade Gottes Grenzen gesetzt haben. Gibt es vielleicht noch eine Schwierigkeit, eine Wunde, ein Schmerz, die wir noch nicht Gott anvertraut haben? Jesus will das von uns hören. ZOU

3. Unendliche Liebe. Jesus hat Judas nicht verworfen, obwohl er wusste, was sein Jünger tun würde. Jesus erwartete alles, aber er war dabei nicht passiv! Er liebte, betete und sprach stärkende Worte und hoffte auf die Bekehrung des Judas: "Für ihn (den Verräter) wäre es besser, wenn er nie geboren wäre." Und als Judas gesündigt und Jesus verraten hatte, ist er für ihn und für seine Erlösung gestorben. Wenn er Judas so sehr liebte, könnte er uns etwa weniger lieben? Christus wird uns nie in der Dunkelheit der Sünde belassen. Er hat sich schon für uns entschieden. Hast du dich für ihn entschieden?

Gespräch mit Christus: Jesus, ich vertraue auf dich und deine unendliche Liebe. Sie ist mein Fundament, meine Sicherheit. Ich überlasse dir jetzt alle Schwierigkeiten in meinem Leben. Ich will nur das fördern, was mich dir näherbringt. Ich suche es, und bete immer um ein reines Herz, wie das deine. Selbst wenn ich falle, falle ich auf dich, nur um später von dir noch höher erhoben zu werden, damit ich erkenne, wie sehr ich dich brauch, o Herr. In Demut erkenne ich: ich brauche den Erlöser. Und im Frieden sage ich, dass ich dich habe!

Vorsatz: Ich bete ein Gebet, in dem ich Gott alle Schwierigkeiten anvertraue.

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