Tägliche Meditationen
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Dienstag,
10. August 2021

Wer verliert, gewinnt

Dienstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Laurentius, Diakon, Märtyrer
Fest

Eric Briemle

Joh 12,24-26
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt geringachtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.

Einführendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Ich möchte auf all das hören, was du mir heute zu sagen hast.

Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen.

1. Wer an seinem Leben hängt, verliert es. Dieses paradoxe Prinzip – dass das eigentliche Ziel durch das scheinbar ihm zuwiderlaufende Gegenteil erreicht wird – durchzieht viele Aspekte des Lebens, angefangen bei ganz natürlichen Dingen wie dem Weizenkorn, das Jesus erwähnt. Es gibt weitere ähnliche Beispiele: Wer seinen Körper schont, schadet ihm oft mehr, als wenn er ihn fordert. Wer nicht investiert, kann auch nicht mit großem Gewinn rechnen. In Studien sind die wirklich mit Glück erfüllenden Jobs ausgerechnet jene, die mehr Hingabe an andere erfordern (Erzieher, Priester, Feuerwehr…). Heutzutage, da das Leben immer komfortabler wird, ist diese Botschaft, dass das Leben erst durch die Hingabe gewonnen wird, wichtiger denn je.

2. Wer sein Leben in dieser Welt geringachtet… Oft wird Religionen und insbesondere Christen eine Realitätsferne und frei erfundene Mystik vorgeworfen. Tatsächlich ist es aber völlig offensichtlich und logisch nachvollziehbar, dass das Leben in dieser Welt nur einen sehr begrenzten Wert hat. In diesem Sinn verwendet Jesus ja das Beispiel aus der Natur vom Weizenkorn, um die geistige Realität zu erklären. Aber obwohl die Argumentation schlüssig ist, fällt es uns Menschen oft schwer, gerade sehr oberflächliche Themen (Geld, Komfort, Ruhm...) so geringzuachten, wie sie es im Vergleich zu anderen Themen verdienen.

3. Wo ich bin, da wird mein Diener sein. Für uns klingen diese Worte Jesu schon vertraut, aber damals müssen sie doch nahezu skandalös gewesen sein. Nicht wegen der Kernaussage selbst, sondern weil Jesus hier einen ganz anderen Anspruch als die Propheten erhebt. Er zeigt nicht nur auf Gott, sondern stellt sich selbst als Maßstab und Ziel dar. "Wer mir dienen will..." , "Wo ich bin…". Die Kirche ist, wie Papst Benedikt XVI. sagt, "keine Buchreligion" (Verbum Domini, 7); keine Sammlung von Weisheiten zur Lebensverbesserung; sondern Jesus selbst als fleischgewordenes Wort ist Ziel und Mittelpunkt unseres Lebens. Das ist das wirklich Neue an der Botschaft Jesu.

Gespräch mit Christus: Jesus, danke, dass du dich wie das Weizenkorn hingegeben hast, um Frucht zu bringen. Ich möchte deinem Beispiel folgen, möchte als dein Diener da sein, wo du bist. Bitte gibt mir die Kraft dazu.

Vorsatz: Heute mit dem Blick auf Jesus bewusst auf etwas Komfortables verzichten, um mehr Weizenkorn zu sein. Vielleicht durch eine Tat der Nächstenliebe, die unbequem ist.

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