Tägliche Meditationen
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Dienstag,
16. November 2021

Ein Begegnungsfall

Dienstag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Margarete von Schottland, Königin

P. Thomas Fox LC

Lk 19,1-10
In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Einführendes Gebet: Jesus, du hast einmal zu deinen Jüngern gesagt, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Hier ist ein solcher Reicher wie ich, Zachäus, und du hast es geschafft, ihn für dein Reich zu gewinnen. Was muss passieren, damit dieses Wunder geschieht? Wie kann ich dir heute so begegnen wie er? Ich möchte lernen, wie meine Begegnung mit dir heute echt und fruchtbar werden kann.

Bitte: Zeige mir, Jesus, was du vermagst, wenn ich keine Möglichkeit mehr sehe und schenke mir eine echte Begegnung mit dir!

1. Zachäus. Die Leute dachten alle ähnlich über Zachäus: "Er ist ein Sünder, eine pechschwarze Seele! Bei dem ist alle Liebesmüh vergeblich, Hopfen und Malz verloren." Und oft denken wir, dass andere so über uns denken. Trotzdem traf das, was die meisten über ihn dachten, nicht zu. Der Zollpächter war irgendwie ein Mensch wie wir alle: Ja, es gab üble Neigungen in ihm, aber auch sehr gute. Hand aufs Herz, in jedem von uns tobt der Kampf zwischen Gut und Böse! Wir alle tragen in unserem Gewissen dunkle und helle Zonen und die Frontlinien verschieben sich ständig, ja, sie verlaufen nicht nur am äußersten Rande, sondern mitten durch unser Herz. Worauf es aber ankommt, ist, dass wir uns als Kinder des Lichts, als Kinder Abrahams, entpuppen und entpuppen wollen – mit Entschlossenheit! Dann haben wir wieder eine Chance.

2. Wo war der Wendepunkt? Wie geht Jesus auf Zachäus zu, was lernen wir hier über ihn? – Auf jede kleine Geste der Neugierde, auf jeden Funken der Aufmerksamkeit und der Suche nach Gott hin richtet der Herr seinen Blick auf uns (wie auf Zachäus), spricht unseren Namen aus und bittet freudig um Einlass in unser Herz. Das überrascht, denn wir Menschen erwarten gewöhnlich von anderen, und deswegen auch von Gott, Reserviertheit, wenn nicht offene, so doch heimliche Kritik. Aber Jesus ist das ungetrübte göttliche Licht und er schaut deshalb immer mit Hoffnung auf das Gute in uns und lädt uns ein, Gutes zu tun, unsere Fähigkeiten und Mittel für ihn und sein Reich einzusetzen. Und sein heller Blick befreit!

3. Befreiung zum Guten. Wenn wir ehrlich sind, warten wir schon immer und jeden Tag auf so eine überwältigend nette Einladung, auf einen Menschen wie Christus, der unsere wahren Fähigkeiten erkennt, uns wirklich schätzt, über unsere Unebenheiten hinwegsieht und dadurch für all das Gute befreit, das in uns gelegt ist. Immer wenn wir überrascht wahrnehmen, dass jemand uns nicht ablehnt, sondern sich uns zuwendet, uns kennt, bei uns sein will und darüber Freude empfindet, dann befreit uns diese Person von den Fesseln der Menschen- und Gottesfurcht. Und die Begegnung setzt in uns ungeahnte Kräfte frei, die uns befähigen, uns mit Freude für Gott und für andere zu verschwenden. Bitten wir den Herrn um eine solche Begegnung mit ihm und darum, dass er uns Menschen gibt, die sie uns schenken. Vielleicht kann auch ich so ein Mensch für andere sein.

Gespräch mit Christus: Herr, ich bin auf die innere Begegnung mit dir angewiesen. Nur du kannst mich für das Gute befreien, das du in mich gelegt hast. Lass mich dich in der Hoffnung suchen, dir im Glauben begegnen, und in Liebe antworten.

Vorsatz: Ich werde heute oftmals als Stoßgebet sagen: "Jesus Christus ist der Herr!" auf ihn schauen und mich von ihm befreien lassen.

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