Tägliche Meditationen
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Samstag,
1. Oktober 2016

Ausgesandt

Samstag der Sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Therese von Lisieux OCD

Dorit Wilke-Lopez

Lk 10,17-24
In jener Zeit kehrten die Zweiundsiebzig zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Herr, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort bei mir bist. Ich möchte es lesen wie einen Brief, den du mir heute schreibst. Heiliger Geist, du Atem Gottes, erfülle mich und zeige mir, was der Vater mir durch Jesus heute sagen will. Amen.

Bitte: Öffne, Herr, meine Augen, und zeige mir, was die Zweiundsiebzig gesehen haben, und lass mich hören, was sie hören durften!

1. Satan ist wie ein Blitz vom Himmel gefallen. Jesus hat alles Böse besiegt. Zwar gibt es hier auf der Erde noch viel Leid, aber es wird ein Ende haben und dann kommt das Endgültige. Vielmehr: Schon jetzt sind wir eingehüllt von der unsichtbaren Wirklichkeit des Reiches Gottes, die viel kraftvoller ist als die sichtbare Realität. Diese unsichtbare Wirklichkeit können wir nur wahrnehmen, wenn wir sie uns von Jesus zeigen lassen. Die Offenbarung geht an die Unmündigen, nicht an die Weisen und Klugen. Deswegen möchte ich kein "mündiger Christ" sein, wie es manchmal verstanden wird. Meine Mündigkeit soll darin bestehen, das, was ich mir selbst nie werde geben können, gläubig anzunehmen, das, was Christus mir durch die Kirche und ihr Lehramt, die Heilige Schrift und das Gebet offenbart. Auch wenn ich dann in der aufgeklärten Welt als naives Schaf gelte.

2. Sogar die Dämonen gehorchen uns. Welche Dämonen sind es, die mich heimsuchen? Bei mir ist es der Leistungsdruck, mein Arbeitspensum zu schaffen. Der weitet sich oft sogar auch noch darauf aus, das "Gebetspensum" zu schaffen. Manchmal ist es auch eine gewisse finstere Art, meinen Nächsten wahrzunehmen, vor allem, wenn dieser nicht meiner Meinung ist, perfider Weise besonders auf dem Gebiet des Glaubens. Wenn ich es wahrnehme, bete ich und spreche immer wieder Jesu Namen aus: Jesus, befreie mich, Jesus, heile mich, Jesus, rette mich. Ich darf immer wieder erfahren, dass ich dann freier werde und nach und nach diese Dämonen weichen.

3. Zurückkehren. Dass Jesus außer den zwölf Aposteln auch zweiundsiebzig Jünger aussendet, deutet an, dass er alle aussendet, denn Zweiundsiebzig ist eine symbolische Zahl: sechs mal zwölf – zwölf erinnert an die 12 Stämme Israels und die 12 Apostel und steht insofern für die Gesamtheit des Gottesvolks. Zwölf ist auch die Zahl der himmlischen Vollkommenheit (12.000 x 12.000 = 144.000 die Zahl der Erwählten), während die Hälfte, sechs, für die irdische Vollkommenheit steht. Da es nach damaliger Überzeugung (vgl. Gen 10) neben den Juden 70 andere Völker gab, deutet dies den universalen Missionsauftrag der Jünger Jesu an. So sind auch wir alle ausgesandt, das Reich Gottes zu verkünden. Das heißt nicht unbedingt, dass wir uns auf die Plätze stellen und predigen oder überall klingeln gehen und Bibelstudien anbieten müssen. Das heißt, durch Liebe, Nachsicht, Geduld, Hilfsbereitschaft und Gottvertrauen den Menschen in meiner Umgebung vom Evangelium zu erzählen, manchmal auch mit Worten, wie Mutter Teresa es formuliert hat. Und jeden Sonntag, wenn die Woche vorbei ist und eine neue Woche anfängt, dürfen wir zu Jesus zurückkehren und ihm berichten, wie unsere Woche gelaufen ist, wo das Reich Gottes ein wenig gewachsen ist und wie wir Jesu Wirken erfahren haben. Und am Ende der Messe werden wir wieder ausgesandt, in Frieden zu gehen und Frieden zu bringen.

Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, du bist der, an den ich mich halten will. Du zeigst mir mehr als Könige und Propheten. Ich glaube dir das, Jesus. Lass meinen Glauben wachsen, damit ich mich immer mehr auf dich verlasse, und öffne meine Augen, damit ich wahrnehme, wie das Reich Gottes wächst. Ich will dir einfach vertrauen und folgen.

Möglicher Vorsatz: Ich kann die nächste Sonntagsmesse morgen oder heute in der Vorabendmesse so wahrnehmen, dass wir Ausgesandte sind, die zu Jesus zurückkehren, bei ihm auftanken und ihm erzählen, was wir erlebt haben.

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